Die Frage, ob die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) für ältere Menschen unbezahlbar werden, sorgt immer wieder für Diskussionen. Stefan Reker, Mitglied der Geschäftsführung des PKV-Verbands, liefert dazu im Interview mit procontra einige aufschlussreiche Fakten und Erklärungen. Laut Reker zeigt die Diskussion um Rückkehrmöglichkeiten und sogenannte "Schlupflöcher" in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV), dass die PKV als zu teuer wahrgenommen wird. Doch er widerspricht der weit verbreiteten Ansicht, dass die Beiträge für Senioren automatisch untragbar hoch werden.

Anzeige

Einer der häufigsten Kritikpunkte an der PKV ist, dass ihre Beiträge im Gegensatz zur GKV nicht an das Einkommen der Versicherten im Alter angepasst werden. Das bedeutet, dass mit sinkendem Einkommen im Rentenalter der Anteil der Krankenversicherungsbeiträge am Gesamteinkommen höher wird. „Die Beiträge in der PKV orientieren sich – anders als in der GKV – nicht prozentual am Einkommen des Versicherten, sodass die Krankenversicherung bei sinkendem Einkommen im Rentenalter meist einen relativ höheren Teil der Einkünfte beansprucht“, erklärt Reker. Er betont jedoch, dass dies kein grundsätzliches Problem sein muss, wenn Versicherte frühzeitig finanziell vorsorgen.

Reker empfiehlt den Versicherten, für den absehbaren Finanzbedarf im Rentenalter vorzusorgen. Durch die in jungen Jahren niedrigeren PKV-Beiträge im Vergleich zur GKV haben Versicherte die Möglichkeit, regelmäßig Geld zurückzulegen. Er nennt konkrete Zahlen: Bei einem Unterschied von monatlich etwa 200 Euro könnten Versicherte durch eine risikoarme Kapitallebensversicherung nach 30 Jahren eine zusätzliche Rente von über 430 Euro oder eine Kapitalauszahlung von über 120.000 Euro erhalten. „Damit wären die PKV-Beiträge im Alter sehr gut abgesichert,“ fügt Reker hinzu. Zudem bieten viele PKV-Unternehmen spezielle Ansparmodelle wie Beitragsentlastungstarife an, die im Alter eine finanzielle Erleichterung bieten.

Die Daten des PKV-Verbands widersprechen ebenfalls der Annahme, dass die Beiträge im Alter stark steigen. „Die Beiträge in höherem Alter steigen nicht stärker an, sondern sogar langsamer als in den Lebensjahren davor – und mit Alter 60 und 65 sowie in ganz hohen Altern [sinken sie] sogar deutlich“, betont Reker. Er verweist darauf, dass der Durchschnittsbeitrag für über 60-Jährige bei etwa 600 Euro liegt. Damit wird klar, dass die häufig in den Medien zitierten extrem hohen Beiträge eher die Ausnahme sind.

Mediale Verzerrung und die Realität der PKV-Beiträge

Reker kritisiert die Berichterstattung in den Medien, die oft die extremsten Fälle von hohen Beiträgen herausstellen. Laut den PKV-Daten zahlten 2022 nur 2,3 Prozent der Privatversicherten mehr als den Höchstbeitrag der GKV, und Beiträge über 1.000 Euro waren auf 0,07 Prozent der Versicherten beschränkt. Noch seltener waren Monatsbeiträge über 1.500 Euro, die lediglich 0,001 Prozent der Versicherten betrafen, und diese Verträge hatten besonders hohe Leistungsumfänge. „Manche Medien füttern ihre Schlagzeilen gerne mit so spektakulär hohen Beiträgen – doch damit sind sie quasi 99,9 Prozent von der Realität entfernt“, sagt Reker abschließend.

Die Diskussion um die Höhe der PKV-Beiträge im Alter zeigt, dass es wichtig ist, frühzeitig vorzusorgen und die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten zu berücksichtigen. Die PKV bietet durchaus Optionen zur finanziellen Entlastung im Alter, und die tatsächlich gezahlten Beiträge entsprechen oft nicht dem Bild, das in der öffentlichen Debatte gezeichnet wird. Vermittler und Versicherte sollten sich intensiv mit den vorhandenen Vorsorgemöglichkeiten auseinandersetzen, um eine langfristig tragfähige Absicherung zu gewährleisten.

Anzeige