Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) in Deutschland ist alarmierend. Für das Jahr 2025 warnen Experten vor einer der größten Beitragserhöhungen in der Geschichte der GKV. Bereits für 2023 wurde der Zusatzbeitrag leicht auf durchschnittlich 1,7 Prozent angehoben, doch weitere Erhöhungen scheinen unausweichlich. Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbands, prognostiziert einen zusätzlichen Finanzbedarf von 0,5 bis 0,6 Prozentpunkten.

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Im ersten Quartal 2024 wuchsen die Ausgaben je Versichertem um 7,1 Prozent, und für das gesamte Jahr wird eine Zunahme von 6,5 Prozent erwartet. Auf der Einnahmenseite stehen jedoch nur Steigerungen von 5,4 Prozent für 2024 und 4,4 Prozent für 2025. Diese Diskrepanz führt zu erheblichen Defiziten. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach haben die gesetzlichen Krankenkassen in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 ein Minus von 776 Millionen Euro verzeichnet. Die steigenden Ausgaben, insbesondere bei Krankenhausbehandlungen und Behandlungen in Praxen, tragen zu dieser negativen Entwicklung bei.

Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) erwartet, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag der GKV im kommenden Jahr von 1,7 auf 2,45 Prozent steigen könnte (Versicherungsbote berichtete). Dies wäre die größte Beitragserhöhung in der Geschichte der gesetzlichen Krankenversicherung.

Die finanzielle Schieflage der GKV hat historische Wurzeln. Seit den 1990er Jahren gab es immer wieder Reformen und Anpassungen der Beitragssätze. Der allgemeine Beitragssatz liegt seit 2015 bei 14,6 Prozent des Bruttolohns, den sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen. Zusätzlich erheben die Kassen einen variablen Zusatzbeitrag, der 2023 auf durchschnittlich 1,7 Prozent festgelegt wurde. Laut Statista war der Beitragssatz in den 1990er Jahren relativ stabil, aber die Zusatzbeiträge sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, um die wachsenden Kosten zu decken.

Um die finanzielle Stabilität der Kassen zu gewährleisten, hatte die Ampel-Koalition für 2023 eine zusätzliche Finanzspritze beschlossen, die ein Defizit von 17 Milliarden Euro abwendete. Dennoch bleibt die Lage angespannt, und weitere Reformen sind notwendig. Der GKV-Verband kritisiert, dass Beitragsgelder für allgemeine öffentliche Leistungen verwendet werden, was die Belastung der Kassenmitglieder erhöht.

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Die BKK Dachverband-Vorständin Anne-Kathrin Klemm wurde konkreter: „Die im Koalitionsvertrag versprochenen Finanzmittel für Bürgergeld-Beziehende müssen endlich kommen. Die Bundesregierung scheint zu glauben, dass die gesetzliche Krankenversicherung ein Selbstbedienungsladen ist und hier geht es nicht um Kleckerbeträge, sondern um Summen in Milliardenhöhe.“