Eine Zeit lang war beim Start-up Wefox, auch bereits seit 2015 am Markt, alles auf Wachstum ausgelegt. Man wollte nicht nur in Deutschland groß werden, sondern sich auch international etablieren, kaufte für dieses Ziel fleißig hinzu. Schon im Jahr 2030 wollte das ehrgeizige Unternehmen einen Umsatz von 100 Milliarden Euro erzielen, so gab Firmengründer Julian Teicke laut „Handelsblatt“ aus: Das Berliner Unternehmen wäre dann einer der ganz großen Akteure auf dem Versicherungsmarkt. Wefox verfolgte zunächst eine ehrgeizige Zukaufstrategie, verleibte sich mit dem von Investoren eingesammelten Geld vor allem Maklerdienstleister ein.

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Es kam anders, wie seit einigen Monaten bekannt ist. Im Jahr 2023 erzielte man einen Umsatz von 800 Millionen Euro, weit weg von den eigenen Ambitionen. Zugleich drangen immer mehr Nachrichten nach außen, die die Frage aufkommen ließen, wie gut Wefox tatsächlich aufgestellt ist. Gerüchte über eine Entlassungswelle standen am Anfang, gefolgt von Berichten über eine zu hohe Bewertung des Unternehmens und teilweise unrealistischen Versprechungen, die der ehemalige Firmengründer Julian Teicke den Investoren gemacht haben soll - mindestens 25 Prozent Rendite pro Jahr seien ihnen versprochen worden.

Schließlich wurde Teicke vor knapp drei Monaten durch den englischen Manager Mark Hartigan ersetzt. Vor wenigen Wochen soll er laut einem Bericht von Sky News Investoren gewarnt haben, dass die Holdinggesellschaft von Wefox bereits „im August oder möglicherweise sogar früher insolvent“ gehen könnte, wenn man sich nicht von Teilen des Geschäftes trennt.

Neuer Wefox-Chef will sich von Firmentöchtern trennen

Seitdem geht der Trend in die andere Richtung: Laut mehreren Medienberichten will der neue Wefox-Chef Firmentöchter wieder loswerden, wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis liefern oder nicht in das Firmenkonzept passen. Unter anderem wurde das Gewerbegeschäft des italienischen Versicherungsmaklers Mansutti S.p.A. an den in London ansässigen Versicherungsmakler Ardonagh verkauft. Kein kleines Unternehmen: Mansutti S.r.L. betreut nach eigenen Angaben über 8.000 kleine und mittelständische Unternehmen, vor allem in Italien, und bietet unter anderem gewerbliche Haft-, Sach-, Kfz- und Transportversicherungen an.

Auch von deutschen Firmentöchtern will sich Wefox laut Medienberichten trennen. Darunter auch 123versichert.de: ein Vergleichsportal für Privatversicherungen, das als Versicherungsmakler nach § 34d der Gewerbeordnung registriert ist. Wie nun das Fachportal financefwd.com berichtet, soll unter den Interessenten für 123versichert.de auch der digitale Versicherungsmakler Clark sein. Dabei beruft sich die Nachrichtenseite auf das Firmenumfeld des Start-ups. Beide Firmen hätten sich auf Nachfrage nicht zu den angeblichen Gesprächen äußern wollen.

Damit würde 123versichert an einen direkten Konkurrenten von Wefox gehen, denn auch Clark ist ein InsurTech mit großen Ambitionen. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin und Frankfurt am Main trat nach seiner Gründung im Jahr 2015 ähnlich selbstbewusst auf: Man wolle den „Versicherungsmarkt revolutionieren“ und strebe die Marktführerschaft der digitalen Makler in Europa an, so hieß es. Auch Clark musste freilich einsehen, dass der Weg für Start-ups auf dem deutschen Versicherungsmarkt steinig ist. Im Jahr 2023 konnte das Unternehmen erstmals die Gewinnzone erreichen und den Umsatz auf 135 Millionen Euro steigern: ein Plus von 35 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Der Umsatz des direkten Konkurrenten Check24, der allerdings auf mehr Feldern als dem Versicherungsvertrieb tätig ist, wird auf 1,1 Milliarden bis 1,3 Milliarden Euro geschätzt.

Und ähnlich wie Wefox verfolgt Clark eine offensive Wachstumsstrategie, sodass ein Interesse an 123versichert zumindest nicht unwahrscheinlich ist. Das Start-up hat früh auf Kooperationen gesetzt und konnte dadurch prominente Partner gewinnen. Ein wesentlicher Faktor für diesen Erfolg war der Zukauf von Know-how. So hat sich das junge Unternehmen beispielsweise die Finanzen Group einverleibt, die durch ihre Webseite finanzen.de bekannt ist. Ein Anteilstausch führte dazu, dass Allianz X, die Investment- und Risikokapital-Einheit der Allianz, größter Minderheitseigner wurde. Zusätzlich konnte Clark durch die Übernahme der Simplesurance Broker GmbH das Maklergeschäft von Simplesurance erwerben, einem Anbieter, der auf sogenannte eingebettete Versicherungen spezialisiert ist – also Versicherungen, die beim Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung abgeschlossen werden.

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Auf den neuen Wefox-Chef Mark Hartigan hatte sich zuletzt die britische Boulevardpresse eingeschossen. Die britische „Mail on Sunday“ vermutet, dass Hartigan nicht im Interesse von Wefox handelt, sondern ein starkes Eigeninteresse verfolgt. Er soll hohe Provisionen für die Verkäufe einstreichen und sogar mit dem Gedanken spielen, die gesamte Wefox-Gruppe an den führenden Londoner Versicherungsmakler Ardonagh zu verkaufen, zum Schleuderpreis. Das soll ihm eine Provision von 20 Millionen Euro einbringen. Es gibt aber auch eine nüchterne Erklärung für die Anteilsverkäufe: Hartigan braucht frisches Geld, um Wefox wieder auf Kurs zu bringen und strategisch neu auszurichten.