Im Dezember 2018 hatte die Deutsche Familienversicherung im zweiten Anlauf den Sprung auf das Börsenparkett geschafft. Eigentlich wollte der Versicherer bereits am 14. November 2018 an der Frankfurter Wertpapierbörse durchstarten. Doch kurz vor dem geplanten Start machte das Insurtech einen Rückzieher. Als Grund nannte der Versicherer das aktuell schwierige Kapitalmarktumfeld.

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Beim zweiten Versuch hatte es das Frankfurter Unternehmen auf das Börsenparkett geschafft und wird seither am regulierten Markt, dem Prime Standard, der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Einen großen Anteil am Börsengang hat die VPV Lebensversicherung. Denn der Versicherer aus Stuttgart sicherte sich damals 15,6 Prozent der Anteile.

Doch der Weg in Richtung Profitabilität war steinig. Erst im Geschäftsjahr 2022 konnte die DFV Deutsche Familienversicherung einen Gewinn einfahren. Es war das erste positive Konzernergebnis seit dem Börsengang „Trotz aller Schwierigkeiten im makroökonomischen Umfeld können wir mit den Ergebnissen des Jahres 2022 zufrieden sein. Das (Wieder-) Erreichen der Profitabilität bei weiterhin überdurchschnittlichem Wachstum ist eine gute Grundlage, um als digitaler börsennotierter Direktversicherer die Profitabilität im Jahr 2023 und den folgenden Jahren bei konsequentem Wachstum fortzuschreiben.“, kommentierte Dr. Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Deutschen Familienversicherung, damals.

DFV plant Delisting von der Frankfurter Börse

Um so überraschendet kommt nun die aktuelle Meldung. Denn die DFV Deutsche Familienversicherung AG hat den Rückzug von der Frankfurter Wertpapierbörse angekündigt. Hierfür hat der Versicherer eine Vereinbarung mit der Haron Holding S.A. getroffen. Die Haron Holding S.A., die in Luxemburg ansässig ist und dem DFV-Großaktionär Luca Pesarini gehört, wird den Aktionären der DFV ein freiwilliges öffentliches Übernahme- und Delisting-Angebot unterbreiten. Den Aktionären wird angeboten, ihre Aktien für voraussichtlich 6,60 Euro pro Aktie zu verkaufen.

Laut Angaben der Haron Holding S.A. wurde mit mehreren Großaktionären, darunter Stefan Knolls SK-Beteiligungen GmbH, eine Nichtandienungsvereinbarung geschlossen. Das bedeutet, dass das Kaufangebot von 6,60 Euro pro Aktie für deren Aktien nicht gilt. Betroffen sind 10.012.245 Aktien, was den Großteil der insgesamt 14.587.780 DFV-Aktien ausmacht. Die Haron Holding hält selbst bereits 1.358.536 Aktien, und Luca Pesarini besitzt persönlich weitere 2.288.748 DFV-Aktien. Folglich ist das Angebot nur für die verbleibenden 928.251 Aktien im Streubesitz gültig.

Beim Börsengang lag der Erstkurs bei 12,30 Euro, und im Juli 2020 wurden die Papiere mit bis zu 26 Euro gehandelt. Der aktuelle Börsenkurs liegt bei 6,50 Euro. Sollte der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ermittelte Mindestpreis höher sein, werde der endgültige Angebotspreis angepasst, teilte die Deutsche Familienversicherung in einer Pressemitteilung mit.

Die DFV verpflichtet sich im Gegenzug, den Antrag auf Widerruf der Zulassung ihrer Aktien zum Handel im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse zu stellen. Durch den Rückzug von der Börse will die DFV strategisch flexibler werden und jährliche Einsparungen von rund 2,5 Millionen Euro erzielen. Außerdem soll die Entlastung von umfangreichen Berichtspflichten der Unternehmensführung ermöglichen, sich stärker auf profitables Wachstum zu konzentrieren.

Die Zulassung der Aktien der DFV zum Handel am regulierten Markt sei für die DFV mit erheblichen finanziellen und personellen Belastungen verbunden, die den Geschäftsalltag beeinträchtigen, erklärte der Versicherer. Dazu gehören umfangreiche Berichtspflichten, zeitaufwendige Veröffentlichungserfordernisse und zusätzliche Abschlüsse nach internationalen Rechnungslegungsstandards. Die DFV plant, den Börsenrückzug im Laufe des Jahres 2024 abzuschließen.

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