Telemedizin und andere digitale Gesundheitsdienste: Trends und Chancen für die Versicherungsbranche
Welche Chancen sich aus der Nutzung von Telemedizin und anderer digitaler Gesundheitsdienste ergeben, erläutert David Smeaton, Chief Operating Officer bei PassportCard Europe, im Gastbeitrag.
Ob Bali, Portugal oder von einem anderen Ort: Seit dem Ausbruch der Coronapandemie zieht es immer mehr Deutsche ins Ausland. Remote Work ist nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken, denn immer mehr Menschen wollen frei und flexibel sein. Die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten, eröffnet nicht nur neue Horizonte für individuelle Lebensstile, sondern fördert auch eine vielfältige und international ausgerichtete Arbeitswelt. Und berufliche Erfahrungen außerhalb des vertrauten Kulturkreises zu sammeln, kann ein echter Karrierebooster sein. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt 2024 weiter zunehmen wird.
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Umfassende medizinische Versorgung im Ausland
Was bedeutet diese Anforderung konkret für Auslandskrankenversicherungen?
Anbieter müssen sicherstellen, dass ihre Dienstleistung eine weltweite Abdeckung bietet und versicherten Personen Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung verschafft. Denn Expats haben manchmal keinen Zugriff auf das öffentliche Gesundheitssystem ihres Gastlandes. Andere wiederum möchten Premium-Gesundheitslösungen nutzen, wenn die nationalen Systeme dies nicht bieten.
Aber es gibt auch noch ganz andere Herausforderungen, mit denen sich Expats konfrontiert sehen: Während sie in ihrem Heimatland wissen, zu welcher Ärztin oder welchem Arzt sie gehen können, wie sie bezahlen müssen oder wofür die Zahlungen vorgenommen werden, bringt ein Umzug in ein fremdes Land Unsicherheit mit sich. Für viele Menschen ist es beispielsweise schwierig zu verstehen, ob eine Leistung von der Versicherung abgedeckt ist oder nicht. Noch schwieriger zu verstehen ist, wie sie die Behandlungskosten tragen, weil sie dies selbst bezahlen müssen. Sie brauchen daher eine internationale Auslandskrankenversicherung, die die medizinischen Kosten im Ausland direkt und nahtlos abdeckt, Lösungen für die Evakuierung in Notfällen bietet und bei der Suche nach guter medizinischer Versorgung vor Ort unterstützt.
Anhaltender Boom digitaler Gesundheitsdienste
Diesen Anforderungen und Bedürfnissen werden Auslandskrankenversicherungen kaum mit analogen Prozessen gerecht. Vor diesem Hintergrund wird die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsdiensten, die vor der Coronapandemie zunächst ausschließlich als Telemedizin-Services angeboten wurden und sich seitdem weiterentwickelt haben, 2024 zunehmen. Es stellt sich somit die Frage: Wie werden sich digitale Gesundheitsdienste in den kommenden Monaten weiterentwickeln und welche Chancen bieten sie Versicherungen?
Flexibilität der Dienstleistungen: Sich dank maßgeschneiderter technischer Lösungen an die Anforderungen der Versicherten anzupassen, wird für Anbieter immer zentraler sein. Denn nur wer in einer immer digitaleren Welt jederzeit neue Mitglieder aufnehmen kann und zu jedem beliebigen Zeitpunkt den Abschluss eines Versicherungsschutzes oder den Wechsel von versicherten Zonen ermöglicht, wird langfristig für Kundinnen und Kunden attraktiv bleiben. Nahtlose digitale Lösungen werden daher weiter zunehmen, während langwierige Prozesse weiter abnehmen.
Die Bedeutung der eigenen Sprache in der medizinischen Kommunikation:
Kaum etwas ist schlimmer, als im Ausland zu erkranken und mit dem medizinischen Personal vor Ort, wegen der Sprachbarriere, nicht kommunizieren zu können. Die Möglichkeit, dank Telemedizin mit einem Arzt in der Muttersprache zu sprechen, verleiht dem Versicherten Sicherheit, da er in Bezug auf seine Gesundheit alles verstehen möchte. Die Fähigkeit zur Kommunikation in der eigenen Sprache fördert das Verständnis und trägt dazu bei, dass sich die Versicherten auch in herausfordernden Situationen gut betreut fühlen.
Einfachheit und Transparenz: In der Vergangenheit war die Versicherungsbranche eher für Sternchentexte und komplizierte Formulierungen bekannt. Das gilt für Versicherungsabschluss, -verwaltung und -ansprüche. Auch werden sich einfache Lösungen weiter durchsetzen. Die Schadensregulierung auf digitalem Wege ist dafür ein gutes Beispiel. Denn wenn Versicherte krank sind, ist Papierkram zu erledigen sicherlich das Letzte, womit sie sich abmühen möchten.
Service, Service, Service: Eine effektive Kommunikation und Kundenservice in mehreren Sprachen sollten Bestandteil eines zeitgemäßen Dienstleistungsportfolios eines Versicherungsunternehmens sein. Darüber hinaus gehört zu einem zeitgemäßen Service, dass Expats etwa über eine App jederzeit nach Ärzten in ihrer Nähe suchen und medizinische Hilfe anfordern können. Digitale Dienste erweisen sich als besonders nützlich, wenn sich Versicherte in einem fremden Land befinden und mit einer Ärztin oder einem Arzt in ihrer eigenen Sprache sprechen möchten. Dank 24/7-Telemedizin profitieren sie dabei rund um die Uhr von einer kompetenten medizinischen Beratung.
Die Extra-Meile für Versicherte: Behandlungskosten aus der eigenen Tasche vorstrecken, stellt für manche versicherte Person eine belastende Herausforderung dar. Durch die Digitalisierung können Versicherungsunternehmen ihren Kunden diese Sorgen abnehmen. Beispielsweise indem die Versichertenkarte wie eine Zahlungskarte funktioniert und medizinische Kosten im Ausland direkt und nahtlos abdeckt. Zu einer guten Versicherungsdienstleistung gehört aber auch, immer ein Stück weiterzudenken. Serviceleistungen wie die Organisation und Kostenübernahme eines Dogsitters bei einem Krankenhausaufenthalt, die Evakuierung bei Notfällen oder ein kostenloser Flugverspätungsdienst sollten daher neben digitalen Gesundheitsdienstleistungen ebenfalls dazugehören.
Digitale Gesundheitsdienste und Telemedizin werden 2024 weiter zunehmen. Sie ermöglichen Versicherten, aus der Ferne medizinische Beratung und Behandlung durch Fachleute zu erhalten. Für die Versicherungsbranche bieten sie die Chance, bürokratische Prozesse zu verschlanken und so einfach wie möglich zu gestalten. Anbieter sollten sich daher laufend auf den Prüfstand stellen, aber auch ihr Dienstleistungsangebot erweitern, um potenziellen Kunden den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu erleichtern.