So klappt ausgezeichnetes Recruiting in der Versicherungsbranche
Fach- und Nachwuchskräfte fehlen auch in der Versicherungsbranche. Das erfordert neue Ansätze bei der Mitarbeitergewinnung. Worauf es dabei ankommt, erklären Felix Hug (VPV Versicherung) und Ingo Gregus (adesso SE) im Gastbeitrag. Beide haben eine Talent Journey entwickelt, für die sie sogar ausgezeichnet wurden.
Bewerberinnen und Bewerber vom eigenen Unternehmen zu überzeugen, ist nicht einfach. Social-Media-Plattformen und die eigene Website sind in der Regel die Kanäle, auf denen sich Arbeitgeber präsentieren können. Die VPV Versicherung geht bei der Rekrutierung von Vertriebsmitarbeitenden einen anderen Weg. Mit einer eigenen Plattform und einem digitalen Messenger öffnet sie sich für Vertriebstalente und rückt sie vom ersten Kontakt an in den Mittelpunkt. Zusammen mit dem IT-Dienstleister adesso hat die VPV die AREA Talent Journey ins Leben gerufen und damit eine preisgekrönte Erfolgsgeschichte geschaffen.
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Fast jedes Unternehmen kennt das Problem: Offene Stellen adäquat zu besetzen, ist in Zeiten des Fachkräftemangels nicht einfach. Das spürt auch die Versicherungsbranche. Nur mit Geld zu winken und zu glauben, dass die Leute schon kommen werden, reicht nicht mehr aus: Laut „AssCompact Trends“-Studie klagen 89 Prozent der befragten unabhängigen Vermittlerinnen und Vermittler aus der Finanz- und Versicherungsbranche über einen generellen Mangel an Fach- und Nachwuchskräften auf dem Maklermarkt, mehr als vier von zehn Befragten bestätigen dies auch für das eigene Unternehmen.
Neben klassischen Stellenanzeigen auf Jobportalen funktioniert das Recruiting in der Versicherungsbranche größtenteils entweder über Headhunter und direktes Anwerben in sozialen Netzwerken, Empfehlungen und Beziehungen von Mitarbeitenden oder Teilnahmen an Fach und- Jobmessen. Eine emotionale Bindung an den Arbeitgeber entsteht dadurch jedoch nicht. Ein für beide Seiten erfolgreicher Recruitingprozess entsteht vielmehr, wenn Unternehmen hier noch kundenzentrierter agieren, in Customer Journeys denken und Bewerberinnen und Bewerber letztendlich genauso wie Kunden behandeln.
BEGLEITUNG IM GESAMTEN BERUFSLEBEN
Bei AREA (Agiler Prozess zur Optimierung von Rekrutierung, Einarbeitung und Agenturentwicklung) stehen die Bewerberinnen und Bewerber aus dem Vertrieb im Mittelpunkt. Was wie eine Floskel klingt, wird in vielen Unternehmen tatsächlich vernachlässigt. Bei der entwickelten Talent Journey werden die Kandidatinnen und Kandidaten vom ersten Kontakt an begleitet. Sie erhalten einen Einarbeitungsplan, noch bevor sie bei überhaupt den ersten Arbeitstag hatten. So früh wie möglich wird ihnen gezeigt, wohin ihre berufliche Reise gemeinsam gehen kann. Das heißt auch, dass Arbeitgeber von A bis Z als professioneller und vor allem transparenter Ansprechpartner auftreten. Und bereits das erste Vorstellungsgespräch muss Bewerberinnen und Bewerber überzeugen. Hier setzt AREA an und hört erst mit der Pensionierung oder dem Offboarding auf – im Idealfall werden die Menschen also ein Leben lang und in jeder Phase ihres Berufslebens begleitet. Übergeordnetes Ziel ist an jedem Punkt der Employee Journey die bestmögliche Identifikation mit dem Unternehmen. Beispiele sind sogenannte Starterwochen sowie ein umfangreicher, eng begleiteter Einarbeitungsprozess von zwölf Monaten.
DIE TEAMCHEMIE MUSS STIMMEN
Beim Erstkontakt mit den Bewerberinnen und Bewerbern werden diese Talente zunächst digital in einem Tool angelegt. Zwischen den folgenden Schritten
– Erstgespräch, Zweitgespräch, Vertragsabschluss – können sie Videos und andere multimediale Inhalte abrufen. Darin stellt sich beispielsweise der Bezirksdirektor vor, der Karriereplan wird vermittelt oder es werden personalisierte Videos präsentiert – natürlich nur mit Mitarbeitenden des Unternehmens. Nach dem Bewerbungs- und Verhandlungsprozess beginnt die Einarbeitungsphase. Ein Jahr lang lernen die Talente den Vertrieb kennen, um anschließend eigenverantwortlich agieren zu können. Häufig wird eine eigene Agentur gegründet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, Coachings und Trainings durchgeführt.
Allerdings rekrutieren nicht alle Versicherungsunternehmen entlang einer solchen Talent Journey. Generell ist das Recruiting in der Versicherungsbranche in den letzten Jahren schwieriger geworden. Der Fachkräftemangel macht auch vor dieser Branche nicht halt. Gerade deshalb ist es für Unternehmen auf diesem Markt essenziell, sich mit modernen Recruiting-Tools und -Methoden auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt stehen die selbständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Motivation“ ist hier das Stichwort. Ist diese stark ausgeprägt, können auch Quereinsteiger in der Branche Fuß fassen und in den Vertrieb einsteigen.
Wer gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht, sollte neben der Motivation vor allem darauf achten, ob jemand auch charakterlich zum Team, zum Unternehmen und zur Kultur des Arbeitgebers passt. Denn letztlich arbeitet jeder mit Menschen zusammen. Und ein gutes Klima im Team ist die Basis für die erfolgreiche Arbeit jedes Einzelnen. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.
PREISGEKRÖNTES PROJEKT
Treffend dazu wurde AREA im Juni 2023 mit dem German Brand Award in der Kategorie „Employer Branding Activities & Campaigns“ ausgezeichnet. Die Begründung für die Auszeichnung spiegelt die Vision wider, die das VPV Team zu Beginn des Projekts formuliert hat: „Die Bedürfnisse der Bewerberinnen und Bewerber stehen im Fokus, ohne die Marke und die Menschen aus den Augen zu verlieren.“ Auch die Zahlen überzeugen: Seit der Einführung von AREA verzeichnet die VPV 25 Prozent mehr Einstellungen als vorher, mehr als 300 Interaktionen mit Kandidatinnen und Kandidaten über AREA in den ersten sechs Monaten seit Einführung des Tools, fast 90 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten kommen zu einem persönlichen Gespräch und ein Viertel von ihnen geht in direkte Vertragsverhandlungen mit der VPV.
Autoren:
Felix Hug, VPV Versicherung
Ingo Gregus, adesso SE
