Was sind die weltweit wertvollsten Versicherungsmarken? Dieser Frage geht das Beratungsunternehmen Brand Finance regelmäßig nach. Neben dem Geschäftsergebnis fließen auch weiche Faktoren in die Wertung ein: etwa, wie die Produkte des Anbieters gestaltet sind oder ob das Unternehmen Marktführer in einer bestimmten Region ist. Und auch das Thema Nachhaltigkeit wird in den letzten Jahren vermehrt berücksichtigt: also die Frage, ob ein Versicherer sein Geschäftsmodell vermehrt auf ökologische, soziale und verantwortungsbewusste Unternehmensziele ausrichtet.

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Ping An: 230 Millionen Privatkunden

Im aktuellen Ranking zeigt sich dabei: Die chinesischen Versicherer dominieren weiterhin das Spitzenfeld. Ping An holt sich den ersten Platz. Der Versicherer hat seinen Hauptsitz in der südchinesischen Metropole Shenzhen und konnte seinen Marktwert gegenüber der letzten Studie um vier Prozent auf 33,6 Milliarden US-Dollar steigern. Im Jahr zuvor hatte der Versicherer noch 25 Prozent seines Markenwertes verloren, auch weil man darunter litt, dass die Corona-Einschränkungen im „Reich der Mitte“ länger dauerten und strenger waren als in anderen Teilen der Welt.

Dass sich Ping An auf dem größten Versicherungsmarkt der Welt bewegt, zeigt allein schon die enorme Zahl an privaten Kundinnen und Kunden. Rund 230 Millionen Menschen haben nach Unternehmensangaben einen Vertrag bei dem Versicherer, der erst vor circa 35 Jahren gegründet wurde.

Die Allianz kann sich auf Rang zwei platzieren und ihren Markenwert gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. Um 17 Prozent geht es nach oben, damit gewannen die Münchener am stärksten in der Spitzengruppe hinzu. Ihr Marktwert wird auf 24,6 Milliarden Euro beziffert.

Doch China dominiert. Auf den Plätzen drei und fünf folgen ebenfalls chinesische Gesellschaften: China Life Insurance mit einem Marktwert von 17,5 Milliarden US-Dollar und China Pacific Insurance (CPIC) mit 15,3 Milliarden Euro. Beide Versicherer konnten ihren Wert leicht steigern: China Life um zwei Prozent, CPIC um ein Prozent. Dazwischen schiebt sich die französische Axa, die ihren Marktwert um vier Prozent auf 16,6 Milliarden US-Dollar steigern konnte.

Brand Finance 2024

Die fünf wertvollsten Versichermarken:

  1. Ping An (33,6 Millarden US-Dollar, +4 Prozent)
  2. Allianz (24,6 Milliarden US-Dollar, +17 Prozent)
  3. China Life Insurance: 17,5 Milliarden US-Dollar, +2 Prozent)
  4. Axa (16,6 Milliarden US-Dollar, +4 Prozent)
  5. China Pacific Insurance (15,3 Milliarden US-Dollar, +1 Prozent)

Alex Haigh, Managing Director von Brand Finance Asia Pacific, kommentiert: "Das anhaltende Wachstum chinesischer Versicherungsmarken auf dem globalen Markt unterstreicht ihre strategische Agilität und ihr unermüdliches Streben nach Innovation, während ihre europäischen Pendants wie Allianz und AXA eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit durch kundenzentrierte Strategien und digitale Transformationen an den Tag legen. Unsere Studie zeigt, dass diese Akteure gut gerüstet sind, um in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld zu wachsen."

Allianz auf Rang 1 beim Thema Nachhaltigkeit

Um die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, haben die Markenexperten zusätzlich einen Sustainability Perceptions Index ermittelt. Dieser Index gibt den Anteil des Markenwerts an, der auf die Wahrnehmung von Nachhaltigkeit zurückzuführen ist, auch Sustainability Perceptions Value (SPV) genannt. Der SPV ist folglich der finanzielle Wert, der von der Reputation einer Marke für nachhaltiges Handeln abhängt. Es dürfte die Allianz freuen, dass sie hier am besten der weltweit größten Versicherer abschneidet.

Doch nicht nur die Wahrnehmung eines Versicherers als nachhaltig wird ermittelt: Zusätzlich werden Daten zur Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistung (ESG) analysiert. Hierfür greifen die Londoner auf Werte von CSRHub zurück: einem Ratingunternehmen, das sich auf Nachhaltigkeits-Aspekte spezialisiert hat. Hieraus wird ein „Lückenwert“ ermittelt, der sich aus der Differenz zwischen der Wahrnehmung von Nachhaltigkeit und der tatsächlichen Leistung ergibt.

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Die jüngste Ausgabe der Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Allianz im Versicherungssektor den höchsten Wert für die Nachhaltigkeitswahrnehmung von 3,7 Milliarden US-Dollar und den höchsten positiven Lückenwert von 299 Millionen US-Dollar aufweist. Der hohe positive Lückenwert darf an dieser Stelle nicht missverstanden werden. Ein positiver Lückenwert bedeutet aus Sicht der Studienmacher, dass die Nachhaltigkeitsleistung des Versicherers stärker ist als sie öffentlich wahrgenommen wird: Die Allianz hätte folglich das Potential, über eine bessere Markenkommunikation ihren Markenwert in Sachen Nachhaltigkeit um weitere 299 Millionen Euro zu steigern.

Sowohl die Wahrnehmungs- als auch die Leistungswerte der Allianz im Bereich Nachhaltigkeit liegen in allen ESG-Dimensionen über dem Durchschnitt des Versicherungssektors, berichten die Markenexperten. „Dies zeigt nicht nur, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen und -kommunikation der Allianz in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen werden, sondern auch, dass die tatsächliche Leistung und Berichterstattung der Marke zu ESG-Themen diese Wahrnehmung unterstützt“, schreibt Brand Finance im Pressetext zur Studie.

Die Versicherer mit den besten Werten im Sustainability Perceptions Index. Der Index zeigt den Anteil des Markenwerts an, der auf die Wahrnehmung von Nachhaltigkeit zurückzuführen ist (in US-Dollar) und berücksichtigt auch die Differenz zu tatsächlichen Nachhaltigkeits-BestrebungenBrand Insurance 2024

Hinter der Allianz folgt bereits Ping An auf Platz zwei mit einem Nachhaltigkeits-Wahrnehmungswert von 3,5 Milliarden US-Dollar. Das mag verwundern, denn gerade China treibt beispielsweise den Bau von Kohlekraftwerken massiv voran: Laut einer Studie des Finnish Centre for Energy Research (CREA) und des Global Energy Monitor (GEM) genehmigt und baut China mehr Kohlekraftwerke als der Rest der Welt zusammen. Demnach haben die chinesischen Behörden 2022 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 106 Gigawatt genehmigt. Zum Vergleich: In Deutschland, das auch wegen des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energieknappheit wieder mehr Kohle fördert, sind noch 23 Gigawatt am Netz.

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Große Versicherer wie Ping An spielen eine wichtige Rolle in der nationalen Energiepolitik - sie versichern Energieträger und investieren in Unternehmen. Tatsächlich hat sich aber auch Ping An ESG-Kriterien verpflichtet und will bis 2030 zumindest im eigenen Geschäft klimaneutral werden. Die Versicherung von Kohle schließt man derzeit nur in Übersee aus, nicht auf dem heimischen Markt, wie aus einem Statement des Versicherers hervorgeht. Hierzu sei anzumerken, dass auch die Energiepolitik der Allianz wiederholt kritisiert wurde: auch sie ist noch stark in Kohle investiert, wie etwa die NGO Urgewald berichtet.

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