Value Investing mit Nebenwerten: Eine strategische Perspektive für langfristigen Anlageerfolg
In der Welt des Investierens stehen Anleger oft vor der Wahl zwischen dem Erwerb von Anteilen an großen, etablierten Unternehmen und dem Einstieg in kleinere, weniger bekannte Firmen, die sogenannten Nebenwerte. Value Investing, eine Anlagestrategie, die auf dem Kauf unterbewerteter Aktien basiert, kann in Kombination mit Nebenwerten eine interessante Option für langfristig orientierte Investoren darstellen, erklärt Harald Sporleder, Chef Investment Officer und Geschäftsführer der Investmentboutique Lingohr Asset Management aus Düsseldorf.
Die Anlagewelt ist vielfältig und komplex. Neben den sogenannten Blue-Chip-Aktien, die oft im Rampenlicht der Finanzmärkte stehen, gibt es eine ganze Welt von Nebenwerten – kleinere und mittelgroße Unternehmen, die trotz ihres Potenzials oft übersehen werden. Diese Nebenwerte bieten, gerade in Kombination mit den Prinzipien des Value Investings, eine einzigartige Gelegenheit für Anleger, die bereit sind, sich abseits des Mainstreams zu bewegen und dabei langfristige Wertsteigerungen im Blick zu haben.
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Nebenwerte, oft definiert als Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung, zeichnen sich durch ihre Flexibilität und ihr Wachstumspotenzial aus. Diese Unternehmen sind häufig in Nischenmärkten tätig oder agieren in schnell wachsenden Branchen. Ihre geringere Größe ermöglicht es ihnen oft, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren und innovative Strategien zu verfolgen. Zudem erhalten Nebenwerte weniger Aufmerksamkeit von Analysten und großen Investoren, was zu einer Unterbewertung führen kann – ein Aspekt, der für Value-Investoren besonders interessant ist.
Value-Investoren kaufen unterbewertete Aktien
Value Investing basiert auf dem Prinzip des Kaufs von Aktien, die am Markt unter ihrem intrinsischen Wert gehandelt werden. Diese Strategie wurde maßgeblich von Investoren wie Benjamin Graham und Warren Buffett geprägt. Value-Investoren suchen nach soliden, aber unterbewerteten Unternehmen, oft charakterisiert durch starke Bilanzen, stabile Cashflows und eine gute Marktstellung. Ziel ist es, Qualität zu einem günstigen Preis zu erwerben und Geduld zu bewahren, bis der Markt den wahren Wert des Unternehmens erkennt.
Die wichtigste Aufgabe eines aktiven Managers ist daher die Unterscheidung zwischen den Fundamentaldaten eines Unternehmens und den vorweggenommenen Erwartungen des aktuellen Aktienkurses. Denn eine überdurchschnittliche Performance ist langfristig wesentlich leichter zu erreichen, indem substanzstarke Unternehmensanteile dann gekauft werden, wenn sie niedrig bewertet sind. Value-Investoren kaufen damit Aktien (auch solche, deren innerer Wert möglicherweise wenig Wachstum in der Zukunft beinhaltet) aus Überzeugung, dass der aktuelle Wert im Vergleich zum derzeitigen Preis höher liegt.
Erfolgreiche Fonds basieren auf einem wertorientierten und systematischen Investmentansatz
Die Kombination von Value Investing und dem Fokus auf Nebenwerte kann für Anleger aus mehreren Gründen attraktiv sein. Erstens bietet sie die Möglichkeit, in unterbewertete Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu investieren. Zweitens kann diese Strategie zu einer höheren Diversifikation im Portfolio beitragen, da Nebenwerte oft unterschiedliche Marktdynamiken aufweisen als große Blue-Chip-Unternehmen. Schließlich ermöglicht diese Kombination Investoren, von der „Entdeckung“ dieser Unternehmen zu profitieren, wenn sie schließlich von einem breiteren Markt anerkannt werden.
Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang Fondsstrategien, die quantitatives Aktienscreening mit anschließender, fundamentaler Beurteilung aller Kaufkandidaten kombinieren und auf einem wertorientierten und systematischen Investmentansatz basieren. Die Auswahl der weltweit attraktivsten „mittelständischen“ Unternehmen steht im Fokus solcher Strategien. Wesentlicher Bestandteil der Portfoliokonstruktion ist eine breite Diversifizierung und Gleichgewichtung der ausgewählten Einzeltitel. Damit werden Chancen und Risiken systematisch gestreut und Klumpenrisiken vermieden. Die Gewichtung der Länder erfolgt dabei auf Basis der relativen Attraktivität der jeweiligen Unternehmen. Die Sektorallokation entsteht indirekt durch den fundamentalen, Bottom-up-Aktienselektionsprozess.
Gründliche Recherche, Geduld und ein gutes Verständnis
Daher gehören globale Small- und Midcaps zu einer modernen Value-Strategie. Die Suche richtet sich daher auf unentdeckte „Perlen“ beziehungsweise „Hidden Champions“ mit einer Marktkapitalisierung zwischen 150 Millionen und fünf Milliarden Euro, die zwar nicht immer in der Öffentlichkeit stehen, aber sehr profitabel wirtschaften und viel Potential besitzen. Diese Werte können häufig zu sehr attraktiven Preisen gekauft werden. Das ist für aktive Value-Manager ein vielversprechendes Anlageuniversum.
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Die Strategie des Value Investings mit Nebenwerten bietet somit eine attraktive Option für langfristig orientierte Anleger. Durch die Identifizierung von qualitativ hochwertigen, aber unterbewerteten kleineren Unternehmen können Investoren von potenziellen Überrenditen profitieren. Diese Herangehensweise erfordert gründliche Recherche, Geduld und ein gutes Verständnis für die Marktdynamiken. Für diejenigen, die bereit sind, den weniger begangenen Pfad zu beschreiten, kann diese Kombination jedoch eine lohnende Investition darstellen.