Kieferorthopädie für Kinder: Nützliche Extras mit hohen Kosten
Kieferorthopädie für Kinder ist teuer, wie auch ein aktuelles Dosier der Zeitschrift Finanztest zeigt. Versicherungsbote stellt Informationen der Verbraucherschützer vor – und erklärt, warum sich eine Zahnzusatzversicherung für Kinder lohnen kann.
- Kieferorthopädie für Kinder: Nützliche Extras mit hohen Kosten
- Kieferorthopädie für Kinder: empfehlenswerte Extras
Über die GKV ist nur eine zahnärztliche Regelversorgung abgesichert, die sich am Wirtschaftlichkeitsgebot orientiert – für den Zahnersatz, aber auch für Extras bei Zahnbehandlungen müssen Versicherte teils tief in die eigene Tasche greifen. Kinder und Jugendliche erhalten allerdings umfassendere Vorsorge- und Zahnbehandlungsleistungen als Erwachsene. Und dennoch drohen hohe private Zusatzkosten für Eltern.
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Das trifft immer dann zu, wenn Zahn- und Kieferfehlstellungen behandelt werden müssen – die Zahnspange bei "Hasenzähnen" ist hierfür das prominenteste Beispiel. Denn zwar übernehmen gesetzlichen Kassen das Richten schiefer Zähne und das Korrigieren einer falschen Bisslage bis zum Alter von 18 Jahren. Allerdings greift für die Kieferorthopädie der Kinder auch nur ein Basisschutz, und das auch nur ab einer bestimmten Schwere der Fehlstellungen.
Teure Entscheidungen für das eigene Kind: "Erleichtere ich meinem Kind die Behandlung?"
Was für Kosten drohen, zeigt ein aktuelles Dosier der Verbraucherschützer von Finanztest. Dieses macht uns mit dem Fall eines Dreizehnjährigen bekannt: er braucht eine feste Zahnspange, drei Modelle werden den Eltern präsentiert. Das Kassenmodell ist eine Zahnspange aus Metall. Die anderen Modelle haben laut Mitarbeiterin des Zahnarztes jedoch wesentliche Vorzüge: glattere Brackets, elastische Bögen, kaum sichtbare Keramikteile.
Mindestens 1.000 Euro müssten nun die Eltern selber zahlen, um dem Kind ein besseres Modell zu ermöglichen. Das Beispiel veranschaulicht aber auch, warum viele Eltern in der Tat dazu bereit sind: Die besseren Modelle, so wird den Eltern suggeriert, ersparen dem Kind Leid bei der Behandlung.
Kostenbeispiele für Extras: mehrere tausend Euro
Wie teuer Extraleistungen der Kieferorthopädie bei Kindern sein können, veranschaulicht Finanztest an realen Beispielen:
- Die Therapie eines Überbisses mit Schmalkiefern durch Brackets kostete die Kasse 3.300 Euro, die Eltern knapp 2.600 Euro.
- Bei einem gleichen Fall mit dem zusätzlichen Erschwernis gekippter Zähne wurden privat sogar 7.100 Euro in Rechnung gestellt.
- Bei einer Behandlung mit Alignern (transparenten Kunststoffschienen), um einen Engstand sowie verdrehte und im Kopfbiss stehende Zähne zu behandeln, wurden privat 4.100 Euro in Rechnung gestellt.
Welche Extras wirklich aus Sicht von Experten lohnen
Aber sind Vorteile tatsächlich so, wie sie von Zahnärzten und Kieferorthopäden dargestellt werden? Welche Extraleistungen nutzen dem Kind und welche nicht? Um dies zu erfahren, befragten die Finanztest-Autoren Professor Till Köhne: Leiter der Poliklinik für Kieferorthopädie am Uniklinikum Leipzig.
In der Folge wurde durch den Experten unterschieden zwischen:
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- "empfehlenswerten Extras",
- "fraglichen Extras"
- und "Extras nur aus ästhetischen Gründen"
Wir stellen jedoch nur jene Extras vor, die es in die Kategorie "empfehlenswert" schafften.
Kieferorthopädie für Kinder: empfehlenswerte Extras
Empfehlenswerte Extras beginnen bei der Diagnostik – hier stehen die Zeichen der Zeit auf Digitalisierung. Gemäß der "klassischen" Methode nimmt das Kind einen Löffel mit Silikonmasse für ein Abform-Modell in den Mund. Die Diagnostik für Kiefer und Gebiss ist jedoch nun auch digital möglich: anhand eines stabförmigen Scanners kann ein genaues 3-D-Modell des Gebisses erstellt werden. Der digitale Gebissabdruck ermöglicht eine optimale Planung der Behandlung und wird demnach auch von Professor Köhne empfohlen.
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Ab einem bestimmten Alter helfen nur festsitzende Spangen
Wird ein junges Kind behandelt, kommt der Bionator zum Einsatz – ein herausnehmbarer Kunststoffkörper mit Zungenbügel aus Draht und einem Lippen-Wangen-Bogen. Für komplizierte Zahnbewegungen eignet er sich aber nicht, ebenfalls nicht, wenn alle Zähne durchgebrochen sind (ab dem Kindsalter von 13 oder 14 Jahren). Dann helfen nur festsitzende Spangen – und Brackets oder Aligner:
- Brackets werden auf die Zähne geklebt und halten Metallbögen, die zur Korrektur der Zahnstellung Druck auf die Zähne ausüben. Die Mehrkosten einer Bracketspange mit Extras können aber zwischen 1.800 Euro und 8.000 Euro betragen (je nach Material und Aufwand).
- Aligner sind Kunststoffschienen, die nach einem digitalen Gebissabdruck angefertigt werden. Mehrere dieser Schienen werden dann in fester Folge eingesetzt (zum Teil bis zu 20 Stück oder sogar noch mehr). Je nach Hersteller und Aufwand können Alinger zwischen 3.500 Euro und 6.500 Euro Mehrkosten verursachen.
Wichtig ist: Brackets und Aligner wirken nicht überall gleich gut. Aligner empfehlen sich zum Beispiel bei einem offenen Biss – eine Zahnfehlstellung, bei der die Frontzähne beim Zusammenbiss nicht aufeinander treffen. Bei einem verlagerten Eckzahn, einem Tiefbiss (die oberen Schneidezähne verdecken beim Zusammenbeißen die unteren Schneidezähne zu einem großen Teil) oder bei körperlichen Zahnbewegungen nach dem Ziehen eines Zahns jedoch sind laut Köhne Brackets angezeigt, da Aligner hier kaum wirken
Empfehlenswerte Extras bei einer Behandlung mit Brackets
Für die Brackets empfiehlt sich das Extra des indirekten Bondings. Dies bedeutet: die Brackets werden mit Hilfe einer Schablone eingesetzt. Dies ermöglicht eine perfekte Positionierung, erklärt Professor Köhne gegenüber Finanztest.
Für Brackets empfiehlt sich laut Köhne zudem, auf selbstligierende Brackets zurückzugreifen. Der Grund: klebrige und harte Nahrungsmittel sind bei Brackets tabu, zudem erfordern Brackets eine gute Zahnhygiene. Weil selbstligierende Brackets den Bogen mit einem Riegel statt mit einem Gummi oder einer Drahtschlaufe halten, sind die Zahnflächen um die Brackets jedoch einfacher sauber zu halten.
Weit skeptischer bewertet Köhne den Nutzen von einer Bracketumfeldversiegelung: Hierbei soll ein Lack die Zahnflächen vor Karies schützen. Laut Köhne aber könnte diese Versiegelung ein gründliches Zähneputzen nicht ersetzen, da sich der Lack nach und nach auflösen würde.
Thermoelastische Bögen und Klebereretainer ebenfalls empfehlenswert
Termoelastische Bögen sind Bögen aus titanhaltigen Legierungen. Sie sind flexibler als andere Lösungen für festsitzende Spangen, werden durch Körperwärme aktiviert und ermöglichen so zwar konstante Kräfte, jedoch mit weniger Druckgefühl und Beschwerden. Laut Finanztest zählen sie zu den empfehlenswerten Extraleistungen. Beim Wechseln der Bögen empfiehlt sich außerdem eine professionelle Zahnreinigung.
Zu den empfehlenswerten Extras gehören auch Kleberetainer: Retainer dienen der Nachbehandlung nach dem Entfernen der Spange. Es handelt sich um feine Drähte, die hinter die Vorderzähne geklebt werden, damit die Zähne nicht erneut in eine Fehlstellung geraten. Retainer verhindern also, dass die kostspielige Behandlung umsonst war.
Versicherungsexperten empfehlen die Zahnzusatzversicherung für Kinder
Die Zahnzusatzversicherung ist das erfolgreichste Produkt der privaten Krankenzusatzversicherung – laut Verband der Privaten Krankenversicherer verfügten in 2021 insgesamt 17,83 Millionen Personen über eine solche Versicherung. Aufgrund der hohen Zusatzkosten für die Kieferorthopädie empfehlen Experten eine Zahnzusatzversicherung auch für Kinder (Versicherungsbote berichtete hier und hier).
Hierbei sollten nicht nur die hohen Kosten der Extras bedacht werden. Sondern auch weitere Kostenrisiken werden durch die Zahnzusatzversicherung für Kinder reduziert:
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- So hat ein Kind erst Anspruch auf Kostenerstattung ab Schweregrad 3 gemäß kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG). Fehlstellungen müssen demnach schon ausgeprägt bis extrem stark ausgeprägt sein. Bei einem KIG-Grad von 1 oder 2 tragen die Eltern die Kosten komplett allein.
- Zudem besteht die Gefahr, dass Eltern trotz KIG 3, 4 oder 5 auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben. Denn Eltern müssen 20 Prozent des Kassenanteils in der laufenden Behandlung vorschießen (bei mehreren Kindern 10 Prozent). Erst, wenn der Arzt einen erfolgreichen Abschluss der Behandlung bescheinigt, bekommen Eltern diesen Vorschuss zurückerstattet.
Hintergrund: Alle Informationen zu Extras der Kinder-Kieferorthopädie wurden dem Finanztest-Magazin vom November 2023 entnommen. Das Magazin kann auf der Seite der Stiftung Warentest kostenpflichtig bestellt werden. Es ist aber auch möglich, kostenpflichtig hier nur den Artikel mit weiteren hilfreichen Informationen herunterzuladen.
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- Kieferorthopädie für Kinder: empfehlenswerte Extras