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Die deutsche Versicherungsbranche zeigt sich aktuell stabil, steht jedoch vor Herausforderungen, die insbesondere durch steigende Schadenaufwendungen und die hohe Inflation bedingt sind. Julia Wiens, Exekutivdirektorin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), äußerte im Rahmen des GDV Insurance Summits klare Kritik an der aktuellen Herangehensweise einiger Versicherer. Besonders im Fokus steht dabei der Umgang mit den steigenden Kosten, die nicht nur durch höhere Schadensummen, sondern auch durch Inflation und damit verbundene Anpassungen der Prämien und Rückstellungen entstehen.

Auf den ersten Blick scheint die Versicherungsbranche in Deutschland eine solide Grundlage zu haben. Die Zinsentwicklung der vergangenen Jahre hat vielen Unternehmen in die Karten gespielt, was zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Kennzahlen und einer Stärkung der Risikotragfähigkeit geführt hat. Die höhere Verzinsung bei Neu- und Wiederanlagen wirkt sich positiv auf die Ertragslage aus, was wiederum den Versicherten zugutekommt. Wiens betonte dabei: „Die Situation der deutschen Versicherer ist sehr stabil – und derzeit spricht vieles dafür, dass dies auch so bleiben wird.“

Allerdings weist die BaFin auch darauf hin, dass diese Stabilität nicht bedeutet, dass die Branche keine Anpassungen vornehmen muss. Besonders im Hinblick auf die gestiegenen Schadenaufwendungen in bestimmten Sparten sehen die Aufseher kritischen Handlungsbedarf. Dies betrifft insbesondere die Kfz-Versicherung, eine der bedeutendsten Sparten der Branche.

Kfz-Versicherung unter Druck: Inflation und Schadenaufwendungen

Besondere Aufmerksamkeit der BaFin gilt den Kfz-Versicherern, die in den letzten Jahren mit einem deutlichen Anstieg der Schadenaufwendungen konfrontiert waren. Die hohen Kosten für Reparaturen, Ersatzteile und Löhne belasten die Versicherer spürbar. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die Inflation, die nicht nur allgemeine Lebenshaltungskosten, sondern auch die Schadensabwicklung verteuert.

Wiens äußerte sich in diesem Zusammenhang kritisch: „Dahingegen sehe ich den Umgang einzelner Versicherer mit den gestiegenen Schadenaufwendungen durchaus kritisch.“ Diese deutliche Aussage zeigt, dass die BaFin nicht mit der bisherigen Herangehensweise aller Unternehmen zufrieden ist. Insbesondere die teilweise unzureichenden Prämienanpassungen und Reserveanpassungen werden von der Aufsichtsbehörde als Problem gesehen. Während einige Versicherer bereits auf die Entwicklung reagiert haben, bleiben andere zurückhaltend, was langfristig zu finanziellen Problemen führen könnte.

Prämienanpassungen als notwendige Maßnahme

Die BaFin sieht klare Notwendigkeiten, wie Versicherer auf die steigenden Kosten reagieren sollten. Eine davon ist die Erhöhung der Prämien, um den gestiegenen Schadenaufwendungen gerecht zu werden. Dies betrifft insbesondere Sparten wie die Kfz-Versicherung, wo die Schäden kontinuierlich zunehmen, die Prämieneinnahmen jedoch häufig nicht ausreichen, um diese zu decken. Unternehmen, die in dieser Sparte weiterhin defizitär arbeiten, geraten zunehmend in Schwierigkeiten.

Julia Wiens betont, dass die BaFin von den Versicherern erwartet, entsprechend zu handeln: „Dauerhaft defizitäre Sparten akzeptieren wir nicht. Wir erwarten deshalb, dass die Versicherer im kommenden Jahr weiter nachbessern, soweit dies erforderlich ist.“ Diese klare Ansage unterstreicht, dass die BaFin nicht bereit ist, eine langfristig defizitäre Geschäftspolitik hinzunehmen. Vielmehr müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um ihre Prämien anzupassen und Reserven zu stärken, um auch in Zukunft finanzielle Stabilität gewährleisten zu können.

Neben der Erhöhung der Prämien ist die Anpassung der Rückstellungen ein weiteres Thema, das die Versicherer beschäftigt. Rückstellungen werden gebildet, um künftige Schadensfälle zu finanzieren. Angesichts der steigenden Kosten ist es unumgänglich, diese Rückstellungen entsprechend anzupassen. Doch auch hier hat die BaFin festgestellt, dass einige Unternehmen zurückhaltend agieren und ihre Reserven nicht ausreichend erhöhen. Dies birgt das Risiko, dass sie bei größeren Schadensereignissen nicht ausreichend abgesichert sind.

Die BaFin fordert daher eine verstärkte Aufmerksamkeit der Unternehmen auf ihre langfristige Risikotragfähigkeit. Die Regulierungsbehörde erwartet, dass die Versicherer nicht nur kurzfristig auf steigende Schadenaufwendungen reagieren, sondern auch strategische Maßnahmen zur langfristigen Absicherung ihrer Geschäftsfelder ergreifen.

Konsequenzen für die Versicherer

Für Versicherer, die nicht auf die Forderungen der BaFin reagieren, könnten die nächsten Jahre schwierig werden. Eine dauerhaft defizitäre Geschäftspolitik gefährdet nicht nur die finanzielle Stabilität der Unternehmen, sondern auch das Vertrauen der Kundinnen und Kunden. Die BaFin wird genau beobachten, wie die Versicherer auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre finanzielle Stabilität zu sichern.

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Die Kfz-Versicherung steht hierbei besonders im Fokus, da sie eine der größten Sparten der Versicherungsbranche darstellt und aufgrund der hohen Schadenaufwendungen und Inflationsentwicklung besonders stark betroffen ist. Unternehmen, die in dieser Sparte tätig sind, müssen sicherstellen, dass sie ihre Prämien und Reserven entsprechend anpassen, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können.