Vanguard stellt Dienste für deutsche Privatanleger ein
Die US-Fondsgesellschaft Vanguard fährt einen Teil des Deutschland-Geschäfts zurück. Der Vanguard Invest Anlageservice und Vanguard Invest Direkt werden für deutsche Privatanleger eingestellt. Was das für die Kunden und Vermittler bedeutet.
Jack Bogle ist nicht nur der Gründer von Vanguard, sondern auch Erfinder des Indexfonds (ETF). Eine Anlagelösung, die sich insbesondere für Privatanleger eignen soll. Die Idee, Privatanlegern Zugang zu kostengünstigen Fonds und ETFs zu bieten, führte die US-Fondsgesellschaft 2017 auch nach Deutschland. Kaum sechs Jahre später machen bereits eine Million deutsche Privatanleger von dieser Möglichkeit Gebrauch, so Vanguard gegenüber Versicherungsbote.
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Vor knapp einem Jahr zeigte eine Marktuntersuchung des Zahlungsdienstleisters Klarna, dass nirgendwo stärker in ETFs investiert wird, als in Deutschland (Versicherungsbote berichtete). Zahlen, die auch Vanguard bestätigt: 60 Prozent des gesamten Nettozuflusses in Vanguard-ETFs in Europa kommen aus Deutschland.
Dennoch stellt Vanguard die Dienste für Privatanleger in Deutschland ein. Auf seiner Webseite schreibt das Unternehmen: „Vanguard hat nach sorgfältiger Prüfung beschlossen, die Sparte Vanguard Invest für deutsche Privatanleger am 7. November 2023 einzustellen. Das betrifft den Vanguard Invest Anlageservice und Vanguard Invest Direkt in Deutschland.“
Nach eigenen Angaben verwaltet ETF-Pionier Vanguard mehr als 30 Milliarden US-Dollar im Auftrag deutscher Anleger. Warum will man dieses Geschäft erschweren? Auf Nachfrage von Versicherungsbote sandte die US-Fondsgesellschaft folgendes Statement, in dem der Schritt begründet wird:
„Wir haben Anleger zunächst hauptsächlich über Vertriebspartner und Anlageplattformen wie Direktbanken und Neo-Broker bedient, bevor wir anschließend unser Direktangebot Vanguard Invest eingeführt haben.
Wir investieren weiterhin in unser Angebot und haben im Zuge dessen unser deutsches Geschäft strategisch überprüft – mit dem Ziel, Anlegern in Deutschland den besten Zugang zu Vanguard-Produkten zu ermöglichen. Das deutsche Angebot von Vanguard über Vertriebspartner ist nach wie vor die erste Wahl für Anleger. Gleichzeitig müssten wir noch die notwendige Größe erreichen, um den Vanguard Invest-Service effizient zu betreiben. Aus diesem Grund haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Plattform Vanguard Invest zu schließen.“
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Doch das bedeutet nicht das Ende des ETF-Booms in Deutschland: „Auch wenn wir Vanguard Invest einstellen, werden wir Anleger in Deutschland weiterhin bei ihrer Geldanlage unterstützen. Unsere Fonds, ETFs und Dienstleistungen werden wir in Deutschland auch künftig über unsere Vertriebspartner und über Anlageplattformen anbieten und Investoren so zugänglich machen“, so ein Unternehmenssprecher von Vanguard gegenüber Versicherungsbote.
So soll beispielsweise weiter in das ‚Vanguard 360 Beraterprogramm‘ investiert werden. Dort können Finanzanlagenvermittler Modellportfolios einsehen, Marktanalysen studieren, an virtuellen Trainings teilnehmen oder Checklisten und anders Marketingmaterial finden.
Für Privatkunden hat Vanguard ein FAQ zusammengestellt.