Versicherungsbote: Welche grundlegenden Versicherungen sollten Studierende, die über IAESTE ins Ausland gehen, unbedingt abschließen, und warum sind diese so wichtig?

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Hannah Brust-Schelle: Wir empfehlen in der Regel eine Unfallversicherung, eine Krankenversicherung und eine im Ausland greifende Haftpflichtversicherung. Eine Reiserücktrittsversicherung sollte zudem unter Umständen bei weiten Reisen mit hohen Reisekosten in Betracht gezogen werden, um diese bei unvorhergesehener Absage des Praktikums – beispielsweise bei Krisen, familiären Umständen oder Schwierigkeiten mit dem Visum – abzusichern. Weitere Versicherungen sind sicher denkbar. Zukünftige Auslandspraktikant*innen sollten für eine Abwägung die eigene Risikobereitschaft und das eigene Sicherheitsbedürfnis mit einfließen lassen.

Wie unterscheiden sich die Versicherungsvorschriften und -angebote je nach Zielland für IAESTE-Teilnehmende? Gibt es Länder, in denen spezielle Versicherungen erforderlich sind?

Besondere Anforderungen oder Vorschriften sind uns nicht bekannt, dies kann jedoch abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Nationalität, dem Arbeitsumfeld oder der Aufenthaltsdauer nicht ausgeschlossen werden. Die IAESTE-Praktikant*innen erhalten Hinweise über gegebenfalls speziell notwendige Versicherung über das zuständige IAESTE-Nationalkomitee im Zielland.

Welche Rolle spielt die Auslandskrankenversicherung für IAESTE-Praktikant*innen, und worauf sollten sie bei der Auswahl dieser Versicherung besonders achten?

Den IAESTE-Praktikant*innen wird empfohlen, eine Versicherung, die durch den DAAD angeboten wird, abzuschließen. Diese kombinierte Unfall-, Kranken- und Haftpflichtversicherung bietet einen umfangreichen Schutz im europäischen sowie im außereuropäischen Ausland. Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung ist dann nicht notwendig. Typische Auslandskrankenversicherungen sind zudem in der Regel für touristische Reisen relevant, oftmals sind sie auf 60 Tage begrenzt. Eine Kombination mit der DAAD-Versicherung ist nicht möglich.

Besonders die Haftpflichtversicherung des DAAD hilft, mögliche Kosten für Schäden zu verhindern, denn die deutsche Privathaftpflichtversicherung haftet meist nicht am Arbeitsplatz. Doch Schäden, die am Arbeitsplatz entstehen, können oftmals sehr kostspielig sein, wenn beispielsweise teure Messgeräte im Labor beschädigt werden.

Inwieweit decken deutsche Versicherungen mögliche Risiken im Ausland für IAESTE-Teilnehmende ab, und wann ist es sinnvoll, eine lokale Versicherung im Zielland abzuschließen?

Die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland ist grundsätzlich auch im europäischen Ausland gültig. Es kann zugleich aber zu Versicherungslücken kommen. Um diesen vorzubeugen und speziell im außereuropäischen Ausland ist eine Versicherung ratsam, die sowohl ärztliche Behandlungen in unbegrenzter Höhe, eine medizinische Evakuierung oder im schlimmsten Fall den Rücktransport im Sterbefall absichert. Auch beim Thema der Haftpflichtversicherung könnte es landespezifische gesetzliche Bestimmungen geben, in denen eine im Ausland greifende Haftpflichtversicherung ratsam ist.

Was sind typische Fehler, die IAESTE-Praktikant*innen bei der Absicherung im Ausland machen, und wie können diese vermieden werden?

Wie bereits erwähnt, ist die Kombination zwischen einer Auslandskrankenversicherung und der DAAD-Versicherung nicht möglich. Auch die bereits erwähnten Versicherungslücken, die von der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung im europäischen Ausland nicht abgedeckt sind oder gar die nicht greifende Versicherung außerhalb der EU, sind ein häufiger Fehler bei der Absicherung für ein Praktikum.

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Wir von IAESTE empfehlen daher grundsätzlich, dass sich die Studierenden vor dem Antritt der Reise umfassend mit dem Thema Versicherung befassen und auch zunächst scheinbar unrealistische Szenarien bedenken. Die Gruppenversicherung des DAAD deckt die meisten Belange, die im Ausland auftreten können, ab. Eine eigene Recherche und die Abwägung der eigenen Sicherheitsbedürfnisse kann dadurch aber natürlich nicht entfallen.