Allianz dominiert, doch der Wettbewerb wächst
Eine neue KIVI-Studie deckt auf, wie sich der deutsche Erstversicherungsmarkt 2023 verändert. Während die Allianz ihre Spitzenposition verteidigt, holen Konkurrenten wie R+V und Generali auf. Besonders spannend: Die Konzentration in der Krankenversicherung erreicht neue Rekorde. Versicherungsbote stellt Ergebnisse der Studie vor.
- Allianz dominiert, doch der Wettbewerb wächst
- Die größten Versicherer in Einzelanalysen
Seit vielen Jahren liefert das Kölner Institut für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI) detaillierte Einblicke in den deutschen Versicherungsmarkt. Die neueste Ausgabe der Studie zeigt den Ist-Zustand des Marktes im Jahr 2023 und beleuchtet die drei zentralen Sparten: Schaden-/Unfallversicherung, Lebensversicherung und private Krankenversicherung.
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Ausgewertet wurden dabei die Prämieneinnahmen aller Versicherer, die 2023 mehr als 50 Millionen Euro an Beitragseinnahmen erzielten. Grundlage der Analyse sind Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der BaFin und des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV). Was aber sagen diese Zahlen über den Zustand des Versicherungsmarktes 2023 aus?
Schadenversicherung: Allianz führt, doch der Abstand zu den Verfolgern schmilzt
Mit einem Prämienvolumen von 102,78 Milliarden Euro bleibt die Schaden- und Unfallversicherung der größte Bereich des Erstversicherungsmarktes und zugleich der umkämpfteste. Die Allianz führt diese Sparte mit 15,75 Prozent Marktanteil weiterhin an, doch die Konkurrenz schläft nicht. Die R+V Versicherung rückt mit 6,92 Prozent der Prämieneinnahmen ins Blickfeld. Besonders stark positionieren sich auch die öffentlich-rechtlichen Versicherer, die mit 12,40 Prozent eine beeindruckende Marktmacht besitzen – diese Gruppe von Versicherern, zu der unter anderem die Sparkassenversicherungen und kommunale Anbieter zählen, profitiert stark von ihrer regionalen Verwurzelung und den engen Kooperationen mit Sparkassen und öffentlichen Banken. Ihre Nähe zu den Kunden und ihre starke lokale Präsenz machen sie zu einem unverzichtbaren Akteur, insbesondere in der Schadenversicherung.
Während die Allianz weiterhin die Spitzenposition hält, ist ihr Abstand zu den Verfolgern nicht mehr so groß wie in den Vorjahren. Mittelgroße Anbieter und Spezialversicherer drängen zunehmend in profitable Nischen und gewinnen Marktanteile. Der Wettbewerb um die Kunden wird intensiver, da immer mehr Versicherer innovative Angebote in spezifischen Bereichen platzieren. Der Kampf um Marktanteile in der Schadenversicherung verschärft sich damit spürbar.
Lebensversicherung: Auch hier rückt die Konkurrenz zur Allianz auf
Mit einem Prämienvolumen von 86,99 Milliarden Euro bleibt die Lebensversicherung der zweitgrößte Bereich des Erstversicherungsmarktes. Auch hier führt die Allianz mit 24,49 Prozent der Prämieneinnahmen, doch der Rückgang ihres Marktanteils – von über 29 Prozent im Jahr 2019 – zeigt, dass sie ihren Vorsprung nicht mehr unangefochten verteidigen kann. Dieser Rückzug resultiert aus einer bewussten Entscheidung der Allianz, das risikoreichere Einmalbeitragsgeschäft zu drosseln, um langfristig stabilere Einnahmen zu sichern. Freilich darf der Rückgang nicht über die noch immer hohe Dominanz von Deutschlands Versicherungsriesen hinweg täuschen.
Die Konkurrenz schläft dennoch nicht: Die Generali folgt mit 9,44 Prozent und dominiert insbesondere das Geschäft mit neuen Produkten, dicht gefolgt von der R+V mit 8,16 Prozent Marktanteil. Besonders interessant ist, dass mittelgroße Versicherer immer besser auf Marktveränderungen reagieren und so langsam, aber stetig Marktanteile hinzugewinnen. Die großen Lebensversicherer spüren den wachsenden Druck neuer Anbieter und digitaler Produkte.
Krankenversicherung: Hohe Konzentration blockiert neue Anbieter
Mit einem Prämienvolumen von 48,04 Milliarden Euro ist die private Krankenversicherung zwar der kleinste, jedoch der am stärksten konzentrierte Markt im deutschen Versicherungswesen. Die Top-10-Anbieter kontrollieren 76,94 Prozent der gesamten Prämieneinnahmen. Die Debeka verteidigt ihren Spitzenplatz mit 16,31 Prozent, gefolgt von der Ergo, die mit 12,37 Prozent eine starke Position in der Krankenzusatzversicherung aufweist. Die Allianz folgt mit 8,64 Prozent.
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Aufgrund dieser starken Konzentration gibt es kaum Raum für neue Player. Hohe Kapitalanforderungen und langfristige Verpflichtungen machen den Einstieg in den Markt schwierig. Auch wenn einige Anbieter versuchen, über Nischen- und Zusatzversicherungen Fuß zu fassen, bleibt der Markt fest in der Hand der großen Player. Gerade die Krankenzusatzversicherung wird jedoch als Wachstumsbereich gesehen, in dem Anbieter wie die Ergo weiter punkten können.
Die größten Versicherer in Einzelanalysen
Die Allianz hält 2023 einen beeindruckenden 17,51 Prozent-Anteil am gesamten Erstversicherungsmarkt und bleibt damit unangefochten die Nummer eins. In der Lebensversicherung sichert sie sich 24,49 Prozent, und auch in der Schadenversicherung führt sie mit 15,75 Prozent. Diese dominierende Position bleibt bestehen, auch wenn die Allianz bewusst Risiken minimiert, wie der Rückzug aus dem Einmalbeitragsgeschäft in der Lebensversicherung zeigt. Die Autoren der Studie schreiben: "Die Allianz bleibt weiterhin der zentrale Akteur im deutschen Erstversicherungsmarkt, der sowohl durch Marktdominanz als auch durch strategische Zurückhaltung langfristige Stabilität anstrebt." Trotz wachsender Konkurrenz in Nischenmärkten behauptet sich die Allianz durch ihre Größe und breite Aufstellung souverän.
R+V: Der stille Herausforderer mit klarem Fokus
Die R+V Versicherung hat sich einen Gesamtmarktanteil von 6,36 Prozent erarbeitet und zeigt besonders in der Schadenversicherung mit 6,92 Prozent Marktanteil ihre Stärke. In der Lebensversicherung behauptet sie sich mit 8,16 Prozent und setzt auf kontinuierliches, strategisches Wachstum. "Die R+V verfolgt eine stille, aber gezielte Wachstumsstrategie, die sich durch Flexibilität und den Eintritt in neue Marktsegmente auszeichnet", heißt es in der Studie. Dieses stetige Wachstum könnte der R+V in Zukunft weitere Marktanteilsgewinne bescheren, ohne die Aufmerksamkeit der größeren Wettbewerber zu sehr auf sich zu ziehen.
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Generali: Innovator in der Lebensversicherung
Mit einem Gesamtmarktanteil von 6,17 Prozent ist die Generali ein bedeutender Akteur im deutschen Erstversicherungsmarkt. Besonders stark ist sie in der Lebensversicherung, wo sie 9,44 Prozent des Marktes hält. Ihre Innovationskraft, insbesondere durch die Einführung digitaler und flexibler Produkte, verschafft ihr Vorteile im Wettbewerb. "Generali hat verstanden, dass der Wettbewerb in der Lebensversicherung nicht nur durch bewährte Modelle, sondern durch innovative digitale Angebote entschieden wird," schreiben die Autoren der Studie. Dieser Ansatz hilft der Generali, sich in einem hart umkämpften Markt zu behaupten und weiterzuwachsen.
Ergo: Die Kraft der Spezialisierung in der Krankenversicherung
Die Ergo hält einen Gesamtmarktanteil von 5,77 Prozent und ist besonders stark in der Krankenversicherung, wo sie 12,37 Prozent des Marktes kontrolliert. Ihr Fokus auf die Krankenzusatzversicherung hat sich als strategisch kluger Schritt erwiesen, da dieser Bereich großes Wachstumspotenzial bietet. In der Studie heißt es: "Die Stärke der Ergo liegt in der strategischen Fokussierung auf den wachsenden Markt der Krankenzusatzversicherung." In der Schaden- und Lebensversicherung hat die Ergo zwar geringere Marktanteile, doch durch ihre klare Spezialisierung bleibt sie weiterhin gut positioniert und kann von den Wachstumschancen in der Krankenzusatzversicherung profitieren.
Öffentlich-rechtliche Versicherer: Regionale Stärke als Schlüssel
Die öffentlich-rechtlichen Versicherer halten zusammen einen Gesamtmarktanteil von 9,70 Prozent. Ihre Stärke liegt vor allem in der Schadenversicherung, wo sie 12,40 Prozent des Marktes auf sich vereinen. Diese Gruppe profitiert stark von ihrer regionalen Präsenz und den engen Verbindungen zu Sparkassen und öffentlichen Banken, was ihnen eine konstante Kundennähe und Vertrauen verschafft. "Ihre regionalen Netzwerke und ihre lokale Verwurzelung machen die öffentlich-rechtlichen Versicherer zu einem entscheidenden Akteur im deutschen Versicherungsmarkt," schreiben die Autoren der Studie. Diese Stärke könnte es ihnen ermöglichen, in einem umkämpften Markt weiterhin relevant zu bleiben und sich gegen die großen Anbieter zu behaupten.
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Fazit: Spezialisierung und Anpassungsfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg
Die KIVI-Studie zeigt, dass während die Allianz mit 17,51 Prozent des Gesamtmarktes weiterhin die dominante Kraft ist, Unternehmen wie R+V, Generali und Ergo durch Spezialisierung und innovative Strategien aufholen. Besonders in Nischen wie der Krankenzusatzversicherung bieten sich Wachstumschancen, die von Unternehmen wie der Ergo erfolgreich genutzt werden. Die Schadenversicherung bleibt der umkämpfteste Bereich, während in der Lebensversicherung und Krankenversicherung eine stärkere Konzentration zu beobachten ist. Wer flexibel auf Marktveränderungen reagiert, wird in den kommenden Jahren die besten Chancen haben, sich weiter zu behaupten. Die Studie kann käuflich erworben werden (Informationen hierzu stellen die Experten von Assekurata auf ihrer Webseite zur Verfügung).
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