Allianz trennt sich von heycar
Allianz X, die Venture-Capital-Tochter der Allianz, steigt bei der Gebrauchtwagenplattform heycar aus. Damit verliert heycar innerhalb kurzer Zeit den zweiten prominenten Investor, denn auch Mercedes hat sich von der Autobörse getrennt. Erst vor knapp drei Jahren war die Allianz mit großen Erwartungen bei heycar eingestiegen.
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Allianz X, die Beteiligungsgesellschaft der Allianz, hat sich als Investor bei der Gebrauchtwagenplattform heycar zurückgezogen und ihre Anteile an Volkswagen verkauft, das auch Eigentümer der Plattform ist. Das berichten das "Manager Magazin" und der "Versicherungsmonitor". Die Allianz habe den Anteilsverkauf bestätigt, sich aber nicht zu den Gründen äußern wollen.
Bereits zuvor hatte die Allianz ihre Anteile reduziert und hielt zuletzt noch 6,85 Prozent an der Gebrauchtwaren-Plattform. Mercedes war sogar mit 20 Prozent investiert, bevor man die Anteile zurückgab. Doch bei heycar kriselt es schon länger. In mehreren Wellen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 120 Stellen abgebaut und die Gruppe stellte sich strukturell neu auf, nachdem sie zuvor zwei Jahre lang die Zurückhaltung der Deutschen beim Neu- und Gebrauchtwarenkauf zu spüren bekam.
Mit großen Ambitionen in die Krise
heycar wurde 2017 gegründet und ist mit großen Ambitionen gestartet. Man wollte den großen Gebrauchtwagenplattformen die Marktführerschaft streitig machen - und damit bereits etablierten Wettbewerbern wie mobile.de. Dabei konzentriert sich heycar auf Fahrzeuge von autorisierten Vertragshändlern, um mit Qualität am Markt zu punkten. Doch heycar ist mehr als eine Plattform für den An- und Verkauf von Autos. Auch Finanzierungen, Versicherung und Leasing werden über die Website angeboten: Die Plattform versteht sich als Full-Service-Dienstleister rund ums Auto.
Laut „Versicherungsmonitor“ schreibt heycar seit 2018 rote Zahlen. Das könnte auch daran liegen, dass sich das ehrgeizige Unternehmen auf einem schwierigen Markt positionieren will. Zwar werden Online-Plattformen für den Kauf von Neu- und Gebrauchtwagen immer wichtiger. Laut einer repräsentativen Ipsos-Studie im Auftrag der Dekra nutzen 80 Prozent aller Gebrauchtwagenkäufer vor dem Kauf Internetquellen, mehr als die Hälfte aller Gebrauchtwagenbesitzer (60 Prozent) sind über das Internet auf ihr aktuelles Fahrzeug aufmerksam geworden.
Noch im Dezember 2022 hatte Anthony Bandmann, Vertriebschef der Volkswagen Financial Services AG, umfangreiche Investitionen in heycar angekündigt. "Wir wollen einer der größten Gebrauchtwagenverkäufer der Welt werden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Doch der Markt gilt als hart umkämpft. Wie eine Studie von Steinaecker Consulting zeigt, gibt es allein im deutschsprachigen Raum 150 Fahrzeugbörsen, von der klassischen Gebrauchtwagenbörse über Leadgeneratoren bis hin zu Auktionsportalen. Dies führt zu einem sehr hohen Preisdruck im Wettbewerb.
Und spätestens seit Ausbruch der Corona-Krise im Jahr 2020 ist eine deutliche Zurückhaltung der deutschen Kunden beim Autokauf zu spüren, die durch die hohe Inflation infolge des Ukraine-Krieges noch verstärkt wird. In Krisenzeiten halten die Deutschen ihr Geld lieber zusammen. Zwar erholte sich der Markt 2023 wieder etwas, laut Kraftfahrtbundesamt wurden 6,03 Millionen gebrauchte Pkw neu zugelassen, rund sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Doch in Zeiten der Corona-Lockdowns war der Markt regelrecht eingebrochen und hat noch immer nicht das Niveau von 2019 erreicht.
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Das Marktumfeld dürfte weiterhin schwierig bleiben. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für den deutschen Automarkt im laufenden Jahr mit einem Absatzrückgang von einem Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge - rund ein Viertel weniger als im Vorkrisenjahr 2019.