Cyberrisiken: Nur 15 Prozent der Bürger informieren sich regelmäßig
Welche Erfahrungen mit Cyberrisiken haben deutsche Bürger? Und wie informieren sie sich? Dies fragt jährlich eine durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik initiierte Studie. Versicherungsbote stellt Ergebnisse vor.
- Cyberrisiken: Nur 15 Prozent der Bürger informieren sich regelmäßig
- Welche Cyberdelikte besonders häufig waren
- Welche Sorgen beim Thema "Künstliche Intelligenz" überwiegen
Seit 2019 schon wird jährlich eine offizielle Bürgerbefragung zur Cybersicherheit durchgeführt – initiiert von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) sowie von dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Befragung zielt darauf ab, Wissen und Erfahrungen, aber auch Einstellungen der deutschen Bevölkerung zum Thema Cybersicherheit und Cyberkriminalität zu erfassen – um in der Folge Angebote zur Aufklärung und Handlungsstrategien darauf abzustimmen.
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Folgende Schwerpunkte sind Thema der aktuellen Befragung von 2023:
- Wie sich Bürger zu Cyberrisiken informieren;
- wie sich die Bürger gegen Cyberrisiken schützen;
- welche persönlichen Erfahrungen die Bürger bereits mit Cyberkriminalität machten;
- welche KI-unterstützten Betrugsmethoden die Bürger kennen;
- Welche Sorgen die Menschen in Bezug auf künstliche Intelligenz plagen.
Nur 15 Prozent der Befragten informieren sich regelmäßig
In der aktuellen Studie – man hat sie nun „CyMon: Der Cybersicherheitsmonitor“ getauft, während man die Studie früher „Digitalbarometer“ nannte – wurde u.a. gefragt: „Informieren Sie sich gezielt über das Thema Cybersicherheit (z. B. wie Sie internetfähige Geräte sicher nutzen oder welche Sicherheitslücken bekannt sind)?“ Wirklich regelmäßig aber informieren sich nur 15 Prozent der Befragten. 43 Prozent informieren sich immerhin „hin und wieder“, 19 Prozent jedoch „nur im Problemfall“. Zudem gaben 22 Prozent an, sich „nie“ zu informieren.
Persönliche Betroffenheit erhöht die Bereitschaft, sich zu informieren
Anders sieht es allerdings bei jenen 27 Prozent der Befragten aus, die bereits einmal von Cyberkriminalität betroffen waren. In der Gruppe jener Betroffenen, die in den zurückliegenden 12 Monaten einen Vorfall beklagten, informieren sich immerhin 24 Prozent regelmäßig. Und 48 Prozent informieren sich hin und wieder. Allerdings informieren sich hier dennoch zehn Prozent jener Betroffenen nie – eine Zahl, die doch zu denken gibt.
Genutzte Informationsquellen zur Cybersicherheit
Die Top-Informationsquelle zur Cybersicherheit überrascht kaum: 64 Prozent der Befragten informiert sich über das Internet. Allerdings muss die Zahl höher angesetzt werden, denn auch bei den weiteren Informationsquellen gibt es Überschneidungen mit dem Internet. Als zweitwichtigste Informationsquelle werden Familie, Freunde und Bekannte genannt (39 Prozent). Weitere Informationsquellen sind soziale Netzwerke (29 Prozent), Fernsehen (26 Prozent), Videos/Tutorials (19 Prozent), Apps (15 Prozent), Zeitungen in Print und Online (15 Prozent), Fachzeitschriften in Print und Online (13 Prozent), Newsletter (12 Prozent), Radio (11 Prozent), Broschüren (Print/Online) zur Cybersicherheit (7 Prozent), Podcasts (6 Prozent), Fortbildungen bzw. Informationsveranstaltungen (4 Prozent), Telefon-Hotlines (3 Prozent) und Sonstiges (2 Prozent).
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Welche Cyberdelikte besonders häufig waren
Von welchem Cyberdelikt aber waren jene betroffen, die Schaden erlitten (27 Prozent der Befragten)? Auf Rang eins der Delikte liegt der Betrug beim Online-Shopping – diese negative Erfahrung betraf 34 Prozent der Betroffenen. Bei möglicher Mehrfachnennung folgt auf Rang zwei der Delikte der Fremdzugriff auf einen Online-Account (28 Prozent). Auf Rang drei der Delikt-Erfahrungen folgt eine Infizierung mit Schadsoftware oder Trojanern.
Recht hohe Prozentwerte (17 Prozent) hat auch das Phishing – das „Abfischen“ von Passwörtern oder persönlichen Daten. Dahinter folgt der Identitätsdiebstahl (14 Prozent Nennungen), der Betrug mittels Messenger-Dienst (12 Prozent Nennungen) oder der Betrug durch falsche Supportmitarbeiter.
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Folgende Grafik zeigt, durch welche Betrugsmaschen die Befragten zum Opfer wurden:
Vertrauensverlust als am häufigster genannter Schaden
Welchen Schaden aber trugen jene davon, die Opfer von Cyberkriminalität wurden? Am häufigsten genannt wurde Vertrauensverlust in entsprechende Online-Dienste (33 Prozent). Auf Rang zwei folgte der zeitliche Schaden – es dauert häufig lange und erfordert einigen Aufwand, um nach einer Cyberattacke den Schaden zu beseitigen, Auf Rang drei der Schadenliste platziert sich der emotionale Schaden.
Der finanzielle Schaden hingegen – von 50 Prozent der Nichtbetroffenen als meist gefürchteter Schaden genannt, platziert sich bei den Betroffenen erst auf Rang fünf. Davor landet noch der Datenverlust als Schaden (22 Prozent Nennungen). Nur 18 Prozent der Befragten, die von Cyberkriminalität betroffen waren, nennen hingegen einen finanziellen Schaden als Folge des Cyberangriffs. Der Mittelwert dieses Schadens wird mit 1.247 Euro angegeben.
Den größten finanziellen Schaden verursachten Datendiebstähle
Die Studie hatte auch das Ziel, den finanziellen Schaden einzelner Delikte zu ergründen. Hier lagen Datendiebstähle vorn – der Durchschnitt des Schadens lag hier bei 2.494 Euro. Erschreckender aber ist der Höchstwert: die höchste Summe, die gezahlt werden musste, lag für Datendiebstahl bei 40.000 Euro.
Etwas geringer viel der Schaden durch Betrug bei Online-Shopping aus. Hier lag der durchschnittlich erlittene Schaden bei 436 Euro, der Höchstschaden bei 3.000 Euro. Allerdings wird der Betrug durch Online-Shopping am meisten zur Anzeige gebracht – insgesamt 52 Prozent der Betroffenen stellten aufgrund des Delikts eine Anzeige bei der Polizei. Datendiebstahl hingegen zeigten 31 Prozent der Betroffenen an.
Welche Sorgen beim Thema "Künstliche Intelligenz" überwiegen
Das Aufkommen der künstlichen Intelligenz im Alltag und neue Nutzungsmöglichkeiten verbreiteten sich zuletzt in Rekordgeschwindigkeit. Welche Sorgen aber haben die Menschen diesbezüglich? Auch dies wollten die Studienmacher wissen.
- Auf Rang eins der Sorgenliste rangiert die Sorge vor Fälschungen und vor der Manipulation von Medien und Dokumenten (37 Prozent der Befragten machen sich hier „große Sorgen“ bei möglichen Mehrfachnennungen).
- Auf Rang zwei des KI-Sorgenbarometers rangiert die Sorge vor Angriffen durch Cyberkriminelle. Diese Gefahr verursacht „große Sorgen“ bei 32 Prozent der Befragten.
- Ebenfalls haben 32 Prozent der Befragten große Sorge vor einer Beeinflussung der öffentlichen Meinungsbildung.
- Zudem äußern 31 Prozent der Befragten, sie hätten große Sorge, dass durch KI ihre persönlichen Daten nicht sicher sind.
- 29 Prozent der Befragten befürchten eine flächendeckende Überwachung durch KI, die ihnen „große Sorgen“ bereitet.
- Auch befürchten 19 Prozent der Befragten, die KI verstärke eine zunehmende ökonomische Ungleichheit.
Hintergrund: Die Bürgerbefragung zur Cybersicherheit 2023 wurde mittels Computer Assisted Web Interviewing (CAWI) durchgeführt und richtete sich an die deutschsprachige Bevölkerung ab 16 Jahren mit Internetzugang in Privathaushalten in Deutschland. Die repräsentative Stichprobe wurde anhand der Merkmale Alter, Geschlecht, Bildung und Bundesland aus dem Bilendi/respondi Online-Access-Panel gezogen.
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Insgesamt wurden 3.012 Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse wurden anhand der Bevölkerungsstrukturmerkmale gewichtet, um eine repräsentative Strukturgleichheit mit der Grundgesamtheit zu erzielen. Weitere Informationen sind auf der Webseite des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ebenso verfügbar wie Folien mit den Umfrageergebnissen.
- Cyberrisiken: Nur 15 Prozent der Bürger informieren sich regelmäßig
- Welche Cyberdelikte besonders häufig waren
- Welche Sorgen beim Thema "Künstliche Intelligenz" überwiegen