Schäden am Eigenheim passieren schneller als gedacht. Ein geplatztes Rohr oder ein starker Hagelschauer und schon steht das Haus unter Wasser oder hat ein erheblich beschädigtes Dach. Die Wohngebäudeversicherung ist hier die Rettung für den Eigentümer, denn sie deckt solche Schäden ab. Doch in manchen Fällen wundern sich die Versicherungsnehmer über eine vermeintlich geringe Schadensumme bei der Auszahlung und fragen den Versicherer – wie kommt das zustande?

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Dr. Rainer Reitzler, CEO der Münchener Verein Versicherungsgruppe© Alexander von Spreti

Häufig lautet die Antwort darauf: Sie sind leider unterversichert! Unterversicherung besteht dann, wenn die Versicherungssumme zum Beispiel eines Gebäudes nicht dem tatsächlichen Wert entspricht. Im Schadensfall wird dann nur die Versicherungssumme ausgezahlt und der Versicherungsnehmer muss die Differenz zwischen Versicherungssumme und tatsächlichem Wert eigenständig abdecken. Gerade im Bereich der Sachversicherungen überschätzen Versicherungsnehmer ihren eigenen Versicherungsschutz oder sind sich der tatsächlichen Leistungen im Schadensfall nicht bewusst.

Doch wie entsteht eine Unterversicherung? Meistens liegt es bei Gebäuden an einer Ausweitung der Wohnfläche oder anderen, wertsteigernden Investitionen. Aber auch die Inflation kann zuschlagen. Bei der Hausratversicherung können es teure (Einrichtungs-) Gegenstände wie beispielsweise Musikinstrumente oder eine hochwertige Küchenausstattung sein. Auf diese Weise steigert sich unbemerkt der tatsächliche Wert der versicherten Objekte. Im Schadensfall droht dann ein böses Erwachen, das neben Privatpersonen auch für Betriebe erhebliche und ungeplante Kosten verursachen kann.

Für Betriebe kann eine Unterversicherung im schlimmsten Fall nämlich existenzbedrohend sein. Neben der Gebäudeversicherung sollte daher auch bei Policen wie der Inhaltsversicherung, der Maschinenbruchversicherung oder der Betriebsunterbrechungsversicherung das Risiko einer Unterversicherung minimiert werden.

Wie also lässt sich eine Unterversicherung vermeiden? Versicherungsnehmer sollten regelmäßig ihre Versicherungsunterlagen daraufhin prüfen, ob alle Angaben noch aktuell sind. Weiterhin sollten sie neue Gegenstände und Investitionen dem Versicherer melden und nachfragen, ob sich durch die Anschaffung die Prämie erhöht. Denn eine zu niedrige Prämie führt im Schadensfall zu einer geringen Auszahlung. Auch die Lektüre des sogenannten „Kleingedruckten“ lohnt sich: Bei der Hausratversicherung zum Beispiel muss der Versicherte im Schadensfall nachweisen, welche Gegenstände sich im Haushalt befanden. Daher ist es sinnvoll, den Haushalt fotografisch zu dokumentieren und Kaufbelege aufzubewahren.

Auch Versicherungsvermittler spielen eine wichtige Rolle beim Vermeiden von Unterversicherung: Sie sollten regelmäßig ihre Kunden darauf aufmerksam machen und beraten bzw. die Versicherungssumme vertraglich nach oben anpassen. Eine enge, regelmäßige und vertrauensvolle Abstimmung mit dem betreuenden Vertriebspartner ist der Schlüssel zu einem bezahlbaren und auf den Betrieb zugeschnittenen Versicherungsschutz. Die Risikosituation muss richtig erfasst, regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Auch Zusatzklauseln im Vertrag können helfen. So kann ein eingeschränkter oder vollständiger Verzicht des Versicherers auf die Geltendmachung der Unterversicherung vereinbart werden, der sogenannte Unterversicherungsverzicht.

Das Vertriebspotenzial für Vermittler kann ebenfalls beträchtlich sein, da sie sich durch regelmäßigen Kundenkontakt als wichtiger Partner an der Seite ihrer Kunden positionieren können. Herausragender Kundenservice und Detailwissen punkten bei Versicherten, die sich im Alltag wenig mit dem Thema (Unter-)Versicherung auseinandersetzen. Eine Überprüfung der Versicherungsunterlagen kann zudem als Anknüpfungspunkt für Cross-Selling und Beratung zu weiteren Produkten genutzt werden.

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Fest steht, dass Vermittler und Kunden das Risiko der Unterversicherung nicht unterschätzen sollten. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich das Risiko eingrenzen und minimieren.