Unfallversicherung: krisenfest bei stagnierender Nachfrage
Die Unfallversicherung erweist sich immer wieder als krisenfest. Einzig die Nachfrage stagniert seit Jahren. Versicherungsbote stellt aktuelle Kennzahlen vor.
- Unfallversicherung: krisenfest bei stagnierender Nachfrage
- Leichter Preisanstieg über die Jahre
Mit neun Prozent aller gebuchten Bruttoprämien ist die Unfallversicherung die zweitkleinste Sparte im Kompositgeschäft (kleiner ist einzig die verbundene Hausrat mit fünf Prozent aller verbuchten Bruttoprämien). Dennoch verspricht das Unfall-Geschäft regelmäßig gute Gewinne. Weil die Unfallversicherung – anders als andere Zweige wie die Hausrat- und die Wohngebäudeversicherung – nicht unter extremen Wetterbedingungen leidet, war sie 2021 sogar der meist-profitable Kompositzweig (Versicherungsbote berichtete).
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So lag in 2021 die durchschnittliche Schadenquote über 50 Versicherer hinweg bei 45,72 Prozent; die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) lag bei guten 78,88 Prozent. Beim versicherungstechnischen Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) konnte sich jedes Unternehmen einen durchschnittlichen Gewinn von 26,25 Mio. Euro gutschreiben.
Ein Ergebnis, das in 2022 zwar nicht ganz wiederholt werden konnte: die durchschnittliche Schadenquote der Branche lag 2022 bei 45,01 Prozent; die Schaden-Kosten-Quote bei 79,67 Prozent. Dennoch zeigt die nur leichte Verschlechterung, dass noch immer gute Gewinne in der Unfallversicherung möglich sind (bei einem versicherungstechnischen Gewinn von durchschnittlich 24,85 Mio. Euro in 2022).
Vier Unternehmen mit Schaden-Kosten-Quoten über 100 Prozent
Als Wermutstropfen erscheinen freilich vier Unternehmen, die 2022 eine CR über 100 Prozent ausweisen. Betroffen sind:
- Der Bayerische Versicherungsverband (CR von 110,85 Prozent);
- die R+V Allgemeine (CR von 111,50 Prozent);
- die Axa (CR von 115,55 Prozent);
- die Allianz (CR von 134,89 Prozent).
Allerdings muss an dieser Stelle ergänzt werden: Einzig der Bayerische Versicherungsverband weist ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellung aus: minus 5,5 Mio. Euro. Die anderen drei Unternehmen haben ein positives Ergebnis – die Allianz sogar das größte positive Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellung mit 176,20 Mio. Euro in 2022.
Begründet sein könnten dieser Widerspruch durch Passivposten. So fällt auf, dass die Allianz beim versicherungstechnischen Ergebnis nach Veränderung der Schwankungsrückstellung von Rang eins auf Rang 35 abrutscht – und bei dieser Kennzahl nur noch einen Gewinn von 19,95 Mio. Euro ausweist. Über die Gründe des Widerspruchs zwischen Schaden-Kosten-Quote und versicherungstechnischem Gewinn kann allerdings nur spekuliert werden. Das Beispiel veranschaulicht aber beispielhaft: Zur Bewertung des Geschäftserfolgs darf nicht nur eine Kennzahl herangezogen werden, sondern mehrere Kennzahlen sind in ihrem Kontext zu bewerten.
Branche mit Bestandssorgen
Schon in den letzten Jahren wurde diagnostiziert: es gelingt der Unfallversicherung nicht, sich als notwendiges Produkt für jüngere Kunden zu platzieren. Ein Befund, der auch für 2022 fortbesteht. Denn hatte jedes Unternehmen in 2021 noch durchschnittlich 585.767 Unfallpolicen im Bestand, sinkt diese Vertragszahl in 2022 leicht auf 572.887 Policen.
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In diesem Bereich bewegt sich die Unfallversicherung seit Jahren – in 2017 zum Beispiel hielt jeder Versicherer 576.997 Policen im Bestand. Für den Sechs-Jahres-Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2022 lässt sich also konstatieren: zwar geht im Bestand keine große Anzahl an Policen verloren, allerdings wächst die Branche auch nicht.
Leichter Preisanstieg über die Jahre
Ein Grund für die große Beliebtheit von Unfall-Policen in der Vergangenheit lag an dem günstigen Preis. Günstig sind die Policen noch immer, allerdings lässt sich in den letzten Jahren auch ein Preisanstieg beobachten.
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So lagen gebuchte Bruttoprämien pro Vertrag in 2017 noch bei 191,68 Euro jährlich, stiegen dann bis 2019 auf 204,30 Euro und bis 2021 auf 213,23 Euro. In 2022 klettern die Prämien noch mal leicht – auf durchschnittlich 220,20 Euro je Vertrag.
Trotz dieser Preissteigerung sinken in 2022 gebuchte Bruttoprämien gesamt, die jeder Versicherer durchschnittlich in einem Geschäftsjahr einnimmt. Denn buchte jeder Unfallversicherer in 2021 noch insgesamt 126,70 Mio. Euro im Schnitt, sank der Betrag in 2022 auf 125,91 Mio. Euro. Allerdings zeigt sich eine positive Entwicklung, wenn man diesen Betrag 2022 mit 2017 vergleicht: in 2017 wurden nur 177,55 Mio. Euro je Versicherer gebucht.
Hintergrund: Alle Zahlen sind dem neuen Branchenmonitor Unfallversicherung 2023 der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Der Branchenmonitor umfasst mit seiner Analyse den Zeitraum 2017 bis 2022 und deckt 95 Prozent des Unfallversicherungsmarkts ab.
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Zusammen mit weiteren Ausgaben des Branchenmonitors kann der Branchenmonitor Unfallversicherung 2023 kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.
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