Versicherungskaufleute sind keine Gutverdiener
Versicherungskaufleute verdienen im Durchschnitt vernünftig, sind aber keineswegs Gutverdiener: Das zeigt der Lohnspiegel der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Nach zehn Jahren im Beruf erhalten sie demnach einen Bruttomonatslohn von 3.670 Euro. Erfreulich: Die Weiterempfehlungsbereitschaft des eigenen Berufs ist hoch. Weniger erfreulich: Gerade zu Beginn der Berufskarriere ist das Einkommen eher bescheiden.
Was verdienen Versicherungskaufleute? Aufschluss darüber gibt der Lohnspiegel der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Zu beachten ist, dass hierbei das Einkommen von abhängig Beschäftigten abgefragt wird. Entsprechend ist auch von „Gehalt“ die Rede. Gerade im Vertrieb sind hingegen viele Kaufleute selbstständig tätig. Die Angaben beruhen auf 1.855 Datensätzen, wobei circa 75 Prozent der Befragten nach Tariflöhnen bezahlt werden. Auf die Zahlen machte zuerst das Versicherungsjournal aufmerksam.
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Das Ergebnis zeigt: Mit ihrem Einkommen platzieren sich Versicherungskaufleute noch unterhalb des Durchschnittseinkommens, das laut Statistischem Bundesamt bei 4.323 Euro brutto liegt (2023). Das ist ein Einkommensniveau, das Versicherungskaufleute im Durchschnitt erst nach 20 Jahren Berufserfahrung erreichen.
Einstiegsgehalt vergleichsweise niedrig
Doch unmittelbar nach dem Berufseinstieg sind die Löhne eher mau. Nach einem Jahr Berufserfahrung haben Versicherungskaufleute einen mittleren Bruttomonatslohn von 2.890 Euro, nach fünf Jahren von 3.280 Euro. Nach zehn Jahren Berufserfahrung sind es 3.670 Euro im Monat und nach 20 Jahren schließlich 4.230 Euro mittlerer Bruttomonatslohn.
Die Zahlen zeigen folglich, dass die Gehälter mit zunehmender Berufserfahrung steigen. Und auch die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern sind noch durchaus beachtlich. Laut WSI-Lohnspiegel verdient ein Versicherungskaufmann mit zehn Jahren Berufserfahrung rund 3.890 Euro im Monat, eine Versicherungskauffrau dagegen nur 3.430 Euro - also fast zwölf Prozent weniger.
Alle Angaben beziehen sich auf monatliche Bruttoverdienste für Vollzeitäquivalente mit 38 Wochenstunden. Überstundenvergütungen und Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld wurden nicht berücksichtigt.
Abhängig sind die Gehälter auch von der Größe der Firma und der Region. Die mittleren Bruttomonatsverdienste bei zehnjähriger Berufserfahrung liegen in Großunternehmen (mehr als 500 Beschäftigte) bei 4.500 Euro. Bei den mittleren Betrieben (100 bis 500 Beschäftigte) sind es 3.920 Euro und bei den kleinen Betrieben (unter 100 Beschäftigte) 3.160 Euro.
Und tendenziell gilt: in den westlichen Bundesländern haben Versicherungskaufleute ein höheres Gehalt als in Ostdeutschland. Während im Osten mit zehnjähriger Berufserfahrung ein mittleres Einkommen von 3.300 Euro im Monat erzielt wird, sind es in Westdeutschland 3.710 Euro. Den höchsten mittleren Bruttomonatslohn erzielen die Beschäftigten in Hamburg (4.130 Euro) und Baden-Württemberg (3.910 Euro), gefolgt von Berlin (3.720 Euro), Bayern (3.700 Euro) und Hessen (3.700 Euro). Zur Erinnerung: In diesen Bundesländern haben auch viele große Versicherer ihren Sitz. Das Schlusslicht bilden Schleswig-Holstein (3.210 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (3.140 Euro), Sachsen-Anhalt (3.130 Euro) und Thüringen (3.120 Euro). Allerdings sind in diesen Bundesländern auch tendenziell die Lebenshaltungskosten niedriger.
Bezahlt die Versicherungswirtschaft ihre Fachkräfte also unterdurchschnittlich? In anderen Studien gehört die Branche zu denjenigen, in denen vergleichsweise gut verdient wird, obwohl es gerade im Vertrieb ein hohes Gefälle gibt. Es sei darauf hingewiesen, dass für die Daten Personen mit dem klassischen Ausbildungsberuf Versicherungskaufmann/-kauffrau befragt wurden. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und findet in einem Ausbildungsbetrieb – z. B. einer Versicherungsgesellschaft oder Bank – sowie in der Berufsschule statt.
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Immer mehr Beschäftigte in der Branche wählen jedoch den Weg über ein Studium, bevor sie in der Versicherungsbranche tätig werden. Hier wäre es interessant zu erfahren, wie hoch der Anteil dieser Beschäftigten mittlerweile ist und wie sich dies auf das Gehalt auswirkt.