Gothaer und Barmenia wollen fusionieren – wer profitiert von wem?
Die Neuigkeit schlägt in der Branche wie eine Bombe ein: Die Gothaer und die Barmenia verhandeln über eine Fusion. Wer aber profitiert von wem? Versicherungsbote stellt Kennzahlen beider Versicherer vor.
Die Gothaer und die Barmenia verhandeln über eine Fusion und werden – nach Gesprächen und Verhandlungen – nun in die Due Diligence Phase eintreten. „Die Barmenia und die Gothaer ergänzen sich perfekt. Durch einen Zusammenschluss können wir unsere Wettbewerbs- und Marktposition deutlich ausbauen und rücken unter die Top 10 der deutschen Versicherungsbranche auf“, erklärt Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Finanzholding AG. Wer aber profitiert von wem? Fakt ist: Die Barmenia hat in einem Bereich am Markt die Nase vorn, die Gothaer in zwei Bereichen. Versicherungsbote stellt wichtige Kennzahlen beider Unternehmen vor.
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Die Barmenia ist in der PKV gegenüber der Gothaer dominant
Die Barmenia ist in der PKV größer im Geschäft als die Gothaer:
- Nach verdienten Bruttobeiträgen liegt die Barmenia auf Rang sechs der Branche, wohingegen die Gothaer nur auf Rang 15 liegt.
- Verdiente Bruttobeiträge wuchsen bei der Barmenia Kranken 2022 von 2,08 Mrd. Euro auf 2,23 Mrd. Euro.
- Auch die Gothaer Kranken konnte Beitragseinnahmen ausbauen: diese wuchsen von 909,1 Mio. Euro auf 917,2 Mio. Euro.
Gothaer Kranken mit Verlust an Marktanteilen 2022
Nach der Landeskrankenhilfe hat die Gothaer Kranken in 2022 den zweitgrößten Verlust an Marktanteilen (-2,77 Prozent absolut/ minus 0,05 Prozentpunkte): Der Marktanteil lag in 2021 bei 2,0 Prozent und in 2022 bei 1,5 Prozent. Besser geht es der Barmenia Kranken, die leicht bei Marktanteilen nach verdienten Bruttoprämien gewinnt: diese steigen in 2022 um 0,15 Prozentpunkte bzw. um 3,13 Prozent absolut und liegen in 2022 bei 4,74 Prozent (die Barmenia Kranken liegt so 3,24 Prozentpunkte vor der Gothaer Kranken bei Marktanteilen).
Gothaer Kranken verliert auch Vollversicherte in 2022
Der Gothaer-Bestand an Vollversicherten in der PKV betrug in 2021 noch 126.510 Personen, in 2022 hingegen waren nur noch 123.312 Personen bei der Gothaer vollversichert (das bedeutet einen Verlust von 3.198 Vollversicherten). Anders die Barmenia, die hier den Bestand an Vollversicherten ausbauen konnte – von 299.581 Versicherten auf 302.382 Versicherte. Somit hat die Barmenia Kranken in 2022 179.070 mehr Vollversicherte als die Gothaer Kranken.
In der Lebensversicherung ist die Gothaer das dominante Unternehmen
In der Lebensversicherung ist die Gothaer der weit größere Versicherer:
- Die Gothaer Leben liegt in der Branche auf Rang 25 nach verdienten Bruttoprämien, die Barmenia Leben hingegen nur auf Rang 50.
- Allerdings gingen verdiente Bruttoprämien der Gothaer 2022 zurück: 2021 verdiente man noch 1,32 Mrd. Euro; in 2022 hingegen nur noch 1,05 Mrd. Euro (0,27 Mrd. Euro verloren).
- Die Barmenia hingegen gewann leicht: Verdiente Prämien wuchsen von 286,97 Mio. Euro auf 298,40 Mio. Euro in 2022.
Als Fazit kann geschlussfolgert werden: Die Gothaer Leben hat zwischen 2021 und 2022 etwa so viele verdiente Bruttoprämien verloren, wie die kleinere Barmenia Leben umsetzt. Hier dominiert die Gothaer freilich wesentlich das Geschäft gegenüber der Barmenia. Die Gothaer hat in der Lebensversicherung einen Marktanteil von 1,34 Prozent in 2022, die Barmenia hingegen nur von 0,29 Prozent.
Komposit: Gothaer weit größer im Geschäft
Im Schaden-Unfall-Geschäft hat die Gothaer ebenfalls die Nase weit vorn:
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- Mit 2,02 Mrd. Euro an gebuchten Bruttoprämien in 2021 ist die Gothaer der elftgrößte Kompositversicherer am Markt – Marktanteile im Kompositbereich liegen 2021 bei 2,62 Prozent.
- Zudem konnte die Gothaer das Schaden-Unfall-Geschäft konstant ausbauen: in 2016 verbuchte man mit 1,72 Mrd. Euro hier noch 900 Mio. Euro weniger als 2021.
- Die Barmenia hingegen liegt bei den Kompositversicherern nur auf Rang 43 von 50 – Marktanteile in 2021 machen nur karge 0,32 Prozent aus.
- Allerdings konnte auch die Barmenia gebuchte Bruttoprämien des Schaden-Unfall-Geschäfts konstant ausbauen: von 164,60 Mio. Euro in 2016 auf 243,99 Mio. Euro in 2021.