Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sein aktuelles PKV-Rating veröffentlicht. Insgesamt wurden 1.066 Policen von 28 verschiedenen Anbietern unter die Lupe genommen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die durchschnittlichen Anpassungen im Neugeschäft deutlich auf 2,79 Prozent gestiegen. In den vergangenen beiden Jahren hatten die durchschnittlichen Beitragsanpassungen bei 2,07 Prozent beziehungsweise 2,04 Prozent gelegen.

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Nach dem „Beitrags-Reset“ durch die neue Unisex-Tarifgeneration in 2012 waren die Beitragsanpassungen vergleichsweise gering ausgefallen. Nun kommt die junge Tarifgeneration langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen ihre Beitragsanpassungen naturgemäß höher aus. Die diesjährigen Beitragsanpassungen lägen jedoch hauptsächlich am medizinischen Fortschritt und den damit gestiegenen Behandlungskosten. Überdies würden die Alterung der Bestände und der bisherigen Niedrigzinsphase eine spürbare Rolle spielen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Vor allem die steigenden Leistungsausgaben könnten den Privaten Krankversicherer auch in Zukunft zu schaffen machen. Auch die anhaltende Inflation und die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs könnten weitere Auswirkungen auf die Preisentwicklung im Gesundheitswesen haben. Dies berge natürlich auch das Risiko weiterer inflationsbedingter Steigerungen der Leistungsausgaben. „Es bleibt abzuwarten, wie die PKV-Anbieter diesen Herausforderungen begegnen und welche Strategien sie entwickeln, um ihre Beiträge stabil und attraktiv zu halten,“ sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen, die aktuelle Entwicklung auf.

Anteil der unterdurchschnittlichen PKV-Tarife nimmt zu

Die Verteilung innerhalb der Ratingbewertung hat sich in diesem Jahr deutlich verändert. Im Jahrgang 2024 gibt es weniger Fünf-Sterne-Tarife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, gegeben. Die Vier-Sterne-Riege nimmt im Gegenzug leicht ab. Gleichzeitig hat der Anteil der Ein- und Zwei-Sterne-Tarife diesmal deutlich zugenommen. „Trotz des Rückgangs bei den Höchstbewertungen ist das Anpassungsniveau moderat geblieben und die Gesamtzahl der gut bewerteten Tarife bleibt weiterhin hoch“, meint Bohrmann.

Die schwächeren Ergebnisse dürften auch an den leicht veränderten Benchmarks für das aktuelle Rating liegen. Wegen der starken Inflation in den vergangenen Jahren seien die Benchmarks jeweils um 0,5 Prozentpunkte angehoben worden. Dadurch sollen die preissteigernden Effekte etwas ausglichen werden.

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Auch in diesem Jahr zeichnet sich wieder ein insgesamt positives Bild: Nimmt man die Auswertung des Unternehmens aus Hofheim am Taunus zum Maßstab, dann sind in der PKV sehr viele "ausgezeichnete" oder "sehr gute" Angebote auf dem Markt. Etwa die Hälfte der Angebote (38,8 Prozent) wurden so eingestuft. Im vergangenen Jahr hatte der Wert noch bei 50,8 Prozent gelegen. Gleich 187 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Das sind immerhin 17,5 Prozent der Tarifkombinationen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutlicher Rückgang. Denn 2023 hatten noch 288 Tarife eine 5-Sterne-Bewertung erhalten.

Die Krankenversicherer mit ausgezeichneten Tarifen

Diese privaten Krankenversicherer haben mindestens einen „ausgezeichneten“ Tarif: Alte Oldenburger, Arag, Axa, BBKK, Concordia, Continentale, Gothaer, Hallesche, Hansemerkur, Inter, Münchener Verein, Ottonova, R+V, SDK, Signal Iduna, UKV und Universa.

Immerhin noch 227 Tarife dürfen sich über eine "sehr gute" Bewertung freuen. Im Mittelfeld finden sich 349 Tarifvarianten wieder. Mehr als jeder vierte untersuchte Tarife (28,4 Prozent) musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Der Anteil der "schwachen" oder "sehr schwachen" Tarife ist wieder gestiegen. Im vergangenen Jahr lag deren Anteil noch bei 25,1 Prozent.

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Mit 2 Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten 154 Tarife. Weitere 149 Tarife bekamen gar nur 1 Sternchen verliehen und damit ein "sehr schwach". Davon waren 52 Tarife aus dem Hause der Barmenia. Weitere 26 Tarife kommen von Nürnberger. Darauf folgen die LKH mit 20 Tarifen, die DEVK und die DKV mit jeweils acht Tarifen sowie VRK mit fünf Tarifen. Jeweils vier Tarife kommen von der Concordia, Huk-Coburg und LVM. Ebenfalls "sehr schwache" Tarife haben die Axa, Debeka, Inter, Münchener Verein, Signal Iduna, BBKK, Hallesche sowie UKV. Im vergangenen Jahr waren es nur 98 Tarifkombinationen mit der schwächsten Benotung. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.

So wurde getestet

Bei der Untersuchung hat Morgen & Morgen nur die Tarife berücksichtigt, bei denen Neugeschäftsbeiträge in den Jahren 2019 bis 2024 vorhanden waren und bei denen das zulässige Eintrittsalter in den Tarif von 21 bis einschließlich 50 Jahren erlaubt ist. Anschließend seien 30 verschiedene Eintrittsalter pro Tarifkombination nach sogenannten Effektivbeiträgen ausgewertet worden. Das heißt, die vorliegenden Monatsbeiträge werden auf das Jahr umgerechnet und der Selbstbehalt - sofern vorhanden - addiert. Beihilfe-Tarife wurden nicht berücksichtigt, die Pflegeversicherung auch nicht. Ausgewertet wurden die Prämienanpassungen der letzten fünf Jahre. Die fünf durchschnittlichen Steigerungen wurden dann zu einem Mittelwert und einer Standardabweichung zusammengerechnet. Demnach ergebe sich eine gute Beitragsstabilität, wenn die durchschnittliche Beitragssteigerung ebenso gering ist wie die Streuung der Steigerungen, berichten die Tester.

Kritik zu Testergebnissen von Versicherungen

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik um Ratings in der Versicherungsbranche gegeben. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.

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Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete eine Unternehmenssprecherin bereits im Jahr 2018. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.

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