Was sind die bestbezahlten Ausbildungsberufe? Das zeigen die „Analysen zur Tarifpolitik“ des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), das bei der gewerkschaftsnahen Böckler Stiftung angesiedelt ist. Wie der Name schon verrät, werden hierbei ausschließlich Daten von Unternehmen erfasst, die nach Tarif bezahlen. Betriebe, die nicht an Tarife gebunden sind, zahlen oft weniger.

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Die aktuellen Daten spiegeln den Stand von Juli 2024 wider. Und sie zeigen, dass die Versicherungsbranche eine überdurchschnittlich hohe Vergütung an ihre Azubis zahlt. 1.205 Euro pro Monat erhalten die angehenden Versicherungsfachkräfte im ersten Ausbildungsjahr. Damit platziert sich das Versicherungsgewerbe auf dem siebten Rang von 34 ausgewiesenen Gewerben. Auf die Zahlen machte zuerst das Versicherungsjournal aufmerksam.

Erfreulich ist, dass laut den Daten ein wichtiger sozialer Beruf mit hohem Fachkräftemangel an erster Stelle steht. Pflegekräfte erhalten im ersten Ausbildungsjahr eine monatliche Vergütung von 1.341 Euro. Dies gilt jedoch nur, wenn sie nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes ausgebildet werden, also bei Bund und Kommunen, und zeitgleich von gesonderten beruflichen Regelungen profitieren, berichtet das WSI. Die gute Bezahlung spiegelt auch die Machtverhältnisse zwischen den Tarifparteien wider. Bis in die 2010er Jahre war es üblich, dass angehende Pflegekräfte für ihre Ausbildung zahlen mussten und keine Ausbildungsvergütung erhielten. Dies galt besonders bei privaten und kirchlichen Trägern. Angesichts der drohenden Pflegelücke in einer alternden Gesellschaft konnten die Arbeitnehmervertreter jedoch bessere Bedingungen durchsetzen.

Auf Rang zwei landet das private Bankgewerbe - und damit ein Beruf, der auch mit dem Finanz- und Versicherungsvertrieb in Verbindung steht. Gerade Lebensversicherungen und Altersvorsorgeverträge werden oft auch am Bankschalter vermittelt. Im ersten Ausbildungsjahr erhalten die Azubis eine Ausbildungsvergütung von 1.300 Euro.

An dritter Stelle folgt die Textilindustrie Baden-Württemberg wobei hier zu beachten ist, dass der Tarif nicht nur für das Bundesland, sondern für den westdeutschen Bereich gilt. Hier wird im ersten Ausbildungsjahr eine Vergütung von 1.245 Euro monatlich gezahlt. Die Textilindustrie zeigt auch, dass es noch immer große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt. Denn wer in Ostdeutschland seine Ausbildung macht, erhält satte 245 Euro weniger pro Monat - mit monatlich 1.000 Euro landet die „Textilindustrie (Ost) eher im hinteren Feld der Ausbildungsvergütung.

Tarifvertragliche Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr 2024. Angaben in Euro pro Monat. Stand: Tarifabschlüsse bis 09/2024WSI

Auf Rang vier der bestbezahlten Ausbildungsberufe im ersten Lehrjahr platziert sich die Pflege im öffentlichen Dienst der Bundesländer mit Ausnahme von Hessen mit 1.218 Euro monatlich. Die Deutsche Bahn AG schneidet bei der Ausbildungsvergütung besser ab als bei der Zuverlässigkeit und fährt auf Rang fünf ein (1.225 Euro). Nach dem öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden (1.218 Euro) platziert sich das Versicherungsgewerbe auf Rang sieben mit 1.205 Euro.

Vergleichsweise schlecht entlohnt werden dem entgegen die Ausbildungen im Friseurhandwerk Nordrhein-Westfalen (710 Euro im ersten Ausbildungsjahr), Floristik West (800 Euro), Landwirtschaft Nordrhein (830 Euro) sowie das Bankhandwerk (860 Euro) und Landwirtschaft im Tarifbereich Mecklenburg Vorpommern (873 Euro). Aktuell gilt bundesweit eine gesetzliche Mindestausbildungsvergütung von 649 Euro monatlich - die aber sogar noch unterschritten werden darf, wenn eine entsprechende Tarifvereinbarung vorliegt.

Zu beachten ist, dass die Ausbildungsvergütung im zweiten und dritten Ausbildungsjahr unterschiedlich stark ansteigen kann. So schiebt sich im dritten Ausbildungsjahr das Bauhauptgewerbe West mit 1.550 Euro monatlicher Vergütung auf den ersten Rang (ohne Westberlin), gefolgt von der Pflege im öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden (1.503 Euro), dem Bauhauptgewerbe Ost (1.450 Euro), dem privaten Bankgewerbe (1.450 Euro), der Pflege im öffentlichen Dienst der Bundesländer (1.403 Euro, ohne Hessen) und der Süßwarenindustrie Nordrhein-Westfalen (1.392 Euro). Das Versicherungsgewerbe landet hier auf dem achten Rang mit einer monatlichen Vergütung von 1.370 Euro.

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Je nach Branche, Region und Ausbildungsjahr zeigen sich bei den tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen große Niveauunterschiede, berichtet das WSI. Insgesamt reicht die Spannbreite in den untersuchten Tarifbranchen von 710 Euro im Monat im ersten Ausbildungsjahr im Friseurhandwerk in Nordrhein-Westfalen bis zu 1.650 Euro im Monat im vierten Ausbildungsjahr im westdeutschen Bauhauptgewerbe.