Einfirmen- und Mehrfachvertreter sind ihrem Versicherer tendenziell treu, aber rund jeder Zehnte (10,1 Prozent) hegt Wechselgedanken. Das ist das Ergebnis der BVK-Strukturanalyse 2022/2023, die der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) alle zwei Jahre durchführt. Für die aktuelle Erhebung wurden 1.842 Fragebögen ausgewertet, von denen sich 93,6 Prozent den Einfirmen- und Mehrfachvertretern zuordnen lassen.

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Obwohl die Umfrage nicht repräsentativ ist, kann sie zumindest Tendenzen abbilden. Hier zeigt sich, dass die Wechselbereitschaft gegenüber der letzten Umfrage wieder leicht zugenommen hat: 2021 hegten noch 7,5 Prozent der befragten Vermittlerinnen und Vermittler Wechselabsichten. Bei der aktuellen Umfrage zeigten sich Einfirmenvertreter mit 10,9 Prozent deutlich wechselfreudiger als Mehrfachvertreter mit 5,9 Prozent. Auf die Zahlen macht das Versicherungsjournal aufmerksam, das auch die Studie verlegt.

Viele Wechselwillige überlegen, Makler zu werden

Gefragt wurde auch, wohin die Vertreterinnen und Vertreter wechseln wollen. Mit rund 65 Prozent gab die Mehrheit der Wechselwilligen an, dass sie mit dem Gedanken spiele Makler zu werden. Gut ein Fünftel möchte innerhalb des Vertriebsweges zu einem anderen Versicherer wechseln. Weitere 14 Prozent nennen Mehrfachvertreter als Ziel.

Die Studienmacher werteten auch aus, bei welchem Versicherer die Wechselbereitschaft besonders groß ist. In absoluten Zahlen weisen hier Allianz und Ergo eine hohe Zahl an Wechselwilligen auf: 53 von 380 befragten Allianz-Vertretern erwägen, ihrem Versicherer untreu zu werden, bei Ergo sind es 22 von 193 Vertretern.

Betrachtet man hingegen den Anteil der Wechselwilligen an der Gesamtzahl der Antwortenden eines Versicherers, so weist die DEVK den höchsten Anteil an Wechselwilligen auf. Fast ein Drittel (13 von 42) äußerte hier eine Wechselbereitschaft, was einer Wechselbereitschaftsquote von 31,0 Prozent entspricht. Auch bei den VGH Versicherungen Niedersachsen und der Öffentlichen Versicherung Bremen (ÖVB) ist die Quote der Wechselwilligen mit 22,7 Prozent sehr hoch, was Platz zwei im Ranking bedeutet. Bei den öffentlichen Versicherern, die in getrennten Regionen ein gemeinsames Versicherungsgeschäft betreiben, waren zehn von 44 Befragten wechselbereit.

An dritter Stelle liegt die Allianz: Die bereits erwähnten 53 Wechselwilligen von 380 befragten Allianz-Vertretern bedeuten eine Quote von 13,9 Prozent. Auch die Ergo liegt mit 11,6 Prozent wechselwilligen Vertretern über dem Branchendurchschnitt von 10,1 Prozent. Die Wechselbereitschaft wurde nur ausgewertet, wenn mindestens 30 Vertreter eines Versicherers geantwortet haben.

HDI, LVM und Öffentliche Oldenburg haben besonders treue Vertreter

Am anderen (und besseren) Ende der Skala können die HDI, LVM und die Öffentlichen Versicherungen Oldenburg auf besonders treue Vertreterinnen und Vertreter vertrauen. Von den 32 befragten HDI-Vertretern hegte kein einziger Wechselabsichten, was logischerweise eine Wechselwilligenquote von 0,00 Prozent bedeutet. Bei der LVM (vier Wechselwillige von 110 Befragten) und bei der Öffentlichen Oldenburg (zwei von 48) ist die Quote mit 3,6 Prozent und 4,2 Prozent ebenfalls weit unter dem Marktdurchschnitt.

“Für die betroffenen Gesellschaften dürfte es von großem Interesse sein, welcher Anteil ihrer Ausschließlichkeitsvertreter ein Wechselinteresse hegt“, schreiben die Studienautoren im Text der BVK Strukturanalyse. Und weiter: „Selbst wenn es sich hier um Zufallsstichproben handelt, die den unterschiedlichsten Einflüssen unterliegen, und teilweise schon aufgrund der geringen Anzahl Teilnehmender je Gesellschaft eine begrenzte Aussagekraft besteht, sollten sich die Gesellschaften Gedanken machen, deren Vertreter sich besonders zur Teilnahme motivieren haben lassen und ein Wechselinteresse eingeräumt haben“.

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Gründe für den Wechselwunsch

Als Hauptgrund für das Wechselinteresse wird von Einfirmenvertretern genannt, dass eine höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz angestrebt wird (84,4 Prozent). „Weniger Vertriebsdruck“ wünscht sich mehr als jeder zweite Wechselbereite (51,1 Prozent), einen „höheren Betriebsgewinn“ streben fast sechs von zehn (56,7 Prozent) an. Seltener ist die Weitergabe an einen Familienangehörigen (20 Prozent) ausschlaggebend. Mehrfachantworten waren hier möglich.

Auffallend ist, dass Mehrfachvertreter andere Gründe für ihren Wechselwunsch haben. Hier ist ein „höherer Betriebsgewinn“ mit 75,0 Prozent Zustimmung Hauptmotiv. Eine höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz und weniger Vertriebsdruck strebt jeder vierte Mehrfachvertreter an (je 25 Prozent Zustimmung).

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Die Studie hat 168 Seiten im Format DIN A4 und wird angeboten als E-Book im PDF-Format, für 494 Euro inklusive Mehrwertsteuer im E-Mail-Versand. Sie kann beim Verlag VersicherungsJournal hier bestellt werden.

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