Teamarbeit: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Was zeichnet ein gutes Team aus, fragt sich Dirk Weske, Vorstand PPI AG, in seiner neuen Kolumne. Für die Beantwortung dieser Frage spielen Aristoteles, Google und die deutsche Fußballnationalmannschaft eine Rolle.
Als die deutsche Nationalmannschaft sich im Trainingslager auf die Fußball-Europameisterschaft einstimmte, bekam sie prominenten Besuch von Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert. Der 65-Jährige hatte die Basketballer im vergangenen Jahr sensationell zum Weltmeistertitel geführt. Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann habe ausdrücklich um das Treffen gebeten, heißt es.
Anzeige
Das stimmt mich zuversichtlich, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft es weit bringen kann bei der Europameisterschaft im eigenen Land. Denn Gordon Herbert und seine Basketballer haben eindrucksvoll bewiesen: Am Ende gewinnen nicht die besten Spieler und schon gar nicht das beste System. Am Ende gewinnt das beste Team – und zwar jenes, das in der Lage ist, sich gegenseitig immer wieder zu Höchstleistungen zu pushen.
Doch was macht ein erfolgreiches Team aus? In der sogenannten Aristoteles-Studie ist Google genau dieser Frage nachgegangen. Der Tech-Konzern hat dafür etwa zwei Jahre lang 180 Teams untersucht. Der Name der Studie ist kein Zufall. Er geht zurück auf den gleichnamigen Philosophen, der den Ausdruck prägte: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass es weniger die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder sind, die den Unterschied machen; ebenso wenig spielt der Führungsstil eine Rolle. Das Geheimnis guter Teamarbeit besteht vielmehr in der Art und Weise, wie die Teammitglieder miteinander umgehen.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die sogenannte psychologische Sicherheit. Vereinfacht gesagt heißt das: Vertrauen sich die Teammitglieder gegenseitig? Haben sie die Sicherheit, sich zu öffnen und ihre Meinung einzubringen? Bekommt jeder den dafür notwendigen Raum und die Anerkennung? Gibt es eine Kultur des Experimentierens – und ist es ok, wenn dabei auch mal was schiefgeht? Teams, die diese Fragen mit Ja beantworten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreicher sein als andere.
Was dabei wichtig ist: Psychologische Sicherheit ist nicht gleichzusetzen mit Harmonie. Wenn ich mich an die Basketball-WM erinnere, gab es da einige Momente, in denen im Team sehr hitzig diskutiert wurde. Psychologische Sicherheit bedeutet, dass es den Raum gibt, um diese Diskussionen zu führen. Am Ende geht es darum, sich und das Team zu Höchstleistungen zu führen.
Sie ahnen sicher, worauf ich hinauswill: Diese Skills sind nicht nur im Leistungssport wichtig, sondern auch im Berufsleben. Gute Führungskräfte schaffen es genau wie Trainer von Profimannschaften, das eigene Team zu Höchstleistungen zu bringen und das Beste aus jedem Einzelnen herauszuholen. Die psychologische Sicherheit der Mitarbeitenden spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Wenn Sie sich die aktuellen EM-Spiele anschauen, achten Sie deshalb auch mal darauf, was an der Seitenlinie oder in den Pausen geschieht. Wird Julian Nagelsmann es schaffen, aus den 26 Spielern seines Kaders ein Team zu formen, das geprägt ist von Wertschätzung, einer offenen Feedbackkultur sowie gegenseitiger Anerkennung und Unterstützung? Dann können wir uns auf eine spannende Fußball-Europameisterschaft freuen!
Anzeige