Krankenkassen: Karl Lauterbach erwartet erneut steigende Zusatzbeiträge für 2024
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stimmt die Bürgerinnen und Bürger erneut auf steigende Zusätzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung ein. Beitragserhöhungen seien aufgrund des Defizits bei den Krankenkassen unausweichlich - die Beiträge sollen aber nur moderat steigen.
Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich 2024 auf weiter steigende Krankenkassen-Beiträge einstellen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb am Donnerstag auf der Social-Media-Plattform X -ehemals Twitter-, dass Mehrbelastungen unvermeidbar seien. Diese sollen aber eher moderat ausfallen. "Der Zusatzbeitrag wird wahrscheinlich für einen Durchschnittsbürger um etwa drei Euro pro Monat steigen“, so Lauterbach. Und weiter: “Dafür bekommen wir bessere Medikamente, modernere Technologie, mehr Spezialisierung im Krankenhaus, mehr Digitalisierung“.
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"Ich rechne mit einer sehr moderaten Erhöhung der Zusatzbeiträge“, sagte Lauterbach auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Eine Erhöhung um drei Euro ergäbe sich, wenn der Zusatzbeitrag um 0,2 Beitragssatzpunkte angehoben würde. Bei einem Einkommen von circa 3.000 Euro ergebe das für die Kassenmitglieder einen Mehrbeitrag von drei Euro pro Monat, da der Krankenkassen-Beitrag paritätisch finanziert werde: die andere Hälfte zahlt folglich der Arbeitgeber.
Ob und in welcher Höhe die Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag anheben, bleibt jedoch ihnen selbst überlassen. Wenn das Bundesgesundheitsministerium den Zusatzbeitrag raufsetzt, so ist dies nur eine unverbindliche Empfehlung: Grundlage dafür sind die Finanzprognosen des Schätzerkreises für die gesetzliche Krankenversicherung, der laut Lauterbach erst noch zusammentreten wird. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen rechnet für das Jahr 2024 mit einem Defizit zwischen 3,5 und 7 Milliarden Euro: abhängig von der Wirtschafskonjunktur und den Einnahmen.
Im laufenden Jahr haben große Anbieter wie die Marktführer TK und Barmer ihren Zusatzbeitrag stabil gehalten, obwohl der Schätzerkreis bereits für 2023 eine Anhebung empfohlen hatte. Mit höheren Beiträgen mussten jedoch die Versicherten fast aller Ortskrankenkassen leben - sofern sie ihrer Krankenkasse treu blieben. DAK-Chef Andreas Storm warnte im Juli vor einem „ruinösen Preiswettbewerb“ der Krankenkassen im Kampf um den niedrigen Zusatzbeitrag. Er forderte stattdessen die Bundesregierung auf, den Allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent anzuheben. Während der Allgemeine Beitragssatz von allen gleichermaßen gezahlt werden muss, ebenfalls paritätisch finanziert, liegt der Zusatzbeitrag in der Verantwortung der einzelnen Kassenanbieter.
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Lauterbach reagierte mit Reformplänen auf die steigenden Kosten im Krankenversicherungssystem, etwa durch die Alterung der Gesellschaft und die Verteuerung von Medikamenten. Unter anderem will er mehr Operationen ambulant statt stationär durchführen lassen - das soll Kosten und Personal in den Kliniken sparen. Außerdem will er das Fallpauschalensystem abschaffen, da es zu Fehlanreizen führe, bestimmte Operationen besonders häufig durchzuführen, weil die Kliniken dafür mehr Geld bekommen. Die Digitalisierung soll ebenfalls Kosten sparen helfen. So soll zum Beispiel die elektronische Patientenakte dazu beitragen, Mehrfachuntersuchungen aufgrund fehlender Daten zu vermeiden und auch die Medikation der Patientinnen und Patienten besser aufeinander abzustimmen. Der Wirtschaftsweise Martin Werding warnt vor „historischen Beitragserhöhungen“ in der gesetzlichen Krankenversicherung, sollten notwendige Reformen ausbleiben.