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Im November 2010 nutze Wolfgang Weiler, damaliger Vorstandssprecher der HUK-Coburg, einen Besuch im Club der Wirtschaftspresse in München für eine Kampfansage. Die Preisschlacht im Kfz-Bereich könne HUK länger durchhalten als die Allianz. Und es fiel ein Satz, der Selbstverständnis und Geschäftsmodell der Franken auf den Punkt brachte: „Wir sind der Aldi der Versicherungsbranche.“

Die folgenden Jahre war dieser Satz Erfolgsgarant: HUK errang die Marktführerschaft im Kfz-Bereich. Doch gleichzeitig markiert dieser Satz auch ein Dilemma, das der Versicherer in den nächsten Jahren aushalten muss: Nötige Beitragserhöhungen werden Kunden kosten. Und Heitmann weiß: „Wir haben eine preissensiblere Klientel als viele Bewerber“. Bereits zum Jahreswechsel 2023/24 sollen 100.000 Kunden gekündigt haben. Hintergrund waren die Beitragserhöhungen im vergangenen Jahr. Doch die haben ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht.

Neue Schadenrealität ist historisch

Denn die von HUK-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer vorhergesagten „tiefroten Bilanzkennzahlen“ sind da (Versicherungsbote berichtete). Besonders heftig ist der Anstieg der kombinierten Schaden-/Kostenquote (brutto) um satte zehn Prozentpunkte auf 113,4 Prozent. Heitmann nannte das „neue Schadenrealität“. Die würde sich durch eine „bisher nicht gekannte Inflation“ kennzeichnen, die mit mehr und deutlich höheren Elementarschäden zusammenfalle. Die Folge davon seien außerordentlich gestiegene Schadenkosten bei Autoersatzteilen und Reparaturen (Versicherungsbote berichtete). Das sei historisch, so Heitmann. Der Vorstandssprecher ergänzte, dass die HUK als größter Kfz-Versicherer Deutschlands stärker von der neuen Schadenrealität getroffen sei als andere in der Branche.

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Insgesamt musste die HUK im Kfz-Bereich einen Verlust von 216,3 Millionen Euro verbuchen. „Die Ertragsseite unseres Kfz-Geschäftes ist nicht zufriedenstellend“, fasste Heitmann zusammen. Dennoch konnte der Vorstandssprecher auch Positives vermelden. So gewann der Versicherer 2023 147.000 neue Kunden sowie Mitglieder hinzu. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der Kunden und Mitglieder auf 13,1 Millionen.

Wachstum im Neugeschäft

Die Kfz-Versicherung verzeichnete ein Wachstum im Neugeschäft, wobei die Zahl der versicherten Fahrzeuge von 1,2 Millionen auf 1,4 Millionen anstieg. Dieser Anstieg sei teils auf die belebte Autokonjunktur zurückzuführen, die zu einem Anstieg der Besitzumschreibungen um 6,9 Prozent auf 6 Millionen und der Neuzulassungen um 7,3 Prozent auf 2,8 Millionen führte. Trotz dieser Zuwächse blieben die gesamten Automarkttransaktionen mit knapp 9 Millionen unter den Vor-Corona-Jahren, in denen die Zahlen regelmäßig 10 Millionen überstiegen. „Die weiterhin positive Entwicklung im Neugeschäft und Bestand freut uns sehr und bestätigt einmal mehr die Attraktivität unseres Geschäftsmodells“, so Klaus-Jürgen Heitmann.

Der Bestand an versicherten Fahrzeugen erhöhte sich um 1,3 Prozent auf etwa 13,9 Millionen. Ein bedeutender Beitrag kam von der Online-Tochter HUK24, die ihr Neugeschäft auf rund 447.000 versicherte Fahrzeuge steigerte und ein Bestandswachstum von 5,7 Prozent auf 3,1 Millionen Fahrzeuge verzeichnete.

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Die Zahl der versicherten Elektroautos bei der Versicherungsgruppe stieg auf etwa 356.000, wovon 247.000 rein elektrisch und 109.000 Plug-in-Hybride waren. Die Bruttobeitragseinnahmen im Bereich der Kfz-Versicherung stiegen um 8,3 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden- und Kostenquote verschlechterte sich auf 113,4 Prozent, was Schadenskosten von 4,5 Milliarden Euro zur Folge hatte.

Der Telematik-Tarif der HUK-Coburg, der seit sechs Jahren angeboten wird, wird mittlerweile von über 570.000 Menschen genutzt, gegenüber 500.000 im Vorjahr. Im Gebrauchtwagensektor führte HUK-Autowelt mehr als 7.000 Fahrzeugtransaktionen durch und vermittelte über 95.000 Kunden an Partnerwerkstätten und pitstop, wodurch neue Kundenkontakte geschaffen wurden.

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Auch das im Frühjahr 2023 ins Leben gerufene Joint Venture Neodigital Autoversicherung half dabei, neue Kundensegmente und Vertriebskanäle zu erschließen. 28.000 Fahrzeuge seien versichert worden und die Marke habe sich am Maklermarkt etabliert.

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