Die Deutschen sind bei der Geldanlage eher konservativ, vertrauen eher auf das Sparbuch als auf Aktien und Fonds - so weit das Klischee. Nur 16,2 Prozent der Deutschen setzen laut Deutschem Aktien Institut (DAI) auf Aktien und Fonds bei der Altersvorsorge, während zum Beispiel in den USA mehr als jeder zweite Haushalt Aktien hält. Bei der privaten Altersvorsorge sind vor allem Versicherungslösungen gefragt - auch in Form der staatlich geförderten Riester-Rente. Laut Bundesfinanzministerium gab es Ende 2023 mehr als 15,5 Millionen Riester- und 2,3 Millionen Rürup-Verträge.

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Bundesfinanzminister Christian Lindner will das ändern - und zukünftig auch das private Investment in Aktien und Fonds staatlich fördern, wenn es der Altersvorsorge dient. Dies sehen die Pläne für das sogenannte Altersvorsorgedepot vor. Dieses soll förderfähig und zertifiziert sein und in Fonds oder andere geeignete Anlageklassen ohne Beitragserhaltungsgarantie investiert werden können. Soll heißen: Die Fonds müssen sich nach bestimmten Kriterien zertifizieren lassen, damit die Bürgerinnen und Bürger eine Förderung erhalten, wenn sie darin investieren. Bei dem neuen Depot solle es mindestens die gleiche Förderung bei der Steuer und der Zulage geben wie bei Riester-Produkten.

Doch werden die neuen Bürger dieses Angebot überhaupt annehmen? Um das herauszufinden, hat die Postbank eine repräsentative YouGov-Umfrage in Auftrag gegeben. Befragt wurden zwi­schen dem 26. und 29.07.2024 genau 2.248 Personen. Die Ergebnisse zeigen: Tendenziell würde ein Altersvorsorgedepot die Akzeptanz von Wertpapieren in der Bevölkerung fördern.

Die Mehrheit der Befragten verzichtet noch auf Aktien und Fonds

Die Mehrheit der Erwerbstätigen ist sich laut Umfrage bewusst, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Deshalb sorgen drei von vier Personen (76 Prozent) zusätzlich zur staatlichen Rente mit anderen Mitteln für ihren Ruhestand vor. Dabei sind Aktien und Fonds bereits verbreitet: Mehr als die Hälfte der privat Vorsorgenden (53 Prozent) setzt auf Wertpapiere. Von diesen betrachten 30 Prozent Aktien und Fonds als entscheidenden Teil ihrer Altersvorsorge, während 22 Prozent sie als kleinen Teil sehen.

Dennoch verzichten 38 Prozent derjenigen, die privat vorsorgen, komplett auf Wertpapiere, und weitere fünf Prozent sind unentschlossen. Blickt man auf die Gesamtheit der Umfrageteilnehmer, so sind nur 40,28 Prozent aller Befragten in Aktien und Fonds investiert. Diese vergleichsweise hohe Zahl verwundert sogar, wenn man bedenkt, dass laut Deutschem Aktieninstitut nicht einmal jeder sechste erwachsene Deutsche in Aktien und Fonds investiert.

Hier könnte das Altersvorsorgedepot den Anteil jener, die auf eine kapitalmarktnahe Altersvorsorge vertrauen, deutlich erhöhen. Das Interesse an der geplanten neuen Vorsorgeform ist laut Postbank-Umfrage groß. 58 Prozent der Erwerbstätigen erwägen, ein solches staatlich gefördertes Altersvorsorge-Depot zu nutzen. Fast jeder zweite Befragte (47 Prozent), der bisher nicht am Kapitalmarkt investiert, würde dank des geplanten Förderprogramms erstmals Geld in Wertpapiere investieren, um für das Alter vorzusorgen. Unter den Befragten, die bereits Fonds und Aktien für die Altersvorsorge nutzen, würden 86 Prozent ihre Investitionen erhöhen. Nur 22 Prozent der Erwerbstätigen würden ihr Anlageverhalten aufgrund des neuen Programms nicht ändern.

YouGov / Postbank

Ob das Al­ters­vor­sor­ge­de­pot brei­te Be­völ­ke­rungs­schich­ten er­rei­chen kann, hängt für Ul­rich Ste­phan, Chefanlagestratege der Postbank, auch da­von ab, wie sich die Ein­stel­lung der Ver­brau­cher zur Wert­pa­pier­an­la­gen ent­wi­ckelt: „Es braucht mehr Mut und Zu­ver­sicht in die Zu­kunft. Es gibt vie­le Bei­spie­le da­für, dass ge­ra­de Al­ters­vor­sor­ge über den Ka­pi­tal­markt ge­lingt – nicht nur in den USA“, meint der Postbank Ex­per­te. Ganz kon­kret könn­ten Spar­an­rei­ze die At­trak­ti­vi­tät des Al­ters­vor­sor­ge­de­pots er­hö­hen: „Bei­spiels­wei­se soll­te das An­ge­bot at­trak­tiv und kos­ten­güns­tig sein. Aber auch steu­er­li­che An­rei­ze wir­ken po­si­ti­v“, so Stephan.

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