Jungmakler in der Honorarberatung: „Ich investiere selbst in die Produkte, die ich meinen Kunden nahelege.“
Niklas Krämer (26) hat aus voller Überzeugung den Sprung in die Selbstständigkeit als Finanzberater gewagt. Sein Ziel: Besser und individueller beraten, als er selbst beraten worden wurde – und das mit nachhaltigen Geldanlagelösungen. Dafür taucht er tief ein in die Materie und scheut auch nicht davor, proaktiv Fondsmanager anzusprechen, um herauszufinden, ob die Produkte wirklich so nachhaltig sind, wie sie versprechen. Auf seinem Weg zur Selbstständigkeit hätte er sich mehr Unterstützung gewünscht. Deshalb entwickelt er im nächsten Jahr gemeinsam mit HonorarKonzept ein Weiterbildungsformat für Berater.
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- 'Viele Menschen sind bereit für die Wissensvermittlung zu zahlen'
Versicherungsbote: Herr Krämer, beschreiben Sie zunächst einmal Ihren Werdegang. Wie sind Sie zur Beratung gekommen?
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Niklas Krämer: Zunächst habe ich Maschinenbau in Darmstadt und den USA studiert. Dort wurde mein Interesse für das Thema Nachhaltigkeit geweckt und ich habe mich gefragt, wie ich mit meiner Arbeitskraft etwas Positives bewirken kann. Während der Corona-Pandemie habe ich mich dann mit aktivem und passivem Investieren auseinandergesetzt. Danach habe ich neben dem Studium bei Königswege angefangen, um in den Beruf des Beraters reinzuschnuppern, und meinen Podcast Finance 4Future gestartet. Den Schritt in die Selbstständigkeit und aus dem Strukturvertrieb heraus habe ich mit meinem Einstieg bei MehrWert gewagt. Dafür habe ich auch meinen abgeschlossenen Master in Maschinenbau links liegen lassen.
Wann wussten Sie, dass Sie sich als Makler selbstständig machen wollen?
In meinem Angestelltenverhältnis habe ich schnell gemerkt, dass ich einen eigenen Stil bei der Beratung habe und freier arbeiten wollte. Außerdem fokussierten sich die Unternehmen, bei denen ich tätig war, nicht auf nachhaltige Lösungen, so wie ich sie definiere: mit Wirkung. Nachdem ich über Ökofinanz-21, einem bundesweiten Netzwerk von nachhaltigen Beratern, Menschen kennengelernt habe, denen Nachhaltigkeit genauso wichtig ist wie mir, war klar, dass ich beides verbinden möchte – Finanzberatung und Impact – das war dann der Start von WertWende.
Was war die größte Herausforderung als Selbstständiger in der Anfangszeit?
Es war definitiv eine Umstellung, da man einfach kein geregeltes Einkommen hat. Natürlich hatte ich Rücklagen für den Schritt in die Selbstständigkeit und auch meine Familie hätte mich im Notfall immer unterstützt, aber wenn man merkt, dass erstmal nichts reinkommt und die Fixkosten da sind, ist das ein ganz anderer Druck. Im Nachhinein war es aber eine spannende und auch gute Erfahrung diesen finanziellen Druck erstmalig zu spüren. Wenn man selbstständig ist, muss man eben liefern.
Haben Sie auf Ihrem Weg Unterstützung gesucht und in welcher Form haben Sie diese erhalten?
Generell habe ich bei der Unterstützung sehr darauf geachtet, dass sie zu mir passt. Denn oft stecken auch Hintergedanken und eigene Absichten hinter Hilfsangeboten. Hier hilft es nachzuvollziehen, welche Interessenskonflikte denn wo liegen könnten und die transparent anzusprechen.
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Bei Königswege fand ich Unterstützung und wertvolles Wissen, insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Akquise. Verkaufen will gelernt sein und Strukturvertriebe bieten dahingehend entsprechende Schulungen an. Die Entwicklung von Prozessen war ebenfalls ein Punkt, an dem ich mir Know-how von Dienstleistern wie Maklerpools geholt habe. HonorarKonzept war fachlich gesehen auch eine wichtige Anlaufstelle für mich. Die Businesscoaches haben mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung, von denen ich enorm profitieren konnte und immer viel gelernt habe. Unternehmertum ist ebenfalls ein wichtiges Thema und muss gelernt werden. Ich habe mir beispielsweise Unterstützung bei einem externen Businesscoach aus Berlin gesucht, um mein persönliches und unternehmerisches Wachstum zu fördern.
'Viele Menschen sind bereit für die Wissensvermittlung zu zahlen'
Wo hätten Sie sich mehr Unterstützung gewünscht?
Es gibt sicherlich viele Bereiche, in denen mehr Unterstützung helfen würde, da insgesamt viel Eigenleistung erwartet wird. Insbesondere bei der Aufstellung des eigenen Geschäftsmodells gibt es wenige Anlaufstellen, die Unterstützung bieten.
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Stichwort Kundenberatung: Was ist hierbei besonders wichtig?
Man muss authentisch sein und sich auf den Kunden konzentrieren, ohne direkt daran zu denken, ein Produkt zu verkaufen. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, Kunden individuell zu beraten und mitzunehmen, damit sie selbst entscheiden können, ob und wie es weitergeht. Ich hatte in der Studienzeit ein Schlüsselerlebnis als ich selbst Kunde war und von einem Makler beraten wurde. Mein Gegenüber war sehr darauf bedacht, seine Produkte zu verkaufen, anstatt mir auf meine Bedürfnisse und meine Lebensphase zugeschnittene Möglichkeiten aufzuzeigen. Mir wurde als 22-jähriger Student versucht eine Rentenversicherung mit einer monatlichen Sparrate von 270 Euro zu verkaufen, diese sollte auch automatisch innerhalb von 3 Jahren auf insgesamt 900 Euro ansteigen. Das wollte ich ändern und eben nicht eine solche Beratung anbieten. Wenn ein Kunde bei mir Informationen einholen will und keine ganzheitliche, langfristige Betreuung sucht, dann helfe ich ihm auch da dabei.
Und wie beraten Sie?
Authentisch, offen, ehrlich und flexibel. Das Erstgespräch ist bei mir grundsätzlich kostenlos. Dabei frage ich ab, ob der Kunde ein konkretes Thema angehen oder ganzheitlich beraten werden möchte. Zudem frage ich offen, ob der Kunde nur Wissen abholen möchte und sich dann selbst um alles kümmern will oder ob er langfristig betreut werden und Verantwortung abgeben möchte. Im Termin schaue ich mir dann die Situation des Kunden an und zeige Möglichkeiten auf, was im Hinblick auf Absicherung und Geldanlage getan oder optimiert werden kann. Mir ist es wichtig, die Brille des Kunden aufzusetzen, ohne das Verkaufsinteresse nach vorne zu stellen. Im nächsten Schritt kann Kunde dann auf Basis meines Plans selbst umsetzen oder er gibt die Verantwortung an mich ab. Im letzteren Fall führe ich dann die klassische kostenlose Finanzberatung mit Provisionen und Vermittlungsgebühren durch.
Was hebt WertWende von anderen Finanzberatungsunternehmen ab?
Wir beraten ausschließlich zum Thema Nachhaltigkeit und ich engagiere mich persönlich, in diesem Bereich gute Lösungen zu finden. Meiner Meinung nach reicht es nämlich nicht aus, in grüne Fonds zu investieren, sondern es muss auch direkter Einfluss auf die Unternehmen genommen werden, die Verbesserungspotenzial haben. Fondsmanager, die beispielsweise ihre Stimmrechte bei Unternehmen gut nutzen, haben einen großen Einfluss auf Nachhaltigkeit. Ich schaue also insgesamt genauer hin als der Otto Normalverbraucher, der in seinem Alltag auch nicht die Zeit hat, sich bei der Suche nach nachhaltigen Geldanlagemöglichkeiten tief in die Materie einzuarbeiten. Da muss ein Profi ran und das übernehme ich gerne. Zudem investiere ich auch selbst in die Produkte, die ich meinen Kunden empfehle.
Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte, die Sie anbieten, auch wirklich nachhaltig sind?
Mit meinem persönlichen Engagement. Wo grün drauf steht, ist häufig nicht unbedingt auch grün drin und genau da setze ich an. Wenn mir die Datenlage nicht ausreicht, oder ich Zweifel habe, gehe ich beispielsweise direkt auf das Fondsmanagement zu und führe Gespräche. Zudem pflege ich viele persönliche Kontakte, die sich ebenfalls mit Leidenschaft für nachhaltigste Lösungen einsetzen.
Sie beraten sowohl auf Honorar- als auch auf Provisionsbasis. Viele sagen, dass Kunden vor der Zahlung eines Honorars zurückschrecken würden. Wie kommt die Honorarberatung ihrer Meinung nach beim Kunden an?
Gut. Auf der einen Seite schätzen Kunden die Transparenz und verstehen, dass Beratung vergütet werden sollte, wenn man es ihnen offen erklärt. Auf der anderen Seite können Honorare für junge Menschen aber auch teuer sein. Je nach Lebenssituation und Präferenz des Kunden kann ich beides anbieten. Wichtig ist, dass der Kunde im Beratungsgespräch alle Informationen an die Hand bekommt, um selbst entscheiden zu können. Ein Berater sollte daher auf Transparenz, Ehrlichkeit und Flexibilität setzen.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft für die Honorarberatung aus?
Viele Menschen erkennen mittlerweile den Mehrwert von Beratung und sind bereit für die Wissensvermittlung zu zahlen. Ich beobachte außerdem, dass Menschen, die auf Honorarbasis beraten wurden, den Berater tendenziell auch eher weiterempfehlen. Generell gehe ich davon aus, dass es weiterhin ein Nebeneinander von Honorar- und Provisionsberatung geben wird, was auch sinnvoll ist.
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