KI-Investitionen: Kein kurzfristiger Rettungsanker für die US-Wirtschaft
Trotz großer Hoffnungen wird Künstliche Intelligenz (KI) die US-Wirtschaft 2024/25 nicht retten können, warnt Vanguard-Chefökonom Joe Davis. Warum Anleger ihre Erwartungen zügeln sollten.
Vanguard-Chefökonom Joe Davis warnt vor überzogenen Erwartungen an die wirtschaftlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI). Trotz des Hypes um KI und der damit verbundenen hohen Investitionen glaubt Davis nicht, dass KI die US-Wirtschaft in den Jahren 2024 und 2025 vor einer Abschwächung bewahren wird. In seiner aktuellen Analyse betont er, dass die derzeit hohen Aktienbewertungen nicht durch die Fortschritte in der KI-Technologie gerechtfertigt sind. Während KI langfristig das Potenzial hat, Produktivität und Wirtschaftswachstum zu steigern, seien kurzfristig keine Wunder zu erwarten.
Anzeige
Davis hebt hervor, dass die Investitionen in KI in den USA im vergangenen Jahr 67 Milliarden US-Dollar betrugen und in diesem Jahr voraussichtlich 76 Milliarden US-Dollar erreichen werden. Dennoch geht er davon aus, dass diese Summen bei weitem nicht ausreichen, um das Wirtschaftswachstum bis 2025 signifikant zu steigern. Seiner Einschätzung nach wären KI-bezogene Ausgaben von einer Billion US-Dollar notwendig, um das Wirtschaftswachstum nachhaltig über den Trend von etwa zwei Prozent hinaus zu erhöhen. Diese hohen Ausgaben sind jedoch in so kurzer Zeit unrealistisch, weshalb Davis vor einer wirtschaftlichen Schwächephase warnt.
In seiner Analyse versucht Davis, die Euphorie um KI zu dämpfen und warnt vor überzogenen Erwartungen an die Technologie. "Das Versprechen von KI ist real", erklärt er, "aber es wird einige Zeit dauern, bis sich die wirtschaftlichen Vorteile voll entfalten." Er rät Anlegern, ihre Erwartungen an eine kurzfristige Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne zu überdenken. Die derzeit hohen Aktienkurse, die oft mit den Fortschritten in der KI-Technologie in Verbindung gebracht werden, könnten eine Korrektur erleben, wenn die wirtschaftliche Realität nicht den hohen Erwartungen entspricht.
Langfristig sieht Davis jedoch Potenzial in KI. Er schätzt die Wahrscheinlichkeit auf 45 bis 55 Prozent, dass KI zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitsproduktivität führen könnte. In einem solchen Szenario könnte die US-Wirtschaft zwischen 2028 und 2040 real um etwa 3,1 Prozent pro Jahr wachsen. Doch gleichzeitig warnt Davis vor den Risiken: Es bestehe ein 30 bis 40-prozentiges Risiko, dass die Vorteile von KI nur bescheiden ausfallen könnten und nicht ausreichen, um die wachsenden Staatsdefizite und die altersbedingten Ausgaben auszugleichen.
Anzeige
Abschließend betont Davis die Bedeutung einer gut durchdachten Anlagestrategie. Er empfiehlt Anlegern, sich auf gut diversifizierte Portfolios zu konzentrieren, die ihre individuelle Risikotoleranz und den Anlagehorizont berücksichtigen. Der Fokus sollte darauf liegen, langfristig stabile Renditen zu erzielen, anstatt sich auf kurzfristige Gewinne durch KI-getriebene Spekulationen zu verlassen.