Zum Jahresende 2022 gingen mehr als 1,3 Millionen Menschen einer Erwerbsarbeit nach, obwohl sie bereits die Regelaltersgrenze erreicht oder überschritten hatten und eine gesetzliche Altersrente erhielten. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Die Zahlen stammen aus einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung.

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Etwa 1,1 Millionen dieser Rentnerinnen und Rentner arbeiteten auch nach Erreichen der künftigen Regelaltersgrenze von 67 Jahren weiter, berichtet die Ippen Mediengruppe, die das Thema zuerst aufgegriffen hatte. Davon seien rund 888.000 geringfügig in Minijobs beschäftigt, rund 240.000 arbeiteten darüber hinaus. Blickt man auf das Geschlechterverhältnis, haben Männer etwas häufiger im Rentenalter eine Erwerbsarbeit. 721.148 Personen waren männlichen und 635.590 weiblichen Geschlechts.

Die Linke sieht in den aktuellen Zahlen einen Beleg für Altersarmut. Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald nannte es „unerträglich, dass die Renten in Deutschland durchschnittlich so niedrig sind, dass viele Rentnerinnen und Rentner darauf angewiesen sind, weiterzuarbeiten“.

Motive für Erwerbsarbeit im Ruhestand, insgesamt und nach Geschlecht, 2018; Quelle: PASS Welle 12 (2018), gewichtet; N=183nach IAB-KURZBERICHT 08/2022

Studie: Finanzen nicht Hauptmotiv für Arbeit im Rentenalter

Hingegen zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2022, dass die Gründe für eine Erwerbstätigkeit im Rentenalter vielfältig sind. Obwohl die Umfrageergebnisse bereits vier Jahre zuvor erhoben wurden, liefern sie dennoch wertvolle Einblicke. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass finanzielle Aspekte die Hauptursache sind, zeigt sich, dass monetäre Gründe nicht an erster Stelle stehen. Zwar gaben 43 Prozent der befragten Rentnerinnen und Rentner an, dass ihre finanzielle Situation ein wichtiger Faktor ist, um im Ruhestand weiterzuarbeiten, doch andere Motive sind häufiger.

Viele Rentnerinnen und Rentner arbeiten weiter, weil sie „Spaß an der Arbeit“ haben (97 Prozent), „weiterhin eine Aufgabe haben“ möchten (92 Prozent) oder den „Kontakt zu anderen Menschen“ schätzen (91 Prozent). Darüber hinaus spielen das Gefühl, gebraucht zu werden, der Wunsch, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, sowie gesundheitliche Aspekte eine wichtige Rolle. Viele ältere Menschen sehen die Erwerbstätigkeit auch als Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen und Langeweile zu vermeiden.

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Das IAB betont gleichzeitig, dass Erwerbsarbeit im Ruhestand nach wie vor die Ausnahme ist. Mit zunehmendem Alter nimmt sie zudem weiter ab: 2022 gingen etwa 15 Prozent der 65- bis 69-Jährigen und 13 Prozent der 70- bis 74-Jährigen einer bezahlten Tätigkeit nach, während dies bei den über 74-Jährigen nur noch 2 Prozent taten. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels plant die Bundesregierung zusätzliche Anreize, um mehr Menschen dazu zu bewegen, auch im Rentenalter weiter erwerbstätig zu sein.