Das einstige Vorzeigeunternehmen Wefox kommt nicht zur Ruhe. Laut Bloomberg bahnt sich neuer Streit innerhalb des Unternehmens an. Demnach schlägt der Großinvestor Mubadala Investment vor, das Kerngeschäft an den britischen Versicherungsmakler Ardonagh zu verkaufen. Diesen Verkauf präferiert auch der jetzige CEO Mark Hartigan. Auf den Vorgang macht aktuell businessinsider.de aufmerksam.

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Die ehemaligen Gründer des Unternehmens, Dario Fazlic, Julian Teicke und Fabian Wesemann, könnten bei dem Deal leer ausgehen, wie Bloomberg weiter berichtet. Entsprechend würden sie sich gegen den Verkauf stellen. Auch einige frühe Investoren würden dann kein Geld erhalten. Das liege auch daran, dass das einstige Einhorn zu hoch bewertet worden sei. War der Wert des Unternehmens 2022 noch auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt worden, wolle Ardonagh maximal 550 Millionen Euro für Wefox zahlen. Davon sollen 200 Millionen erfolgsabhängig fließen, wie die Financial Times berichtet hat.

Bereits das Manager Magazin erhob schwere Vorwürfe gegen Teicke. Sein Geschäftsgebaren habe mit dazu beigetragen, den Wert von Wefox künstlich in die Höhe zu treiben. Die Bewertung eines Unternehmens ergibt sich auch aus dem Preis, den Investoren für die Anteile zu zahlen bereit sind.

Der geschätzte Unternehmenswert von 4,5 Milliarden Dollar sei bei Wefox auch das Ergebnis davon, dass Investoren einen zu hohen Preis für Anteile gezahlt hätten, weil ihnen Teicke Traumkonditionen zugesichert habe, berichtet das Manager Magazin unter Berufung auf interne Dokumente. Demnach sollten die Investoren eine jährliche Mindestrendite von 25 Prozent und eine garantierte Verdoppelung ihres Investments erhalten. Die Folge: eine überzogene Bewertung, die nichts mit dem tatsächlichen Wert des Unternehmens zu tun habe.

Anstehende Sitzung entscheidet über Zukunft von Wefox

Nun tobe ein Machtkampf im Unternehmen, in dem es auch darum gehe, wer zukünftig die Richtungsentscheidungen treffen wird. Nach Recherchen von financefwd.com wird am 28. Juni der sogenannte „Board of Directors“ neu gewählt. Es ist ein Aufsichtsgremium von neun Personen, in dem Gründer, Geldgeber und unabhängige Vertreter über die Geschicke von Wefox mitentscheiden. Die drei Gründer um Teicke seien daran interessiert, die Wiederwahl von CEO Mark Hartigan und dem Bordmitglied Helen Heslop zu verhindern. Beiden werde eine zu große Nähe zu den verkaufswilligen Investoren unterstellt sowie starke Interessenkonflikte: Demnach winke Hartigan ein Bonus von 20 Millionen Pfund, wenn er verkaufe. Und Helen Heslop sitze im Beirat der LGT-Stiftung, hinter der sich die Liechtensteiner LGT-Bank verberge: auch sie ist Investor bei Wefox.

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Mit diesem Schritt wollen die einstigen Gründer laut den Medienberichten verhindern, dass Wefox zerschlagen und aufgespalten wird. Denn während Ardonagh nur am Kerngeschäft interessiert sei, würden die Firmengründer nur das Schweizer Geschäft und die Technologieplattform behalten. Die frühen Investoren präferieren demnach einen Alternativplan mit neuem Management, den auch einzelne Investoren wie Chrysalis Investments und Target Global unterstützen würden. Das Problem: Laut Bloomberg benötigt Wefox auch dringend frisches Geld. Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Euro verloren, sodass ein Alternativplan nicht ohne neue Finanzierungsrunde zu realisieren sei. Chrysalis bereite nun ein Term Sheet für eine neue 50-Millionen-Euro-Runde vor.