Wenn ein Schaf abseits der Herde steht, fiebrig wirkt und Schaum vor dem Maul hat, sind Bauern derzeit in Hab-Acht-Stellung. Die sogenannte Blauzungenkrankheit breitet sich aktuell in Deutschland aus. Für Menschen ist sie ungefährlich, doch für Schafe und Kühe kann sie schwere Folgen haben. Hohes Fieber, entzündete Zitzen und Schleimhäute, Schleim vor dem Maul, in seltenen Fällen auch der Tod. Es gibt zwar eine Impfung gegen das von Mücken und Gnitzen übertragene Virus, doch viele Bauern scheuen Aufwand und Kosten.

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In den letzten Tagen wurde die Blauzungenkrankheit in immer mehr Bundesländern nachgewiesen: Hamburg, Saarland, Hessen, Schleswig-Holstein und Bayern. Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht. Die Krankheit wird nicht direkt von Tier zu Tier innerhalb einer Herde weitergegeben. Stattdessen erfolgt die Übertragung durch eine Stechmücke, genauer gesagt durch eine Gnitze. Diese saugt das Blut eines infizierten Tieres auf und überträgt das Virus beim Stechen auf ein anderes Rind oder Schaf. Doch die derzeit feuchtwarme Sommerluft in den Morgen- und Abendstunden begünstigt, dass sich das Virus ausbreiten kann. Für die Bauern bedeutet der Ausbruch der Krankheit zusätzliche Auflagen und Kosten. Unter anderem dürfen die Tiere nicht mehr ohne Weiteres in eine andere Region transportiert werden. Auch Fehlgeburten sind eine häufige Folge.

Mehrere Tierseuchen breiten sich in Deutschland aus

In Deutschland bietet die R+V Versicherung vielen Landwirten Schutz – und das auch gegen Seuchen. Die Kosten für solche Schäden können erheblich sein. Neben den Ausgaben für tierärztliche Behandlungen und im schlimmsten Fall die Notschlachtung von Tieren müssen auch die Kosten für die Desinfektion und Reinigung von Ställen gedeckt werden. Dazu kommen eventuell Quarantänemaßnahmen sowie Kosten für Betriebsunterbrechungen oder Ertragsausfälle, wenn der Betrieb aufgrund der Seuche nicht wie gewohnt arbeiten kann. Zudem können Haftpflichtansprüche drohen, wenn der Bauer etwa Hygienevorschriften nicht eingehalten hat und sich deshalb die Seuche weiterverbreitet.

In einem aktuellen Pressetext zeigt sich der Versicherer besorgt. „Bei uns gehen täglich neue Schadenmeldungen ein. Die feuchtwarme Witterung in diesem Sommer befeuert die Mückenpopulation und damit die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit“, erklärt Carsten Reimer, Agrarexperte bei der R+V Versicherung. „Wir rechnen mit einem ähnlich schlimmen Ausmaß wie bei dem Seuchenzug von 2007/2008.“ Damals wurden in Deutschland rund 26.000 infizierte Wiederkäuer registriert, die Dunkelziffer dürfte weit höher gelegen haben. Die R+V verzeichnete bei ihren Kunden in der Ertragsschadenversicherung einen Gesamtschaden rund von 14 Millionen Euro. Bei Rindern erkranken vor allem Milchkühe nach der Kalbung schwer. „Die Kühe geben dann weniger oder keine Milch mehr“, berichtet Reimer. „Für die Landwirte bedeutet das massive Einbußen.“

Schweinepest: schwere wirtschaftliche Folgen

Das Problem: Die Blauzungenkrankheit ist nicht die einzige, die derzeit in Deutschland ihre Runden macht. Auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet weiter aus, speziell in Hessen und inzwischen auch in Rheinland-Pfalz sowie in Baden-Württemberg. Hier sind die Auswirkungen noch gravierender: Ist eine Sau oder ein Eber infiziert, geht es auch den anderen armen Schweinen an den Kragen. „In Hessen gibt es vergleichsweise wenige auf Schweine spezialisierte Landwirte. Infiziert sich eines der Tiere, muss aber gleich der ganze Bestand des Hofes getötet werden“, berichtet Reimer.

Im Gegensatz zur Blauzungenkrankheit zahlt der Staat den betroffenen Landwirten nach einem Schweinepest-Ausbruch auch eine Entschädigung. Und trotzdem sind die Kosten für die privaten Versicherer hoch. Der Grund: Wird ein Ausbruch festgestellt, richtet die zuständige Behörde einen Sperrbezirk von mindestens drei Kilometern ein: So legt es Paragraph 11 der Schweinepest-Verordnung fest. Für die übrigen Schweinehalter im Sperrbezirk geht der Erlös für Schlachttiere gegen Null und die Landwirte müssen die zusätzlichen Kosten für Blutproben und Transport tragen. Doch ihnen greift der Staat nicht finanziell unter die Arme: Hier zahlt die private Ertragsschadenversicherung.

Ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hat weitere schwere Folgen, die auch den Ackerbau betreffen können. In den betroffenen Sperrzonen gelten strenge staatliche Auflagen, die den landwirtschaftlichen Alltag stark einschränken. „Säen, düngen, ernten – all das kann dort eingeschränkt oder sogar verboten werden“, erklärt Carsten Reimer. Der Grund für diese Maßnahmen: Die Erreger der Tierseuche können lange in der Umwelt überleben, und eine Ausbreitung in andere Regionen soll unbedingt verhindert werden. Daher dürfen Wildschweine nicht aufgescheucht werden – weder durch Spaziergänger, Hunde noch landwirtschaftliche Maschinen.

In der Haupterntezeit trifft das besonders hart die Bauern und Winzer. Um in den Sperrzonen arbeiten zu dürfen, ist eine Sondergenehmigung erforderlich, und die Felder müssen oft vorher per Drohne überwacht werden. Schon eine kleine Verzögerung kann die Qualität der Ernte beeinträchtigen. Zwar gibt es staatliche Entschädigungen, aber die Auszahlung dauert häufig lange. Hier setzt die ASP-Ernteversicherung der R+V ein: Sie bietet eine Unterstützung bei Verlusten durch Schweinepest-Ausbrüche und sichert so die Liquidität der Landwirte. Für die Wertminderung der Ernte in den betroffenen Gebieten gibt es keine staatliche Entschädigung. „Deshalb übernehmen wir bis zu zehn Prozent des Marktpreises für die Ernte“, so Reimer. Aktuell sei die Höhe der Schäden in Hessen noch schwer abzuschätzen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den Sperrzonen bestehe die Sorge, dass die Afrikanische Schweinepest auf weitere Regionen in Deutschland übergreifen könnte, warnt Reimer.

Ein Aufatmen gibt es mit Blick auf die Vogelgrippe: Die R+V verzeichnet aktuell kaum Schäden bei Geflügelhaltern, und das erstmals seit Jahren. „Seit Oktober 2020 haben wir fast kontinuierlich Fälle von Geflügelpest gemeldet, mit Gesamtschäden von 36 Millionen Euro bei unseren Versicherten“, erklärt Carsten Reimer. Normalerweise konzentriert sich die Geflügelpest auf das Winterhalbjahr, wenn die Zugvögel die Krankheit nach Deutschland bringen. Die Saison endet meist mit dem Frühjahrszug der Vögel im April/Mai. Für die Saison 2023/2024 meldete die R+V bereits über sechs Millionen Euro an Ertragsschäden. „Auch in diesem Herbst erwarten wir, dass die Vogelgrippe wieder in Deutschland aufflammt“, so Reimer.

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