Die Angst vieler Deutscher vor Aktien- und Fondsanlagen macht auch vor dem Wirtschaftsflügel im Konrad-Adenauer-Haus nicht Halt. Gitta Connemann, langjährige Bundestagsabgeordnete und Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion, sagte in einem Interview mit ntv, sie lehne das von der Ampel-Regierung geplante Generationenkapital ab. "Die Aktienrente erinnert an einen Hedgefonds, und der deutsche Staat als Hedgefonds-Verwalter ist ein hohes Risiko, deshalb stehen wir dem skeptisch gegenüber.“

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Vorurteil: An den Aktienmärkten wird gezockt

Damit bedient Connemann indirekt die Vorstellung, dass an der Aktienmärkten vornehmlich mit dem Geld der Anlegerinnen und Anleger gezockt werde. Hedgefonds gelten als Katalysator der Finanzkrise von 2008, dem Ruf nach setzen sie stark auf risikoreiche Anlagestrategien, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Dabei nutzen sie auch Fremdkapital: Sie investieren stark vereinfacht auf Kredit. Im Jahr 2005 geißelte der damalige SPD-Chef Franz Müntefering Hedgefonds als „Heuschrecken“. Tatsächlich verfolgen aber auch Hedgefonds sehr unterschiedliche Anlagestrategien: gemeinsam ist ihnen ein eher risikoreiches Investment.

Doch genau diese Anlagestrategie wird jener öffentliche Fonds, der das Generationenkapital bzw. die Aktienrente verwalten soll, nicht verfolgen. Im Gegenteil: Risikoreiche Investments werden ihm voraussichtlich verboten sein. Nach den Plänen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sollen die investierten Milliarden-Gelder von der öffentlich-rechtlichen Stiftung KENFO betreut werden: eine Stiftung, die ursprünglich 2017 gegründet wurde, um den Atomausstieg zu finanzieren. Derzeit verwaltet der Fonds ein Vermögen von 24 Milliarden Euro. Er verfolgt eine sehr vorsichtige Anlagestrategie, die darauf zielt, Marktrisiken weitestgehend zu reduzieren. KENFO hält ein breit gestreutes Portfolio aus Staats- und Unternehmensanleihen, Aktien sowie geldmarktnahen Anlagen. Dieses verteilt sich auf 9.000 Einzelwerte in mehr als 90 Ländern.

Die Bundesregierung will mit dem Generationenkapital das Umlagesystem der gesetzlichen Rente stabilisieren und einen zusätzlichen Kapitalstock ansparen. Zunächst sind 10 Milliarden Euro geplant, doch geht es nach dem Willen von Bundesfinanz- und Bundesarbeitsministerium, wird dieses Geld 2024 auf 12 Milliarden Euro aufgestockt und die investierte Summe jedes Jahr um drei Prozent erhöht. So sollen bis zum Jahr 2035 200 Milliarden Euro angespart werden, um zukünftige Beitragszahler zu entlasten. Die Rendite aus den Geldern soll dann der Rentenversicherung zufließen, damit in einer alternden Gesellschaft der Rentenbeitrag nicht stark angehoben werden muss und das Rentenniveau dennoch halbwegs stabil bleiben kann.

CDU will Renteneintrittsalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Gitta Connemann befürwortet stattdessen eine Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren - und mehr Flexibilität beim Wechsel in die Rente. "Wir haben eine demografische Herausforderung, das heißt die Ankoppelung des Renteneintrittsalters an die Lebensleistung, an das Alter, das ist ebenso wichtig wie die Minimierung von Fehlanreizen. Wir fordern auch die Abschaffung der Rente mit 63", sagte Connemann dem Sender ntv. Man werde überlegen müssen, wie das Arbeiten im Alter attraktiver gemacht werden könne. "Dafür haben wir ein Konzept vorgelegt mit der Flexi-Rente. Jemand, der bereit ist, länger zu arbeiten, der muss mehr davon haben, als er heute hat.“

Ganz ähnlich äußert sich CDU-Chef Friedrich Merz in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auch er lehnt es ab, ein starres Renteneintrittsalter festzuschreiben: und schlägt stattdessen einen Mechanismus vor, wonach sich die Regelaltersrente an der Lebenserwartung der Deutschen orientiert. Man solle nicht in die „alte Debatte“ verfallen, „ob wir mit 67 oder 70 Jahren in Rente gehen sollen“, sagte Merz der FAS. Er ergänzte: „Besser wäre es, die steigende Lebenserwartung in zusätzliche Arbeit und zusätzlichen Rentenbezug aufzuteilen.“

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Wie genau soll aber die Lebenserwartung aufgeteilt werden? Auch dafür gibt es bereits ein Konzept. Die Tageszeitung WELT hatte vor einigen Wochen aus einem internen CDU-Arbeitspapier zitiert, das in das Grundsatzprogramm der Partei einfließen soll. Darin wird festgehalten, wie die Regelaltersrente steigen soll, nachdem sie bis zum Jahr 2031 ohnehin auf 67 Jahre angehoben wurde. „Konkret erhöht sich dann […] die Regelaltersgrenze um vier Monate für jedes gewonnene Lebensjahr“, heißt es in dem bislang unveröffentlichten Papier.