In der Vermittlerschaft gibt es Spekulationen, die Allianz wolle ihre Vertriebstochter Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) auf Wettbewerbsfähigkeit prüfen und sich auch von Direktionen und hauptberuflichen Agenturen trennen. Das berichtet das Versicherungsjournal und beruft sich auf Vermittlerkreise. Derartige Schritte seien unter anderem im Ruhrgebiet und in Thüringen geplant.

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Eine Sprecherin der Allianz erklärte dem Versicherungsjournal auf Nachfrage, dass man sich zu Spekulationen Dritter grundsätzlich nicht äußere. Falls in Zukunft Anpassungen notwendig seien, werde man wie immer zuerst die Mitarbeiter und Vertreter informieren und im Anschluss die Öffentlichkeit. Zugleich schränkte sie gegenüber dem Fachblatt ein, dass man als verantwortungsvoller Arbeitgeber und Geschäftspartner regelmäßig das eigene Geschäftsmodell überprüfe, um es kontinuierlich weiterzuentwickeln, zukunftssicher zu gestalten und die starke Marktposition der Allianz weiter auszubauen.

Seit 2022 Zukunftsprogramm für die Agenturen

Die Sprecherin verweist in ihrem Statement auf das 2022 gestartete und inzwischen abgeschlossene ABV Zukunftsprogramm. Damit habe man die Unterstützung des Vertretervertriebs gestärkt und die Wertschöpfungskette digitalisiert. Auch habe man das „Alleinstellungsmerkmal unseres Vertriebs“ durch eine „höhere Remotefähigkeit“ ebenso gestärkt wie auch die „Kundensicht durch neue zentrale Fachbereiche“. Darüber hinaus sei eine digitale Vertriebseinheit integriert worden.

Das Statement der Allianz-Sprecherin bleibt abstrakt, vage und allgemein, sodass nur spekuliert werden kann, welche konkreten Maßnahmen gemeint sind. „Remotefähigkeit“ bezieht sich auf die Fähigkeit, Vertriebs- und Beratungsprozesse ortsunabhängig durchzuführen, etwa durch digitale Beratungskanäle wie Videochats. Dazu gehört auch der sichere, ortsunabhängige Zugriff auf Datenbanken und Kundendaten sowie der rechtssichere Abschluss von Verträgen online. Diese Flexibilität gibt Versicherungsvertretern mehr Freiheit in ihrer Arbeitsweise und Arbeitszeitgestaltung.

Strukturelle Anpassungen sollten darüber hinaus die Kundenerfahrung verbessern und die Perspektive der Kunden stärker einbinden. So können Allianz-Kunden bereits seit 2015 ihre Vertreter online bewerten und weiterempfehlen – ein Bewertungssystem, dem sich die Vertreter nicht entziehen können. Tatsächlich ist das Feedback in der Tendenz positiv: Die Allianz Deutschland hat auf „Trustpilot“ eine durchschnittliche Bewertung von 4,1 von fünf möglichen Sternen. Dabei beziehen sich viele Bewertungen auch auf die Agenturen. Wenn es jedoch Kritik gibt, betrifft diese oft nicht die Vertreter, sondern andere Schwachpunkte des Konzerns wie lange Bearbeitungszeiten oder fehlende Ansprechpartner. Etwa jeder Vierte, der auf Trustpilot eine Bewertung abgab, vergab nur einen Stern und damit die schlechteste Bewertung.

Bekenntnis zum Agenturvertrieb

Gleichzeitig gibt die Sprecherin gegenüber dem "Versicherungsjournal" ein Update, wie weit das 2022 angeschobene „ABV Zukunftsprogramm“ bereits umgesetzt wurde. Demnach habe die Allianz ihren Vertrieb folgendermaßen angepasst:

  1. Integration des Spezialvertriebs: Die 156 Agenturen des Spezialvertriebs wurden in die regionale Organisation der ABV-Geschäftsstellen integriert. Dadurch erhielten diese Agenturen Zugang zu bestehenden Supportstrukturen, während die bisherige Betreuungsstruktur des Spezialvertriebs abgebaut wurde. Hinter dem Spezialvertrieb verbergen sich hochspezialisierte Agenturen, die sich auf bestimmte Zielgruppen oder Produkte konzentrieren und folglich entsprechendes Fachwissen brauchen: etwa Versicherungsschutz für Geophysiker.
  2. Auflösung des nebenberuflichen Vertriebs: Der eigenständige Vertriebsweg des nebenberuflichen Versicherungsvertriebs wurde aufgelöst. Die Betreuung der Kunden und Nebenberufsvertreter wurde in eine neu gegründete, digitale Beratungs- und Verkaufseinheit überführt, die auch neue Kundengruppen erschließen soll.
  3. Effizientere Organisation der fachlichen Betreuung: Die fachliche Betreuungsstruktur für die Allianz-Agenturen wurde effizienter gestaltet, indem die Spezialistenausstattung im Bereich Sachversicherung gestrafft und die digitale Betreuung und Beratung durch spezialisierte Mitarbeiter verstärkt wurde. Ein Baustein hierfür ist das Projekt „Agentur der Zukunft“, ein Projekt, das die Allianz bereits im Jahr 2022 in einem Pressetext vorgestellt hat. Dabei werden Agenturinhaber mit gezielten Coachings dabei unterstützt, Agenturabläufe zu optimieren.

Diese Anpassungen sollen den Vertrieb zukunftssicher machen und die Wettbewerbsfähigkeit der Allianz-Agenturen langfristig sichern. Gegenüber dem "Versicherungsjournal" gibt die Sprecherin ein Bekenntnis zum Agenturvertrieb ab. Trotz zunehmender Digitalisierung sei die Allianz überzeugt von der Bedeutung der Vertreter vor Ort und setze auch in Zukunft auf eine bundesweite Flächenpräsenz, wird sie zitiert. „Die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG hat 2023 das beste Ergebnis seit Gründung der ABV erzielt – dieses Ergebnis bestärkt uns, dass wir mit dem ABV-Zukunftsprogramm die richtigen Veränderungen in Umsetzung gebracht haben“, so die Allianz-Sprecherin.