Rente: Höhere durchschnittliche Altersrenten in Ostberlin als in Bayern
Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche Altersrente nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen 1.427,41 Euro. Diese Zahl geht aus der aktuellen Rentenstatistik der Deutschen Rentenversicherung hervor. Regional gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: In Ostberlin und Brandenburg erhalten Bestandsrentner höhere Zahlbeträge als in Bayern und Baden-Württemberg. Dies liegt vor allem an den unterschiedlichen Erwerbsbiografien von Frauen in den jeweiligen Regionen.
In welchen Regionen Deutschlands werden die höchsten Renten gezahlt? Die neue Rentenstatistik der Deutschen Rentenversicherung Bund, auf die zuerst die BILD-Zeitung aufmerksam gemacht hat, zeigt ein überraschendes Ergebnis. Die höchsten durchschnittlichen Zahlbeträge an sogenannten „Renten wegen Alters“ werden derzeit nicht in Bundesländern mit hohen Löhnen und einer guten Arbeitsmarktsituation gezahlt, sondern in Ostdeutschland.
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Spitzenreiter ist Ostberlin, wo Rentnerinnen und Rentner einen Rentenzahlbetrag von 1.383,25 Euro pro Monat erhalten. Es folgen Brandenburg mit 1.315,43 Euro und Sachsen mit 1.303,36 Euro. Auch Sachsen-Anhalt (1.287,62 Euro) und Thüringen (1.286,71 Euro) liegen weit vorne.
Im Gegensatz dazu sind die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge in Bundesländern mit besseren Löhnen und Arbeitsmarktsituationen niedriger. In Bayern beträgt der durchschnittliche Zahlbetrag zum Beispiel nur 1.098 Euro, in Nordrhein-Westfalen 1.110,36 Euro. Die niedrigsten Zahlbeträge weisen derzeit Bremen (1.074,50 Euro), Rheinland-Pfalz (1.076,55 Euro) und Niedersachsen (1.080,51 Euro) aus. Der Rentenzahlbetrag spiegelt das wider, was Rentnerinnen und Rentner nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen erhalten, aber vor Berücksichtigung der Steuer.
Höhere Frauenerwerbstätigkeit
Warum sind die Renten in ostdeutschen Bundesländern derzeit tendenziell höher, obwohl dort seit Jahrzehnten vergleichsweise schlechtere Löhne gezahlt werden und eine höhere Arbeitslosigkeit herrscht? Ein wichtiger Grund ist, dass Frauen in den Ost-Bundesländern häufiger erwerbstätig waren als im Westen. In der früheren DDR gab es eine hohe Erwerbsquote von Frauen und auch eine weitgehend kontinuierliche Erwerbstätigkeit ohne größere Unterbrechungen, beispielsweise durch Kindererziehung, da das staatliche System Kinderbetreuung umfassend organisierte. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) lag die Erwerbsquote der Frauen im Gebiet der früheren DDR bei etwa 91 Prozent, in Westdeutschland hingegen nur bei 55 Prozent.
Als Folge dessen haben Frauen in Westdeutschland deutlich niedrigere Rentenansprüche, was den durchschnittlichen Zahlbetrag drückt. Im Saarland erhalten sie nur einen durchschnittlichen Zahlbetrag von 749,74 Euro monatlich, in Rheinland-Pfalz 814,53 Euro. In allen westlichen Bundesländern liegt die durchschnittliche Altersrente für Frauen unter 1.000 Euro. Anders sieht es in den neuen Bundesländern aus, wo die Rentenansprüche der Frauen in jedem Bundesland im Durchschnitt deutlich über 1.000 Euro Monatsrente liegen.
Ein weiterer Grund für höhere Durchschnittsrenten im Osten ist, dass im Zuge der Wiedervereinigung Maßnahmen ergriffen wurden, um die Renten im Osten an das Westniveau anzugleichen. Spezielle Anpassungsfaktoren führten dazu, dass die Ost-Renten tendenziell stärker stiegen. Zudem gab es zahlreiche Sonderregelungen und Übergangsbestimmungen, die sich positiv auf die Rentenhöhe ausgewirkt haben.
Durchschnittliche Neurenten im Osten tendenziell niedriger als Bestandsrenten
Es ist absehbar, dass sich dieses Verhältnis ändern und umkehren wird. Gerade in der Nachwendezeit waren viele Ostdeutsche mit Brüchen in der Erwerbsbiographie und längeren Phasen der Arbeitslosigkeit konfrontiert. Das wird sich negativ auf den Rentenanspruch auswirken. Auch hat sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen in der Nachwendezeit in Westdeutschland deutlich erhöht. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Erwerbsquote von Frauen in Westdeutschland derzeit bei etwa 72 bis 74 Prozent. Das wirkt sich positiv auf die Rentenansprüche der westdeutschen Frauen aus. Die Zahlen können je nach Quelle variieren.
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Die Tendenz zu niedrigeren Renten in Ostdeutschland zeigt sich bereits bei den Neurentnern. In Ostberlin erhalten männliche Neurentner durchschnittlich nur noch 1.238 Euro Altersrente, während männliche Bestandsrentner 1.470 Euro erhalten. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Sachsen: Männliche Bestandsrentner erhalten einen durchschnittlichen Zahlbetrag von 1.429 Euro, männliche Neurentner nur 1.262 Euro. Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei den Renten der Frauen. Die Ost-Generation, die zur Wendezeit am Anfang oder in der Mitte des Berufslebens stand, wird voraussichtlich deutlich weniger Rente erhalten als die Generation ihrer Eltern.