Private Cyberversicherung: Tarife zeigen Schwächen
Das Analysehaus Franke und Bornberg hat private Cyberversicherungen untersucht: und damit eine bislang wenig etablierte Produktgattung, die zudem kaum standardisiert ist. Das Ranking zeigt, dass es noch deutlich Luft nach oben gibt. Zwar schneiden zehn Anbieter mit „gut“ ab, aber die Bestwertungen „hervorragend“ und „sehr gut“ kann kein einziger erzielen. Und vier Tarife fallen sogar komplett durch.
- Private Cyberversicherung: Tarife zeigen Schwächen
- Zehn Tarife schneiden mit "gut" ab
Geht es um das Thema Cyberversicherung – also Versicherungen, die Schutz vor Hackerangriffen, schadhaften IT-Anwendungen, Datenlecks und deren finanziellen Folgen bieten –, so ist damit meist der gewerbliche Schutz gemeint. Diese Policen sind zunehmend verbreitet, laut der jüngsten Gothaer KMU-Studie verfügt mittlerweile jedes vierte kleine und mittlere Unternehmen über eine entsprechende Absicherung. Aber wie sieht es im Privatsegment aus? Auch privaten Personen kann durch Internetnutzung und digitale Helfer ein immenser Schaden entstehen: Sei es durch Onlinebanking, Identitätsdiebstahl oder die Weitergabe höchst sensibler persönlicher Daten.
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Überschaubarer Markt an privaten Cyberversicherungen
Einen gewissen Schutz bieten Bausteine in privaten Haftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutz-Policen, wo die Versicherer in den letzten Jahren und Jahrzehnten begonnen haben, die Verträge für die neuen Konsum- und Nutzungsgewohnheiten der Kundinnen und Kunden anzupassen. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie nutzen sieben von zehn Deutschen ab 14 Jahren das Internet mittlere täglich und auch unterwegs: Lediglich drei Prozent der Bevölkerung nutzen es gar nicht. Dass der Alltag der meisten Menschen mittlerweile digital geprägt ist, ist eine Binsenweisheit: sei es, dass man über Google Maps ein Restaurant sucht, im Job beruflich chattet und videotalkt oder sich auf Social Media mit Urlaubsfotos präsentiert. Doch dieser Schutz ist in der Regel stark eingeschränkt bzw. sind die Haftungssummen für Online-Schäden gedeckelt.
Cyberversicherungen aber, die explizit Schutz für Privatpersonen bieten, sind in Deutschland nach wie vor eine Nische. Vor rund drei Jahren hat das Analysehaus Franke und Bornberg erstmalig Cyber-Verträge für Privatpersonen auf ihre Qualität untersucht und dabei einen überschaubaren Markt vorgefunden. Auch beim aktuellen Update des Ratings hat sich daran nichts geändert. Waren es beim ersten Test noch 19 Tarife von 17 Anbietern, so sind es beim jüngsten Produktvergleich 20 Tarife von 15 Versicherern, die unter die Lupe genommen werden. Und erneut zeigt sich auch, dass die Verträge Lücken aufweisen, wie die Hannoveraner auf ihrem Blog berichten.
Das Rating basierte erneut auf 68 Prüfkriterien, die unterschiedlich gewichtet wurden. Insgesamt waren maximal 6.550 Punkte zu erreichen. Rund 40 Prozent dieser Bewertung entfielen auf die am stärksten gewichteten Kategorien: „Konto-/Daten-/Identitätsmissbrauch“, „Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken“ sowie „Verluste bei Interneteinkäufen“.
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Um die Höchstnote „hervorragend“ zu erreichen, mussten die getesteten Tarife bestimmte Mindestkriterien erfüllen. Dazu zählten die Abdeckung von Pharming (Umleitung auf betrügerische Websites), Phishing (Abgreifen vertraulicher Informationen wie Passwörter und Kreditkartendaten über gefälschte E-Mails) und Skimming (Manipulation von Kartenlesegeräten, um Kredit- und EC-Kartendaten zu kopieren) bis zu einer Schadensumme von 15.000 Euro. Kein einziger Tarif konnte jedoch alle Mindestkriterien erfüllen, und die besten Bewertungen „hervorragend“ (FFF+) und „sehr gut“ (FFF) wurden kein einziges Mal vergeben.
Zehn Tarife schneiden mit "gut" ab
Trotz der beobachteten Lücken konnten Franke und Bornberg in ihrem aktuellen Rating zehn gute Tarife (Bewertung FF+) identifizieren. Auch hier gibt es jedoch bereits eine große Spannbreite. An der Spitze des Feldes platziert sich ein öffentlicher Versicherer: Die VGH Landschaftliche Brandkasse Hannover mit ihrem „Cyberschutz“ und „Cyberrechtsschutz“. Der Versicherer hat sein Bedingungswerk ganz frisch überarbeitet und dabei neue Leistungen implementiert, berichtet Rating-Experte Christian Monke auf dem Blog von Franke und Bornberg: darunter Cyber-Präventionsmaßnahmen sowie psychologische Beratung für Spiel-, Handy- und Online-Sucht. Mit Gesamtnote 1,6 scheitert der Versicherer aus Hessen nur knapp an der Note „sehr gut“.
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Die Note 1,9 erreicht die Inter Allgemeine mit ihrem Angebot „Cyberguard“, gefolgt von der Öffentlichen Sachversicherung Braunschweig mit „DigitalSchutz“ (2.0). Die Bavaria Direkt mit „SorglosOnline“ (2.3) kann mit ihrem Tarif „Sorglos Online“ die viertbeste Bewertung erringen. Auffallend ist, dass im Teilnehmerfeld viele kleinere und öffentliche Versicherer zu finden sind. Ein Indiz, dass viele große Sachversicherer die private Cyberversicherung noch immer nicht auf der Karte haben?
Am anderen Ende der Liste gibt es gleich vier Tarife, die nur mit „ungenügend“ bzw. „F-„ bewertet wurden. Auffallend: Darunter sind auch große Namen. So fällt der Tarif „webaktiv Basis“ der ARAG ebenso durch wie der Internet-Schutzbrief der Ergo Direkt, die Cyber Versicherung SMART von Europ Assistance sowie der WebSecure-Schutzbrief von Roland Rechtsschutz.
"Insgesamt sind die Bestrebungen der Versicherer im Bereich der privaten Cyberversicherungen zurückhaltend. Viele Tarife weisen erhebliche Schwächen auf, wobei vier der untersuchten Tarife sogar mit einem klaren „ungenügend“ bewertet werden", berichtet Christian Monke. Diese Schwächen würden sich beispielsweise darin äußern, dass der Missbrauch von Konten, Daten oder Identitäten nicht versichert ist oder dass zwar die Datenrettung abgedeckt werde, jedoch nicht die Wiederherstellung der Geräte.
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Christian Monke weist in seinem Blogbeitrag auf die Potentiale des privaten Cyberschutzes hin. Eine aktuelle Umfrage der Munich Re zeigt das steigende Risikobewusstsein - und die Akzeptanz von Versicherungslösungen. Allerdings deckt die Umfrage nicht spezifisch den deutschen Markt ab, sondern fand in 15 Ländern statt. Fast ein Drittel (31 %) der befragten Personen ist demnach bereit, zehn bis 25 US-Dollar pro Monat für eine Cyberversicherung und damit verbundene Dienstleistungen zu zahlen, während ein ebenso großer Anteil fünf bis 10 US-Dollar für angemessen hält. „Diese Investitionsbereitschaft beweist, dass die Versicherer die Möglichkeit haben, die Schutzlücke zu schließen, indem sie bezahlbare und wirksame Cyber-Versicherungsprodukte anbieten“, schlussfolgert Munich Re. Aber in Deutschland halten sich immer noch viele Anbieter zurück. Branchendaten zur Verbreitung und Nachfrage privater Cyber-Policen sind de facto nicht vorhanden.
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