Industrieversicherung: Mangelhafte Daten verhindern vollautomatisiertes Underwriting
In der Industrieversicherung verhindern mangelhafte Daten und veraltete Systeme, dass die Versicherer vollautomatisiert Risiken einschätzen und Prämien berechnen können. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter rund 170 Industrieversicherungs. Als größte Bedrohung für die Unternehmen werden Cyberangriffe gesehen.
Auf dem WTW Insurer Summit am 29. Februar in Essen fragte das Beratungshaus Willis Towers Watson, welche Hindernisse die anwesenden 170 Vertreter von Versicherern bei der Digitalisierung des Underwritings sehen. Mit anderen Worten: Was hindert die Industrieversicherer daran, vollautomatisiert Risiken einzuschätzen und Prämien zu kalkulieren, wenn ein Unternehmen eine entsprechende Police abschließen will oder ein bestehender Vertrag angepasst werden soll.
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Konkret wurden die Anwesenden gefragt: „Was ist für Sie die größte Hürde bei der Automatisierung Ihres Underwritings?“ Es sollte folglich nur eine Antwort gegeben werden. 32 Prozent nannten mangelnde Datenqualität als größte Hürde für eine vollautomatisierte Risikoeinschätzung und Prämienfindung in der Versicherung von Unternehmen. Für 29 Prozent verhindern veraltete Systeme den digitalen Prozess, für knapp 20 Prozent fehlende Schnittstellen und für 17 Prozent fragmentierte Prozesse, also viele einzelne, unkoordinierte Arbeitsschritte.
„Während Versicherer im Privatkundengeschäft bereits viele Prozesse digitalisiert haben, ist dies in der Versicherung von Unternehmen noch lange nicht flächendeckend der Fall“, sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich. „Industrieversicherer müssen sich der digitalen Transformation jetzt stellen und mit einem technikgestützten Underwriting bessere Entscheidungsgrundlagen schaffen.“
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Cyberrisiken als größte Bedrohung für Unternehmen
Auf die Frage, welche Unsicherheiten die Unternehmen im Jahr 2024 am meisten belasten werden, sehen 70 Prozent Cyber-Angriffe unter den Top-3-Risiken. Es folgen geopolitische Unruhen mit knapp 69 Prozent und ESG-Pflichten mit 44 Prozent. „Die Risikosituation der Unternehmen ist vielschichtiger und deutlich volatiler geworden als noch vor ein paar Jahren“, so Nazaruk. Angesichts der wachsenden Risiken sahen auch nur wenige Befragte Chancen auf fallende Prämien in der Industrieversicherung. 91 Prozent rechnen hingegen mit gleichbleibenden oder steigenden Preisen noch in diesem Jahr", so der Experte.