„Risikobewertung ist immer mehr als die Summe ihrer Teile“
Wie wirken sich chronische Krankheiten auf die Biometrie-Absicherung aus? Und welche Rolle spielen digitale Gesundheitsplattformen, um Reichweite im Biometrie-Markt auszubauen? Adriana Bilandzija (Leitung Marktmanagement Leben privat) von der Nürnberger antwortet im Interview.
Versicherungsbote: Wie wirkt sich der Anstieg chronischer Krankheiten auf die Biometrie-Absicherung aus?
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Adriana Bilandzija: Wer sich für ein Biometrie-Produkt interessiert, wird schnell mit Gesundheitsfragen konfrontiert. Bevor es zum Abschluss einer Police kommen kann, holt der Versicherer damit grundlegende, gesundheitliche Informationen über den möglichen, neuen Versicherten ein. Dort müssen Vorerkrankungen und bestehende Krankheiten immer angegeben werden. Manche Krankheiten können dabei lange andauern oder eine wiederkehrende, also „chronische“ Entwicklung einnehmen, die dann eine Dauerbehandlung erfordern. Chronische Krankheiten zählen heute zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychische Störungen und Diabetes mellitus sind weit verbreitet und beeinflussen Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und Sterblichkeit.
Grundsätzlich ist die Risikobewertung immer mehr als die Summe ihrer Teile – auch bei der Nürnberger. Ob eine chronische oder andere Vorerkrankung einen konkreten Einfluss auf den möglichen Abschluss hat, lässt sich meist nicht pauschal beantworten. Es gibt Krankheitsbilder, die bei manchen Menschen (in Verbindung mit anderen Faktoren) zu einem Ausschluss; bei anderen hingegen nur zu einem Risikozuschlag oder auch zu einer Normalannahme führen können. Umso wichtiger bei der Bewertung des Risikos ist dabei eine saubere Aufarbeitung der Gesundheitshistorie, das bedeutet, dass der Verlauf, die Behandlung und die Ursache der Erkrankung so detailliert wie möglich angegeben werden. Denn branchenweit gut 20 % der Ablehnungsgründe sind nach einer BU-Leistungspraxisstudie von Franke und Bornberg aus dem Jahr 2022, Anfechtungen und Rücktritte aufgrund fehlender oder falschen Angaben im BU-Antrag.
Welche Partnerschaften haben Sie etabliert, um Ihre Reichweite im Biometrie-Markt zu erweitern?
Seit dem Jahr 2021 arbeiten wir bei unseren selbstständigen Einkommensschutz-Produkten (BU, GF, Dread Disease und Risiko-LV) eng mit dem Spezialisten-Service BetterDoc zusammen. Dieser Service ist für unsere Einkommensschutz-Kunden mehr als nur ein Gesundheitsdienstleister. Ziel ist es, dass unsere Kunden die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Möglich machen das fortschrittliche Technologien und das Fachwissen medizinischer Experten. Unabhängig von der Art der medizinischen Anfrage - ob es sich um eine Zweitmeinung handelt, eine seltene Erkrankung oder eine komplexe Operation - das Team von BetterDoc wird die bestmögliche Behandlung und die passenden Spezialisten für den Kunden ermitteln.
Bei Bedarf kann der Spezialisten-Service sich auch gleich um die Terminvereinbarung kümmern. Denn die Wahl des richtigen Arztes ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundheitsversorgung unserer Kunden. Dabei erhält die Nürnberger keinerlei Daten über die Versicherten.
Zudem haben wir mit Coach:N eine kostenfreie Gesundheitsplattform für all unsere Kunden, die überall und jederzeit nutzbar ist. Coach:N wurde in Zusammenarbeit mit der Firma eTherapists und deren digitaler Gesundheitsplattform Humanoo umgesetzt. Unsere Kunden profitieren mit dem Zugriff auf mehr als 3.000 Coachings aus den Bereichen Ernährung, Abnehmen, Muskelaufbau oder Stressreduktion. Die Gesundheits-App ist ein digitaler Begleiter und Motivator, um aktiv das tägliche Wohlbefinden unserer Kunden zu steigern. So können sie auf Inhalte und Informationen zu verschiedenen Gesundheitsthemen zugreifen (Bewegung, Ernährung, Achtsamkeit) und profitieren weiter von persönlichen Empfehlungen, die die App auf Basis ihres Lebensstils vorgibt.
Wie begegnen Sie sprachlichen Barrieren beim Vertrieb von Biometrie-Produkten?
Wir haben zu unseren Einkommensschutz-Produkten (Biometrie-Produkte) zahlreiche Verkaufsunterlagen in der B2B und B2C Ansprache. In diesen Unterlagen versuchen wir gezielt die Vorteile und Bedürfnisse für das Produkt anzusprechen. Hinzu kommt der persönliche Kontakt unserer Vertriebspartner mit dem Kunden. So versuchen wir sprachliche Barrieren schon im Vorfeld zu vermeiden, damit eine umfassende Beratung nach den Bedürfnissen unserer Kunden gewährleistet wird. Wir wollen, dass unsere Kunden bei uns „einfach den passenden Schutz“ finden und auch bekommen.
Wie evaluieren Sie die Wirksamkeit Ihrer Marketingkampagnen für Biometrie-Produkte?
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Sämtliche (Online-) Marketingkampagnen der Nürnberger werden ausschließlich nach performancebasierten KPIs ausgesteuert. D.h. jede einzelne Kampagne wird anhand generierter Endkunden-Leadanfragen gezielt bewertet, optimiert (auch hinsichtlich Qualitätskriterien) und skaliert. Des Weiteren erfolgt ein Abgleich der tatsächlichen Wandlungsquoten und des generierten Neukundengeschäfts.
Somit werden alle Online Marketingkampagnen im Bereich der Biometrie Produkte vom Klick bis zum Abschluss durchgehend evaluiert und bewertet.