Finanzbildung in der Schule: Kein Vertrauen in Politik
Die Finanzbildung der Deutschen soll verbessert werden, so das Ziel der 'Nationalen Finanzbildungsstrategie', die von Bundesbildungs- und Bundesfinanzministerium angestossen wurde. Doch die Mehrheit der Bevölkerung traut der Politik nicht zu, künftig für mehr Finanzbildung sorgen zu können.
Fehlendes oder mangelhaftes Finanzwissen wird Schülern und jungen Erwachsenen regelmäßig attestiert. So stimmten 2019 nur 13 Prozent der Deutschen der Aussage, sie hätten in der Schule eine gute Finanzbildung erhalten, zu (Versicherungsbote berichtete). Dabei ist eine höhere Finanzkompetenz kein Selbstzweck, wie Jörg Arnold (Swiss Life) in einem Debattenbeitrag für Versicherungsbote formulierte. „Wer für sich selbst vorsorgen und bei finanziellen Dingen entscheiden kann, entlastet andere. Es ist daher gesellschaftlich erstrebenswert und bedingt eine Kraftanstrengung aller“, so der Deutschlandchef des Versicherers. Und auch die Allianz drängte mit Studien-Ergebnissen darauf, mehr Finanzkompetenz in Deutschland aufzubauen. Fehlendes Finanzwissen könne Bürger bis zu 2.690 Euro jährlich kosten, rechnete der Münchener Versicherer vor.
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Hoffnungen auf Änderungen mit Blick auf die Vermittlung von Finanzwissen keimten im Frühling vergangenen Jahres auf, als Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner (beide FDP) eine „Nationale Finanzbildungsstrategie“ ankündigten. Stand derzeit: Es wurde die Finanzbildungsplattform „Mit Geld und Verstand – Finanzielle Bildung zahlt sich aus“ geschaffen. Dort sollen die „vielfältigen öffentlichen Angebote im Bereich finanzielle Bildung gebündelt, sichtbar gemacht und für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet“ werden. Auch eine Förderrichtlinie zur Forschung zu finanzieller Bildung wurde entwickelt. Deren Ziel: die Verbesserung der Forschungs- und Datengrundlage bezüglich finanzieller Bildung in Deutschland. So sollen „Forschungserkenntnisse gewonnen werden, um die finanzielle Kompetenz in allen Bildungsbereichen und in jedem Lebensalter in Deutschland zu stärken.“ Zudem fanden Workshops und die zweitägige Finanzbildungskonferenz „Finanzielle Bildung für das Leben“ statt. Letztere hätte „wichtige Erkenntnisse“ für die geplante Finanzbildungsstrategie geliefert, die derzeit gemeinsam von BMF, BMBF und OECD erarbeitet wird. Im Herbst 2024 wollen die Beteiligten ihre Ergebnisse präsentieren.
Diese Ergebnisse sollten überzeugend sein. Denn es ist nur noch eine Minderheit, die der Politik überhaupt eine Lösung für Vermittlung von Finanzbildung in Schulen zutraut. Das zeigen aktuelle Umfrage-Ergebnisse, die Innofact im Auftrag von Finanztip ermittelte. Auf die Frage: „Finden Sie, es sollte mehr Finanzwissen an Schulen vermittelt werden und falls ja, trauen Sie es der Politik zu, künftig für mehr Finanzbildung zu sorgen?“ antworteten 30 Prozent mit: „Ja, es sollte mehr Finanzbildung an Schulen vermittelt werden und ich traue es der Politik zu“. 63 Prozent der 1.019 repräsentativ Befragten antworten hingegen: „Ja, es sollte mehr Finanzbildung an Schulen vermittelt werden, aber ich traue es der Politik nicht zu“. 7 Prozent sind der Überzeugung, dass es bereits genügend Finanzbildung an Schulen geben würde.
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Erst im September 2023 stellte Finanztip ebenfalls mittels Umfrage fest, bei welchen Finanzthemen es den Deutschen besonders an Wissen fehlt.