Kfz-Versicherung: "Preissteigerungen von historischem Ausmaß"
Die Kfz-Versicherung steckt in tiefroten Zahlen: Und das bekommen auch die Kundinnen und Kunden zu spüren. „Preissteigerungen von historischem Ausmaß“ beobachtet derzeit das Vergleichsportal Verivox. Um 16 Prozent steigt der Beitrag für Vollkasko-Neuverträge im günstigsten Preissegment.
Die Wechselsaison in der Kfz-Versicherung steht kurz bevor: In der Regel ist der 30. November der Stichtag für den Wechsel des Versicherers, da die Verträge oft für ein Jahr abgeschlossen werden und eine Kündigungsfrist von einem Monat vorsehen. Das ist auch die Zeit, in der die Kfz-Versicherer ihre Tarife updaten und um neue Kunden werben. Doch dieses Jahr müssen sich Wechselwillige auf deutlich gestiegene Prämien im Neugeschäft einstellen.
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“Preissteigerungen in historischem Ausmaß“
Wie der Onlinemakler Verivox berichtet, starten die Kfz-Versicherer mit stark erhöhten Preisen in die aktuelle Wechselsaison. Im Kfz-Versicherungsindex, den das Onlineportal gemeinsam mit dem Statistik-Experten Professor Wolfgang Bischof von der Technischen Hochschule Augsburg berechnet, verteuern sich die günstigsten Tarife um 16 Prozent und die Tarife im mittleren Preissegment um 13 Prozent.
„Wir erleben Preissteigerungen in historischem Ausmaß", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Für die Versicherer sind diese Prämienanpassungen dringend notwendig. Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte in diesem Jahr in tiefrote Zahlen.“ Schon der Versichererdachverband GDV hatte gewarnt, dass die Kfz-Versicherungsbranche in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von mehr als 2,5 Milliarden Euro machen werde.
Inflation ist nicht alleiniger Kostentreiber
Tatsächlich sehen sich die Kfz-Versicherer derzeit auf breiter Front mit steigenden Kosten konfrontiert. Schuld daran ist aber nicht nur die Inflation. Seit Jahren steigen die Preise für Kfz-Ersatzteile stark an, wofür die Versicherer auch das Ersatzteilmonopol der Autohersteller verantwortlich machen: Nach der EU-Designschutzrichtlinie dürfen bei einer Reparatur nur sichtbare Originalteile verbaut werden. Nach Angaben des Branchenverbandes GDV sind die Preise für wichtige Autoersatzteile innerhalb eines Jahres um zehn Prozent gestiegen, innerhalb von zehn Jahren sogar um 70 Prozent. Inflation und Fachkräftemangel tragen zudem dazu bei, dass auch die Handwerksleistungen in den Kfz-Betrieben teurer werden.
Hinzu kommt, dass die Zahl der Verkehrsunfälle in den letzten Jahren wieder angestiegen ist, nachdem sie in Corona-Hochzeiten aufgrund der eingeschränkten Mobilität zurückgegangen war. Auch die Zahl der Autodiebstähle hat 2022 wieder zugenommen, so dass ein Fünftel mehr versicherte Autos als im Vorjahr gestohlen wurden, wie der GDV erst diese Woche berichtete.
Doch die Kfz-Versicherer haben sich die schwierige finanzielle Situation zum Teil selbst zuzuschreiben. Seit Jahren unterbieten sich die Anbieter mit günstigen Prämien, auch weil Portale wie Check24 und Verivox die Preissensibilität der Kundinnen und Kunden fördern. Notwendige Prämienanpassungen blieben deshalb in den letzten Jahren aus. Viele Versicherer nahmen ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis in Kauf, um bei Wechselwilligen zu punkten: Sie gaben mehr für Schäden und Verwaltung aus, als sie an Beiträgen einnahmen. Ein weiterer Preistreiber sind Schäden aus Naturereignissen: Nehmen Wetterereignisse wie Hagel oder Überschwemmungen nach Starkregen zu, dann wird es für die Versicherer teurer.
"Die Preiserhöhungen kommen für Autofahrer zu Unzeiten. Verbraucher müssen wegen gestiegener Lebenshaltungskosten ohnehin ihre Ausgaben reduzieren und sparen", so Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz. Er verweist darauf, dass es auch bei den Kfz-Tarifen eine hohe Preisspanne gibt: Die Differenz zwischen dem mittleren und günstigen Preissegment liegt im Bestand der vertriebenen Kfz-Tarife im Gesamtschnitt bei 27 Prozent. "Es bleibt abzuwarten, ob die Vertriebsstrategie der Versicherer aufgeht und ob sie die notwendigen Prämienanpassungen bei Bestandskunden durchsetzen können", so Wolfgang Schütz. Er erwarte eine spannende Wechselsaison.
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