In den letzten Monaten gab es wiederholt Kritik am sogenannten Rentenpaket II der Bundesregierung. Einer der häufigsten Kritikpunkte ist, dass die geplante Reform keine Antwort auf die Alterung der Gesellschaft bietet. Um das Rentenniveau wie geplant dauerhaft bei 48 Prozent zu stabilisieren, müsste der Rentenbeitrag zulasten jüngerer Generationen stark erhöht werden. Nun reiht sich auch Axel Börsch-Supan in den Chor der Kritiker ein. Der promovierte Volkswirtschaftler und Demografie-Experte, der in früheren Jahren auch das Bundeswirtschaftsministerium beriet, findet dabei deutliche Worte.

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Börsch-Supan sprach bei einer Pressekonferenz zum demografischen Wandel im Haus der bayerischen Wirtschaft, wie aktuell die „Frankfurter Rundschau“ berichtet. Und den Plan, das Rentenniveau bis zum Jahr 2039 bei 48 Prozent zu stabilisieren, lehnt er entschieden ab. „Eine Haltelinie einzuführen ist genauso dumm wie im Winter mit Badelatschen rumzulaufen“, wird der gebürtige Darmstädter zitiert. Nach Berechnungen der Bundesregierung muss der Rentenbeitragssatz bis zum Jahr 2035 auf 22,3 Prozent des Bruttolohns steigen, damit das Reformvorhaben umgesetzt werden kann. Aktuell liegt er bei bei 18,6 Prozent des Bruttolohns.

Keine Haltelinie für den Rentenbeitrag

Das Problem: Während für das Rentenniveau eine Haltelinie vorgesehen ist, gibt es für den Rentenbeitrag keine solche Regelung. Deshalb warnte bereits Alexander Gunkel, Bundesvorstand der Deutschen Rentenversicherung, dass die geplante Reform eine Rentenpolitik „auf Kosten der Beitragszahlenden“ sei. In den kommenden Jahren werden sich Millionen Erwerbstätige in den Ruhestand verabschieden, ohne dass ausreichend neue Arbeitskräfte nachrücken. Zudem wird die Rente immer länger ausgezahlt, wie Daten der Rentenversicherung zeigen. Im Jahr 2023 erhielten Männer im Schnitt 20,1 Jahre lang ihre Rente, Frauen sogar 23,28 Jahre. Zehn Jahre zuvor waren es noch 18,33 Jahre bei den Männern und 22,6 Jahre bei den Frauen.

Die Vermutung, dass für die ältere Bevölkerung Politik gemacht werde, äußert nun laut „Frankfurter Rundschau“ auch Börsch-Supan. „Die Versuchung ist natürlich groß, sich in der Politik auf die Älteren zu fokussieren“, denn diese seien zahlenmäßig den Jüngeren weit überlegen, gibt er zu bedenken. „Aber eigentlich sollte sie sich an die jüngere Generation ausrichten. Denn die bezahlen ja die Rechnungen“, so der Ökonom.

Rentenaufschubprämie – „unfassbar“?

Auch ein weiteres Reformvorhaben stößt bei Börsch-Supan auf völliges Unverständnis. Ab dem 1. Januar 2027 ist eine Rentenaufschubprämie geplant, die dazu beitragen soll, dass Senioren in Zeiten des Fachkräftemangels länger erwerbstätig bleiben. Wer den Rentenbeginn aufschiebt und mindestens zwölf Monate über einem Minijob-Niveau weiterarbeitet, soll mit einer Einmalzahlung in Höhe der entgangenen Rentenzahlungen belohnt werden. Diese Prämie kann bis zu drei Jahre angespart werden. Je nachdem, wie lange der angehende Rentner oder die Rentnerin nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterarbeitet, sind hohe fünfstellige Prämien möglich. Die Einmalzahlung soll abgabenfrei erfolgen und um den bis dahin eingesparten Beitragszuschuss der gesetzlichen Rentenversicherung zur Krankenversicherung aufgestockt werden.

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„Für mich ist es unfassbar. Da wirft man Geld hin für etwas, das auch umsonst gehen würde“, kommentiert Börsch-Supan laut der „Frankfurter Rundschau“ dieses Reformvorhaben. Er schlägt stattdessen vor, die Abschläge auf die Rente zu erhöhen, wenn Menschen vorzeitig in den Ruhestand gehen – eine Maßnahme, die „keinen Cent“ kosten würde. Er warnt: Wenn das so weitergehe, werde es erst eine Rentenreform geben, wenn die Rentenversicherung pleite sei.