Klimaresilienz benötigt eine solide Datengrundlage
Unternehmen müssen prüfen, inwieweit sie von Extremwetterereignisse betroffen sein können. Denn bei den Schadendimensionen, die durch Extremwetterereignisse entstehen können, reicht Versicherungsschutz allein nicht mehr aus. Hannah Witzel, Hauptbevollmächtigte bei FM Global, zeigt, wie sich Unternehmen vorbereiten können, um resilienter zu werden und wie Daten sie dabei unterstützen.
In der Wissenschaft herrscht mittlerweile ein breiter Konsens darüber, dass es einen Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und der Zunahme von extremen Wetterphänomenen gibt. Es ist also davon auszugehen, dass Hitzewellen, Dürreperioden und heftige Niederschläge unter Umständen künftig auch in Regionen häufiger auftreten werden, in denen sie bislang kaum bekannt waren. So warnte beispielsweise der Weltklimarat vor den drastischen Auswirkungen des sich ändernden Klimas.
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Besonders Überschwemmungen, die nach anhaltender Trockenheit mit darauf folgendem Starkregen auftreten, lassen sich praktisch nicht vorhersagen. Ihre Auswirkungen können allerdings verheerend sein. Die Kombination aus ausgetrocknetem Boden, der kaum Wasser aufnehmen kann, einem hohen Anteil versiegelter Flächen und den immensen Regenmengen kann binnen kürzester Zeit regelrechte Flutwellen hervorrufen. Bisher dachte man bei Hochwasser dagegen oft an die großen Ströme, die über die Ufer treten. Diese Ereignisse lassen sich hingegen vergleichsweise gut vorhersagen und Maßnahmen können von den Behörden in der Regel rechtzeitig koordiniert und umgesetzt werden. Je unberechenbarer die Ereignisse werden, desto schwieriger wird es aber, rechtzeitig zentral koordinierte Gegen- und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Unternehmen sollten daher selbst in Prävention vor Ort investieren.
Die individuelle Gefahr verstehen
Um entsprechende, angemessene Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, müssen Unternehmen zunächst ihre Exponierung für bestimmte Risiken verstehen. Auf dieser Basis kann FM Global sie dann dabei unterstützen, in einem nächsten Schritt Pläne zur Schadenvermeidung, bzw. -reduktion zu erarbeiten. Dazu gehört, öffentlich verfügbare und proprietäre Daten zusammenzuführen, um ein möglichst objektives Bild der Lage zeichnen zu können. Zukünftig sollten Klimarisiken bei der Wahl neuer Geschäftsstandorte, der Bewertung von Lieferketten und Unternehmensrisiken sowie bei der Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen und -akquisitionen immer mitberücksichtigt werden. FM Global unterstützt die Präventionsbemühungen von Versicherungsnehmern, indem das Unternehmen im Rahmen des Resilience Index Daten zur weltweiten Klimasituation zur Verfügung stellt. Die Ressource verfügt über spezielle Filter für Klima- und ESG-Faktoren und beinhaltet Bewertungskriterien zur Beurteilung der Faktoren Wirtschaft, Risikoqualität und Lieferkette.
Neben dieser groß angelegten Betrachtung bieten lokale Karten für Elementarrisiken einen detaillierteren Einblick für bestimmte Standorte. Daneben sollten Unternehmen auch technische Daten ihrer Gebäude erheben und mithilfe einer ingenieurstechnischen Einschätzung mögliche Gegenmaßnahmen erarbeiten. Prädiktive Analysetechnologien können darüber hinaus helfen, zu verstehen, welche Anlagen am anfälligsten für einen Schaden sind und dementsprechend geschützt werden sollten.
Dafür bieten sich im Falle des Hochwasserschutzes vor allem ortsfeste Barrieren an, die das Eindringen von Wasser in Gebäudeöffnungen verhindern können. Bei einer sehr hohen Risikoexposition können auch permanente bauliche Veränderungen angebracht sein. Dafür kommt beispielsweise die Aufstellung von Maschinen auf erhöhten Podesten in Frage. Liegt ein Betrieb an einem exponierten Standort mit hohem Risiko, kann man eventuell sogar über eine Verlegung nachdenken. Auf jeden Fall sollten Unternehmen Notfallpläne ausarbeiten und diese regelmäßig testen. Dafür sind keine großen Investitionen notwendig, aber gute Vorbereitung kann dazu beitragen, Chaos und damit eine Verschlimmerung des Schadens im Ernstfall zu vermeiden.
Risiko indirekter Schaden
Präventionsmaßnahmen, die auf einer belastbaren Datengrundlage beruhen, sind für Unternehmen auch deshalb so wichtig, weil sie nach einer Naturkatastrophe in der Regel nicht nur mit direkten Schäden wie zerstörten Gebäuden konfrontiert sind. Dazu kommen meist noch indirekte Schäden wie Produktionsausfälle. Diese können dann wiederum den Verlust von Reputation und Geschäftsanteilen oder Vertragsstrafen nach sich ziehen. Gegen diese Art von Folgeschäden können sich Unternehmen nicht zu wirtschaftlichen Konditionen versichern und wirkungsvolle Prävention stellt die einzig sinnvolle Möglichkeit dar, denn erwartbaren Schaden zu reduzieren.
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Um zukünftig erfolgreich zu bleiben, sollten Unternehmen also bereits heute die zunehmenden Risiken durch extreme Wetterlagen in ihren Geschäftsstrategien berücksichtigen und auch ihre (internationalen) Geschäftspartner miteinbeziehen.