Die Riester-Rente hatte seit dem Start vor über 22 Jahren einen schweren Stand. Inzwischen zeichnen viele Gesellschaften kein Neugeschäft mehr. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sieht Reformbedarf. Dabei war das, nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) benannte Produkt, eigentlich anders gedacht. Denn Riester wollte ursprünglich eine verpflichtende zusätzliche Altersvorsorge einführen. Statt der aktuell 15,511 Millionen Policen hätte man "mehr als 40 Millionen Geförderte.“ erreichen können. Dennoch sind die Zahlen gar nicht so schlecht. Denn mit den aktuellen Werten bleibt das Produkt die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge der Welt.

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Vor der Einführung der Riester-Rente seien auch andere mögliche Alternativen debattiert worden. Demnach habe Riester als passende Lösung für eine staatlich geförderte Altersvorsorge einen Pensionsfonds begrüßt, was am Widerstand der Gewerkschaften gescheitert sei. Vorbild wäre das Schwedische Altersvorsorge-Modell gewesen: Dort fließen zwei Prozent des Bruttoeinkommens verpflichtend in einen zusätzlichen Kapitalstock. „Das fand ich gut. Deshalb ärgere ich mich auch so, dass mir seit über einem Jahrzehnt Verbraucherschützer vorwerfen, ich hätte das für die Versicherungswirtschaft gemacht“, sagte der gebürtige Allgäuer.

Bei den ausgewiesenen Riester-Verträgen handelt es sich um den Bestand zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraums. Dieser wurde um stornierte Verträge bereinigt. Dafür sind aber ruhende Verträge enthalten. Ihr Anteil wird auf gut ein Fünftel bis knapp ein Viertel geschätzt, berichtet das Bundesministerium. Für diese Verträge fließt folglich auch keine Förderung.

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Dass die Werte in etwa passen könnten, zeigen Zahlen aus dem Bundesfinanzministerium. Konkret handelt es sich dabei um die Auswertung der Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA). Diese führt zum Auswertungsstichtag 15. Mai 2023 für die Jahre 2021 und 2022 genau 10.160.570 beziehungsweise 9.098.295 geförderte Personen auf. Allerdings sind die Werte nur vorläufig. Denn bis zu diesem Zeitpunkt seien die Personen mit geförderten Zulagekonten nur teilweise erfasst worden. Schließlich ist das Ende der Antragsfrist für das Jahr 2021 erst am 31. Dezember 2023. Vergleicht man die Zahlen mit den Daten aus den Jahren 2019 und 2020 sind die Personen mit geförderten Zulagekonten mit 10.673.436 und 10.464.583 leicht rückläufig.

Riester-Rente verliert auch 2023 an Boden

Das bestätigen auch die nun veröffentlichten Quartalszahlen zum Bestand der Riester-Rente. Denn dieser setzt auch im vierten Quartal 2023 den Sinkflug fort. So zählte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Ende September insgesamt 15,511 Millionen Verträge. Das sind 78.000 Verträge weniger als Ende September und 362.000 Verträge weniger als zum Jahresende 2022. Das entspricht einem überschaubarem Bestandsverlust von 2,3 Prozent.

Bis zum Jahr 2015 hatten alle Riester-Angebote mehr oder weniger wachsen können. Doch seither geht es insbesondere mit den Policen über Versicherungen sowie mit Banksparplänen eher abwärts. Der größte Verlierer bei der einst von Arbeitsminister Walter Riester (SPD) erfundenen Zulagenrente im Jahr 2023 sind aktuell die Policen über Versicherungen.

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Zwar bleibt die Assekuranz mit knapp zwei Drittel der Verträge (66,1 Prozent) noch Spitzenreiter - verliert aber weiterhin an Boden. Während die Versicherer Ende 2012 noch knapp elf Millionen Riester-Policen in den Beständen hatten, sind es Stand Ende Dezember 2023 nur noch 10,254 Millionen Verträge (2022: 10,493 Millionen Verträge). Damit gingen in diesem Jahr 239.000 Verträge verloren.

Alle Riester-Durchführungswege schwächeln

Ebenfalls verloren haben Policen über Bankspar-Verträge. Hier sank die Zahl der Verträge innerhalb der letzten zwölf Monate von 529.000 auf 511.000. Damit sind Riester-Renten über Bankspar-Verträge die Gewinner des Jahres 2023. Denn die anderen Durchführungswege verloren noch mehr Verträge. Zum Vergleich: Den höchsten Stand hat Riester-Verträge über Banksparpläne 2014. Damals gab es immerhin 814.000 Verträge.

Steten Zuwachs hatten bis ins Jahr 2019 nur noch die Riester-Varianten über Investmentfonds sowie der Wohn-Riester. Doch auch diese beiden Riester-Wege verloren seither an Boden und auch von Januar bis Dezember gingen Verträge verloren. So sank die Zahl beim Wohn-Riester um rund 58.000 Verträge auf nun 1.593 Millionen Verträge. Auch die Riester-Renten über Investmentfonds mussten Verluste bei den Bestandszahlen hinnehmen. Hier sackte die Zahl der Policen um 47.000 Verträge auf nun 3,153 Millionen ab.

Dürftige Datenbasis verwässert aussagekräftig

Die Zahlen sind allerdings nur bedingt aussagekräftig. Denn bei den ausgewiesenen Riester-Verträgen des Bundesministerium für Arbeit und Soziales handelt es sich um den Bestand. Dieser ist bereinigt um stornierte Verträge. Und: Laut BMAS ist ein Fünftel bis knapp ein Viertel der Verträge ruhend gestellt, die Sparer zahlen also keine Beiträge mehr ein. In konkreten Zahlen würde dies bedeuten, dass rund 3,10 Millionen bis 3,88 Millionen Verträge aktuell nicht mit Beiträgen bedient werden. Wie viel Riester-Policen in der über 22-jährigen Bestehensgeschichte bereits storniert wurden, dazu konnte die Bundesregierung keine Angaben machen.

Die Bestandszahl dürfte auch deshalb nur bedingt stichhaltig sein, weil eben nur Verträge in der Ansparphase gezählt werden. Inzwischen sind jedoch viele Policen in der Rentenphase. Hierzu gibt es ebenfalls keine konkreten Zahlen. Im besten Fall kann der Bestandsverlust durch Ausscheiden in die Rentenphase über die verminderten geförderten Personen konstruieren. Während im Jahr 2019 noch 133.447 Deutsche aus den Jahrgängen 1951 bis 1955 eine Förderung erhielten, waren es im Jahr 2020 nur noch 59.967.

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Anhand der überschaubaren und nicht aktuellen Datenbasis der Ministerien ist die tatsächliche Lage der Riester-Rente nicht zu eruieren. Anhand dieser mangelhaften Datenlage dürfte sich jedwede Schlussfolgerung oder Kritik erübrigen und ins Reich der Fabeln gehören. Der Tenor bei Verbraucherschützern, Medienschaffenden und Politikern sieht jedoch anders aus.

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