Hintergrund: Die flinken Dackel mit ihren kurzen Beinen (einst für die Treibjagd im Unterholz gezüchtet), die Kulleraugen und die platte Nase der Bulldoggen, das prächtig gemusterte Fell des Australian Shepherd – viele typische Eigenschaften von Rassehunden machen diese bei ihren Fans und Hundebesitzern beliebt. Hunderassen sind Ergebnis einer oft jahrhundertelangen Zucht, bei der Tiere immer wieder derart gepaart wurden, dass sie bestimmte Eigenschaften weitergeben.

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Jedoch: vererbt werden nicht nur gewünschte und liebenswerte Eigenschaften der Tiere. Sondern genetische Veränderungen können auch zu Nachteilen führen – und letztendlich gar zu Leiden, Schmerzen und qualvollen Krankheiten. Dies gilt nicht nur durch die Zucht selber – durch die Anzüchtung eines deformierten Skeletts zum Beispiel bei der Bulldogge oder die Auswahl der stets kleinsten (und damit auch schwächsten) Hunde für die kleinen "Teacup-Rassen". Sondern ein Problem entsteht auch aus der Inzucht, die zu vielen Hunderassen führte – die Mehrheit der ungefähr 400 heute existierenden Rassen wurde in den letzten 200 Jahren aus relativ kleinen Pools von Stammtieren entwickelt, erklärt hierzu der Zoologe Hal Herzog. Demnach häufen sich Herzfehler, Krankheiten wie Epilepsie und viele Erbkrankheiten.

Das Bewusstsein hierfür ist am deutlichsten ausgeprägt anhand der Debatten über Qualzucht. Laut Paragraf 11b Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es verboten, Tiere zu züchten, wenn bei ihnen selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen, diese untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten. Auch Tiere, bei denen mit Leiden verbundene erbliche Verhaltensstörungen auftreten, dürfen nicht gezüchtet werden. Die Tierschutz-Hundeverordnung verhängt zudem ein Ausstellungsverbot für Hunde, die als Qualzucht gelten.

Wo beginnt Qualzucht? Eine schwierige Debatte

Wo aber beginnt eine solche Qualzucht und wo endet sie? Ist bereits eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krankheiten als „Qualzucht“ zu sehen, wenn doch viele Tiere einer Rasse gesund sind – die gehäufte Taubheit beim Australian Shepherd zum Beispiel aufgrund des angezüchteten Fellmusters? Oder gehört die viel zu kurze Nase der Französischen Bulldogge dazu, die massiv die Atmung behindert? Immerhin ist die Französische Bulldogge in einer Erhebung von Check24 die zweitbeliebteste Hunderasse und in einer Erhebung der Tierschützer des Tasso e.V. immerhin die viertbeliebteste Hunderasse in 2022.

Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Rassen werden oft mit großer Emotionalität geführt. Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) als wichtigste Interessenvertretung professioneller Hundezüchter wehrt sich dagegen, pauschal einer Rasse Qualzuchteigenschaften zu unterstellen und die Zucht ganzer Rassen zu verbieten – und verweist auf die oft hohen Standards bei professionellen Hundezüchtern sowie auf die Tatsache, dass verantwortungsbewusste Zuchtpraktiken genetische Gesundheitsprobleme minimieren.

Das Wohlergehen eines Tieres hängt von vielen Faktoren ab

Wichtig ist hierbei zunächst der Hinweis: Nicht alle Tiere einer „berüchtigten“ Rasse erkranken zwangsläufig, zumal das Wohlergehen eines Tieres von vielen weiteren Faktoren der Haltung und Pflege abhängt. Auch eine hochwertige tierärztliche Versorgung gehört hier hinzu. Diese Diskussion aber kann nicht in all ihren Widersprüchen nachvollzogen werden. Wichtiger ist der Hinweis, dass eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen auch bei Tierkrankenversicherungen zum Problem werden kann. Dies trifft immer dann zu, wenn Klauseln pauschal genetische Erkrankungen des Tieres vom Versicherungsschutz ausschließen.

Tückisch: wenn Tierkrankenversicherungen genetisch bedingte Erkrankungen ausschließen

Worin aber besteht die Gefahr derartiger Klauseln? Sie liegt in der Möglichkeit, eine Vielzahl an Vorerkrankungen auf rassenspezifische Eigenschaften zurückzuführen – jede Erkrankung kann somit als Folge genetischer Zuchtwahl gedeutet werden. Wenngleich bisher keine Häufungen eines Verweigerungsverhaltens in der Branche beobachtet wurden, so können Ausschlüsse genetischer Erkrankungen dennoch individuell für den Hundebesitzer zum Problem werden.

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Inklusive Klauseln sind besser

Im harten Wettbewerb der Tierkrankenversicherungen haben aber bereits einige Versicherer dieses Problem erkannt – und verfahren genau anders herum, indem sie auch rassenspezifische Erkrankungen explizit mitversichern. Welche Erkrankungen und Gesundheitsrisiken bei beliebten Rassehunden drohen, stellt Versicherungsbote in seiner neuen Bildstrecke vor.