Insolvenz der Signa-Gruppe könnte für deutsche Versicherer zum Milliarden-Problem werden
Die Signa Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko ist insolvent: Viele Immobilien und Bauprojekte im deutschsprachigen Raum stehen vor einer ungewissen Zukunft. Das könnte nun auch für die deutschen Versicherer ein Problem werden. Laut einem Medienbericht haben sie Milliarden in das Firmenkonglomerat gesteckt: zu den Investoren gehören auch Branchenführer wie die Allianz und Munich Re.
In den letzten Wochen sorgte die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilien- und Handelsinvestors René Benko für viele Schlagzeilen. Sie ist nicht nur an vielen Kaufhaus- und Warenhäusern beteiligt, sondern auch in wichtige Bauprojekte involviert: etwa den Elbtower in Hamburg, der das dritthöchste Gebäude in Deutschland werden soll. Die Zukunft der Projekte und Warenhäuser: ungewiss.
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Doch die Firmenpleite der Signa Holding könnte nun auch für die deutschen Versicherer zum Problem werden. Laut Recherchen der britischen „Financial Times“ hat sich die Firmengruppe nicht nur bei Banken wie UniCredit Geld geliehen, als sie auf der Suche nach frischem Kapital war, sondern auch von deutschen Versicherern. Mehr als 3 Milliarden Euro hätten die Assekuranzen in das Immobilienimperium gesteckt. Dies gehe aus Dokumenten hervor, die die Financial Times habe einsehen können, auch Insider hätten das Engagement bestätigt.
Insider hätten berichtet, dass rund ein Drittel dieser Gelder durch keinerlei Sicherheiten gedeckt sei, berichtet das Finanzmagazin weiter. „Das wird für einige Versicherer sehr schmerzhaft“, wird ein Insider zitiert. Signa habe bis Ende September einen Schuldenberg von fünf Milliarden Euro angehäuft, den Großteil davon innerhalb von neun Monaten - unter anderem, weil steigende Baupreise das Unternehmen belasten und der Konzern für ein solches Szenario keine Vorsorge getroffen habe.
Allein die Signal Iduna soll Benko eine Milliarde Euro geliehen haben
Wie die Financial Times berichtet, haben sich mehr als ein halbes Dutzend Versicherer bei Signa und ihren Tochtergesellschaften engagiert. Darunter auch bekannte Namen: unter anderem die Allianz und Ergo. Und das Magazin nennt Zahlen: Die Allianz habe der Signa Kredite in Höhe von 300 Millionen Euro gewährt, die Ergo sogar in Höhe von 700 Millionen Euro. Die R+V sei mit 500 Millionen Euro investiert.
Noch mehr Geld habe die Signal Iduna Gruppe bereitgestellt: eine Milliarde Euro. Während erstgenannte Versicherer eine Stellungnahme verweigert hätten, habe die Signal Iduna das Engagement immerhin bestätigt, sich aber nicht zu der Höhe äußern wollen. Der Dortmunder Versicherer erwarte „keine wesentliche Kreditverluste“, da die Kredite „zu einem großen Teil“ durch Immobilien in guter Innenstadt-Lage gesichert seien.
Die Pointe: Tatsächlich haben die deutschen Versicherer ihr Investment in Immobilien ausgebaut - auch deshalb, weil diese als vergleichsweise sicher gelten und langfristige Rendite versprechen. Laut einer Studie von EY lag der Immobilienanteil in den Portfolios der Versicherungsunternehmen 2023 bei 13 Prozent und damit um 0,9 Prozent höher als 2022: Seit 14 Jahren steigt die Quote kontinuierlich.
Ein Gschmäckle hat jedoch, dass die Investments in die Signa durchaus als riskant galten. Laut dem Bericht haben viele Banken aufgrund der strengen Eigenkapital-Anforderungen darauf verzichtet, Geld in bestimmte Arten von Geschäften zu stecken: Die Versicherer seien eingesprungen.
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Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sagte der Financial Times, dass sie die Situation beobachte, das Risiko aber „in den meisten Fällen“ im Vergleich zum Gesamtvermögen der Versicherer vernachlässigbar sei. Sie erwarte „keine wesentliche Bedrohung“ für einen der betroffenen Versicherer.