“Wir werden in Kfz ein tiefrotes Ergebnis sehen“: So sagte Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher von Deutschlands größtem Autoversicherer HUK-Coburg, bereits im Juli in einem Interview mit dem Versicherungsboten. Die Branche hat sich jahrelang mit einer Preispolitik billiger Prämien unterboten, sieht sich zeitgleich mit steigenden Schadenkosten konfrontiert. In Corona-Zeiten ging das noch gut, weil aufgrund der Einschränkungen weniger gefahren wurde: und sich weniger Unfälle ereignet haben. Nun aber werden die Anbieter gezwungen sein, ihre Preise raufzusetzen, so die fast einstimmige Einschätzung von Marktbeobachtern.

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Die jüngste Stimme kommt aus dem Hause Hannover Rück, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Montag berichtet. Nach Einschätzung von Jonas Krotzek, Zentralbereichsleiter der Deutschland-Tochter E+S Rück, wird sich die Kfz-Versicherung im kommenden Jahr um durchschnittlich zehn Prozent verteuern. Dies zeichne sich in Gesprächen mit den Erstversicherern ab, wie Krotzek auf einer Rückversicherungskonferenz in Baden-Baden berichtet habe.

Der Haken: Auch damit kommen die Autoversicherer nicht aus den roten Zahlen, wie Krotzek betonte. Eine doppelt so hohe Preisanpassung von rund 20 Prozent sei nötig, damit die Versicherer in der Kasko- und Haftpflichtversicherung schon im kommenden Jahr wieder Gewinne erwirtschaften. Das heißt, auch 2023 werden viele Versicherer mehr für Schäden und Verwaltung ausgeben, als sie an Prämien einnehmen. Erst mittelfristig werde die Kfz-Versicherungsbranche profitabel: „Vorausgesetzt, die Marktteilnehmer verhalten sich diszipliniert, wird das frühestens 2026 der Fall sein“, wird Krotzek zitiert.

Das Problem: Solche -notwendigen- Preisanpassungen lassen sich nach Einschätzung des Experten gegenüber den Kundinnen und Kunden schlicht nicht durchsetzen. Der Markt ist umkämpft, eine niedrige Prämie wichtiger Trumpf im Kampf um wechselwillige Kundschaft. Bei einer Preissteigerung von 10 Prozent läge das Ergebnis der Kfz-Versicherer im Jahr 2024 immer noch 8 Prozent unter der Gewinnschwelle, die Combined Ratio folglich bei 108 Prozent, so erwartet Krotzek. Das heißt, die Autoversicherer würden für jeden eingenommenen Euro Beitrag 1,08 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben.

Gleichwohl werden im Markt auch schon höhere Preisanpassungen beobachtet: zumindest bei den Neutarifen. So berichtet der Onlinemakler Verivox, dass sich Tarife im preisgünstigen Vollkasko-Segment um 16 Prozent verteuert haben, die Tarife im mittleren Preissegment um 13 Prozent. "Die Preiserhöhungen kommen für Autofahrer zu Unzeiten. Verbraucher müssen wegen gestiegener Lebenshaltungskosten ohnehin ihre Ausgaben reduzieren und sparen", so Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz. Er beobachte „Preissteigerungen von historischem Ausmaß“.

Ursache für die roten Zahlen ist nicht nur die hohe Inflation, die Ersatzteile und Werkstattleistungen deutlich verteuert. Seit Jahren steigen die Preise für Kfz-Ersatzteile stark an, wofür die Versicherer auch das Ersatzteilmonopol der Autohersteller verantwortlich machen: aufgrund des EU-Patentschutzes werden kostengünstigere Anbieter aus dem Markt gedrängt. Und auch die Zahl der Unfälle und Autodiebstähle hat nach einer Erholungsphase in der Coronazeit wieder zugenommen. Ein weiterer Preistreiber sind Elementarschäden: Wenn Wetterereignisse wie Hagel oder Überschwemmungen nach Starkregen zunehmen, wird es für die Versicherer teurer.

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