Altersvorsorge: Deutsche bleiben skeptisch
Trotz neuer Rentenpolitik erwarten die meisten Deutschen weiterhin eine Verschlechterung des Rentenniveaus. Zwar zeigt der aktuelle Deutsche Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) eine leichte Verbesserung, doch die Skepsis gegenüber der zukünftigen Altersvorsorge bleibt.
Es scheint so, als hätte der mehrjährige Abwärtstrend im Stimmungsbild zur Rente seinen Tiefpunkt überwunden. Insgesamt aber bleibt die Skepsis gegenüber der künftigen Alterssicherung bestehen. Der aktuelle Deutsche Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) zeigt im Rahmen der Frühjahrsbefragung 2024 von 2.000 Bürgerinnen und Bürgern eine leichte Verbesserung auf minus 0,4 Punkte, verglichen mit minus 4,4 Punkten im Herbst 2023. Der seit 2020 vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) halbjährlich erhobene Index kann Werte zwischen minus 100 und plus 100 ausweisen.
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Möglicherweise spielt die aktuelle Rentenpolitik der Bundesregierung eine Rolle bei dieser Verbesserung. Das Rentenpaket II, das die Festschreibung des Rentenniveaus und die Einführung des Generationenkapitals umfasst, war in den Medien stark präsent. 17,7 Prozent der Befragten glauben, dass sich das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rente in den nächsten 10 bis 20 Jahren verbessern wird, gegenüber 14,5 Prozent im Herbst 2023. Trotzdem erwartet eine absolute Mehrheit (55,3 Prozent) weiterhin eine Verschlechterung (Herbst 2023: 59,4 Prozent).
„Möglicherweise leiten die Menschen aus der starken medialen Präsenz des Themas Rente ab, dass die Politik diese mit Blick auf den Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge ‚sturmfest‘ machen will. Gesehen wird anscheinend vor allem der Stabilisierungseffekt bei der Höhe der Renten, weniger der Preis, der dafür zu zahlen ist. Denn der Beitragssatz und der Steuerzuschuss werden unweigerlich deutlich steigen müssen. Die Zeche bezahlen also die Erwerbstätigen, die dann noch weniger Netto vom Brutto erhalten“, erläutert Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.
Bei der Frage nach der Finanzierbarkeit der Rente sehen 44,3 Prozent der Befragten die Erhöhung des Steuerzuschusses als Priorität. 24,9 Prozent befürworten eine Erhöhung der Rentenbeiträge, während 17,7 Prozent eine Absenkung des Rentenniveaus akzeptieren würden. Nur 13 Prozent stimmen einer Erhöhung des Renteneintrittsalters zu.
„Die Maßnahmen der Politik treffen also in weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung. Wirklich erstaunlich ist das nicht. Denn der Anteil derjenigen, die bereits in Rente sind oder in den nächsten Jahren gehen werden, nimmt stark zu. Aber es stellt sich die Frage, ob es zukunftweisende Politik ist, wenn die sozialen Sicherungssysteme bis an die Grenzen der Finanzierbarkeit ausgebaut werden“, interpretiert Heuser.
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Oliver Mathais, Verbandsdirektor des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte e.V. (VGA), einer der Trägerverbände des DIVA, sieht ganz andere Schwerpunkte für die Rentenpolitik: „Es ist eine Fiktion zu glauben, dass mit 48 Prozent Rentenniveau das Generationenkapital signifikante Beiträge zur Finanzierung der Renten der geburtenstarken Jahrgänge leisten kann. Dafür kommt diese im Grunde gute Idee Jahrzehnte zu spät. Außerdem dürfte es spätestens im Parlament erhebliche Diskussionen zum Rentenpaket II geben. Wir haben große Sorge, dass diese Hürde nicht genommen und dadurch die geplante Reform der privaten Altersvorsorge ausgebremst wird. Auch diese Legislatur wäre dann, so wie die letzten auch schon, eine riesige Enttäuschung, was die Rentenpolitik angeht.“