Kfz-Versicherung: Reparatur von Elektroautos nach Unfall um ein Drittel teurer als bei Verbrennern
Für die Reparatur eines Elektroautos müssen Versicherer nach einem Unfall im Schnitt deutlich mehr zahlen als für die Reparatur eines Autos mit Verbrennungsmotor. Das geht aus einer aktuellen Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Ein einzelner Schaden ist demnach rund ein Drittel teurer.
In der Diskussion um die Kosten der Elektromobilität kommt die Versicherungswirtschaft in einer neuen Studie zu einem Ergebnis, das sie selbst als „alarmierend“ bezeichnet. „Die Reparaturkosten von Elektroautos sind viel höher. Sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen unter Verweis auf die Untersuchung.
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Basis der Studie ist der Vergleich von 37 Modellpaaren, bei denen die Autohersteller neben dem Verbrenner auch ein vergleichbares Elektroauto anbieten. So wurden beispielsweise die Reparaturkosten des VW E-Golf VII mit denen des VW Golf VII 1,4 TSI verglichen. Aber auch Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller wurden einander gegenübergestellt: zum Beispiel das Tesla Model S Allrad mit dem BMW 540I XDrive.
Dabei zeigte sich auch, dass die Elektroautos zwar deutlich höhere Kosten pro Reparatur verursachen -besagte 30 bis 35 Prozent-, es aber durchaus auch Zahlen gibt, die aus Sicht der Versicherer für die E-Mobilität sprechen. „In der Kfz-Haftpflichtversicherung – also bei Unfällen, in denen mit einem Auto andere geschädigt werden - verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner“, sagt Asmussen. Noch deutlicher sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkaskoversicherung, also bei Schäden am eigenen Auto. „Hier entstehen bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden“, so der GDV-Funktionär.
Versicherungswirtschaft fordert Maßnahmen, um Kosten zu senken
Für die höheren Kosten bei Elektroautos nennt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, vier Hauptgründe. So seien Schäden an Batterien teurer: oft ist nicht klar, wie viel Speicherkapazität nach einem Unfall noch haben und wie sicher sie sind, sodass sie mitunter komplett ausgetauscht werden müssen. Ein weiterer Grund: noch immer seien Werkstätten und Reparaturbetriebe unsicher, wie mit E-Autos nach einem Unfall umgegangen werden muss. Weil sie schwer gelöscht werden können, werden sie in Tauchbädern und Löschcontainern aufbewahrt, was oft zu einem Totalschaden führt. Hinzu kämen lange Standzeiten und hohe Stundensätze in den Werkstätten.
Die Versicherungswirtschaft appelliert an Hersteller und Werkstätten, den hohen Kosten entgegenzuwirken. “Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur ca. 10 Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf“, sagt Allianz-Experte Lauterwasser.
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Ähnlich äußert sich Heinz Gressel, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt. Batterien sollten demnach schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle schützen. Zugleich sollten Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Außerdem, so Gressel, sollten wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und/oder den teilweisen Austausch beschädigter Batterien vorhanden sein. Und es sollten präzise Kriterien im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos entwickelt werden, Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren entsprechend geschult werden.