Die Versicherungsbranche steht vor vielfältigen Herausforderungen. Ein hoher Konkurrenzdruck und veränderte Kundenanforderungen zwingen Versicherungsunternehmen, traditionelle Prozesse in Frage zu stellen und etablierte Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Zum einen gefährden neue Player im Versicherungsmarkt das etablierte Stammgeschäft, etwa Großkonzerne wie Amazon oder Google, aber auch Automobilhersteller wie Tesla. Zum anderen hat sich auch die Erwartungshaltung der Kunden verändert. Einfach, schnell und komfortabel wollen sie das Benötigte erhalten. Und dies betrifft auch Versicherungsangebote. Nach Möglichkeit wollen sie dabei alles aus einer Hand beziehen, beim Auto-Kauf oder -Leasing etwa auch eine inkludierte Versicherung.

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Die Versicherungsbranche muss sich folglich „öffnen“ und digitale Ökosysteme aufbauen und nutzen. Der Trend ist klar: weg von geschlossenen hin zu offenen Netzwerken mit der Integration externer Partner im Rahmen von Open-Insurance-Modellen. Gerade bei Sachversicherungen werden solche Modelle, die sich durch durchgängige Prozesse, Flexibilität, Agilität und vor allem Offenheit auszeichnen, künftig aus Sicht der Versicherer unter Wettbewerbsaspekten unverzichtbar werden. Open Insurance schafft vor allem auch die Basis für die Umsetzung von Embedded Insurance, also die Einbettung von Versicherungen in ein Produkt oder eine Dienstleistung.

Die Zukunft heißt Open Insurance und Embedded Insurance

Die Etablierung von Open Insurance und Embedded Insurance erfordert zunächst eine umfassende Digitalisierung, eine Optimierung und Automatisierung von Prozessen und eine intelligente Datenintegration und -nutzung, auch im Hinblick auf den schnellen Zugriff auf externe Daten. Der digitale Workflow ist von elementarer Bedeutung, um Versicherungsprodukte problemlos in die Angebote von Drittanbietern zu integrieren, sei es ein Autohersteller oder ein E-Bike-Verkäufer. Technologisch von entscheidender Bedeutung sind dabei standardisierte Schnittstellen und offene APIs. Nur damit sind eine verstärkte Zusammenarbeit von Versicherern mit Drittanbietern und Plug-and-Play-Integrationen verschiedener Angebote möglich.

Standard- und Cloud-Lösungen liegen im Trend

Doch was sind die größten Hindernisse für Versicherer auf dem Open-Insurance- beziehungsweise Embedded-Insurance-Weg? Es sind oft die genutzten Mainframe-basierten Legacy-Systeme, die zwar sehr stabil und sicher sind, aber keine Flexibilität bieten. Aufgrund fehlender APIs ist auch eine Integration in Drittanbieter-Plattformen, -Lösungen und -Prozesse schwer umsetzbar. Eine Modernisierung der vorhandenen Kernversicherungsplattform ist somit oft unvermeidlich. Dabei geht der Trend in Richtung Standardlösungen, die über ein breites Funktionsspektrum verfügen, sofort einsatzbereit und je nach Anforderung flexibel anpassbar sind, also auch eine einfache Erweiterung um neue Produktangebote ermöglichen. Solche Lösungen sollten Cloud-Readiness bieten, einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen und damit die Prozessoptimierung unterstützen.

Die Cloud-Readiness ist allein schon deshalb vonnöten, da Versicherer im Zuge der Open-Insurance-Etablierung verstärkt den Cloud-Weg gehen werden. Bei allen aktuellen Modernisierungsinitiativen in der Branche ist ohnehin derzeit ein klarer Cloud-Trend erkennbar, vor allem in Richtung Public Cloud. Die Nutzung einer Standardlösung in der Cloud bringt einem Versicherer schließlich weitreichende Vorteile wie Agilität, Flexibilität, Performance, Kosteneffizienz oder Skalierbarkeit. Vor allem aber bieten Cloud-Plattformen den Versicherungsunternehmen eine einfache Möglichkeit, digitale Ökosysteme zu nutzen. Mit der Cloud als Basis können sie über offene Schnittstellen zusammen mit Partnern flexibel auf Daten zugreifen, sodass Serviceerweiterungen einfach und schnell möglich werden. Die Daten können Versicherer auch für die Individualisierung ihrer Angebote nutzen, etwa für Policen, bei denen Kunden nur noch für die tatsächliche Nutzung zahlen. Für die Flexibilisierung aus Sicht der Kunden sind zum Beispiel im Kfz-Bereich die Pay-as-you-drive-Tarife geeignet, bei denen Autofahrer die Prämienhöhe letztlich eigenverantwortlich bestimmen können. Voraussetzung für ein solches Angebot eines Versicherers ist eine Datenzugriffsmöglichkeit im Rahmen eines Open-Insurance-Konzepts: von den Onboard-Daten bis hin zu den Geodaten.

Der Kulturwandel als Herausforderung

Die Transformation eines alten auf ein modernes System und die Cloud-Nutzung führen auch zu neuen Prozessen mit einer veränderten Arbeitsweise. Folglich stehen Versicherer zudem vor der Aufgabe, Prozessanpassungen vorzunehmen und die Unternehmenskultur darauf auszurichten. Starre und manuelle Prozesse werden durch flexible und automatisierte Prozesse ersetzt. In vielen Fällen müssen dabei bürokratische Hürden beseitigt, Abteilungsgrenzen überwunden und das teilweise vorhandene Silodenken aufgebrochen werden. Der Transformationsprozess ist also auch mit einem umfassenden Kulturwandel verbunden, der die gesamte Organisation betrifft. Diese Herausforderung sollten Unternehmen keineswegs unterschätzen.

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Insgesamt sollten Versicherer Open Insurance und Embedded Insurance nicht als reine Trendthemen betrachten und folglich ignorieren. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit werden sie gezwungen sein, ihre Lösungen in die Open-Insurance-Welt einzubringen. Hierbei führt an der konsolidierten und standardisierten Datenbereitstellung über offene APIs und Gateways kein Weg vorbei. Bei der Umsetzung dieses Modernisierungsprozesses werden Standard-Versicherungsplattformen und die Cloud-Nutzung eine immer wichtigere Rolle spielen.