"Was gut gemeint ist, führt zu einer Informationsflut"
Welche Maßnahmen kann die Versicherungswirtschaft oder auch die Politik ergreifen, um Kunden mit niedrigem Einkommen oder schwächeren finanziellen Verhältnissen den Zugang zu Altersvorsorgeprodukten zu erleichtern?
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Wir als Versicherungswirtschaft weisen immer wieder auf die Notwendigkeit einer privaten Vorsorge fürs Alter hin und versuchen, die Menschen von den Vorteilen für sie persönlich zu überzeugen. Es geht darum, die Berührungsängste abzubauen und diese Menschen abzuholen und richtig anzusprechen. Dazu gehört auch, Vorurteile abzubauen und deutlich zu machen, dass jeder investierte Euro, und seien es nur geringe Beträge, eine größere finanzielle Unabhängigkeit im Alter bedeutet.
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Hinzu kommt das Wissen um steuerliche Vorteile, die der Staat Vorsorgesparern gewährt. In diesem Kontext überzeugt etwa die Basisrente mit der Möglichkeit, sich die Aufwände für die Altersvorsorge zu einem großen Teil vom Staat finanzieren zu lassen. Dies ist gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten besonders attraktiv.
Die Verantwortung der Politik ist es, die Rahmenbedingungen für die private Vorsorge zu verbessern und Prozesse zu entbürokratisieren. Konkret heißt das, Versicherern und Versicherten nicht immer neue Informationspflichten aufzulegen. Was gut gemeint ist, führt zu einer Informationsflut, die Kunden am Ende mehr verunsichert als hilft.
Das Thema Altersvorsorge bei Selbstständigen wird gefühlt in der Endlosschleife gespielt. Welche Lösungen sehen Sie hier?
Die Versicherungspflicht für Selbstständige ist ein ganz wichtiges Thema, denn Selbstständige haben bislang keinen oder nur geringen Anspruch auf gesetzliche Leistungen. Eine private Vorsorge ist für sie daher nicht nur wichtig, sondern auch richtig, um drohender Altersarmut entgegenzuwirken. An einer Versicherungspflicht für Selbständige führt aus unserer Sicht kein Weg vorbei, um diese Gruppe vor drohender Altersarmut zu schützen. Denn zu oft stehen etwa Taxifahrer, Gastronomen oder Künstler zu Beginn des Rentenalters vor finanziellen Herausforderungen und können sich den Ruhestand schlicht nicht leisten.
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Aus unserer Sicht dabei wichtig ist, dass die Versicherten eine Wahlfreiheit für ihre Absicherung erhalten. Nur so lassen sich die individuellen Bedürfnisse der Selbstständigen an eine Altersvorsorge erfüllen. Noch wichtiger wäre es, wenn die Versicherungspflicht in Berlin nun endlich beschlossen würde. Immerhin hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag dieses wichtige Reformvorhaben bereits benannt, nur umgesetzt wurde es bislang nicht. Hier wünsche ich mir ein höheres Tempo bei der Umsetzung der angekündigten Reformen.
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