"Hast du nur 4.000 Euro zur Verfügung? Ich zeige dir, wie du in nur drei Monaten für immer ausgesorgt hast!“ Solche reißerischen Sprüche findet man oft bei Finfluencern auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube. Junge Menschen, die als Influencer über Social Media Anlageempfehlungen abgeben und finanzielle Unabhängigkeit versprechen, verfolgen dabei oft auch eigene Interessen: Sie verdienen an diesen Empfehlungen mit.

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Eine Umfrage der Aufsichtsbehörde BaFin aus dem Mai 2024 zeigt nun, dass derartige Finfluencer bereits einen großen Einfluss auf die Geldanlage junger Menschen haben. Befragt wurden repräsentativ 1.000 Personen im Alter von 18 bis 45 Jahren, die in den letzten zwei Jahren Geld angelegt haben. Mehr als die Hälfte der jungen Anleger sieht soziale Medien als verlässliche Informationsquelle für Finanzthemen. Und eine Mehrheit von 60 Prozent stimmt sogar der Aussage zu, dass Finfluencer eine gute Alternative zur professionellen Beratung sei - also zur "klassischen" Beratung zum Beispiel durch Finanzanlagenvermittler oder Honorarberater. Über die Ergebnisse der Umfrage berichtet die Behörde in einem Fachaufsatz.

Hohe Reichweite, beachtliche Abschlussquote

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass Finfluencer bereits über eine beachtliche Reichweite verfügen. Auf die Frage „Haben Sie schon einmal Informationen zu Finanzthemen von Finfluencern erhalten?“ antworteten mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) mit „Ja“. Noch eindrucksvoller ist, dass 88 Prozent derjenigen, die auf Finfluencer aufmerksam wurden, auch tatsächlich einen Anlagetipp wahrgenommen haben.

Die Studie zeigt zudem eine bemerkenswerte Abschlussquote bei Finfluencer-Empfehlungen: 80 Prozent derjenigen, die Anlagetipps von Finfluencern verfolgen, bemerken, dass sie einen direkten Link zum Investment erhalten. Von diesen kaufen 57 Prozent das Produkt direkt über den Link, weitere 25 Prozent entscheiden sich für das Produkt, nutzen jedoch andere Wege zum Kauf.

Der wachsende Einfluss der Finfluencer wirkt sich auf die Anlageentscheidungen aus. So haben 32 Prozent der Befragten in den letzten zwei Jahren in Kryptowährungen investiert. Unter den Social-Media-Nutzern liegt dieser Anteil sogar bei 43 Prozent, während er bei denen, die keine sozialen Medien nutzen, lediglich 25 Prozent beträgt. „Soziale Netzwerke spielen also gerade bei Investitionen in Kryptowährungen eine wesentliche Rolle“, folgert die BaFin.

Befragt wurden 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher im Alter von 18 bis 45 Jahren.BaFin Journal 23.09.2024

Wer vergütet Finfluencer - und welche Qualifikation haben sie?

In ihrem Fachaufsatz nennt die BaFin vor allem die fehlende Transparenz bei der Vergütung als Problem. „Finfluencer müssen bislang nicht offenlegen, wer sie für ihre Tipps bezahlt und wie hoch ihre Provisionen und sonstigen Einkünfte sind. Vielen jungen Anlegerinnen und Anleger ist auch überhaupt nicht bewusst, dass Finfluencer für ihre Empfehlungen regelmäßig eine Vergütung erhalten. Das betrifft insgesamt 37 Prozent der Befragten“, schreibt die Behörde.

Aber es gibt noch ein weiteres Problem, auf das die BaFin nicht hinweist: Finfluencer müssen keine Qualifikation für ihre Tätigkeit nachweisen. Und es stellt sich die Frage, wer bei falschen oder unseriösen Empfehlungen haftet.

Aufsehen erregt in diesem Zusammenhang eine internationale Studie des Swiss Finance Institutes, die im Mai 2023 veröffentlicht wurde. Sie analysierte Prognosen von Finfluencern auf der Plattform Stocktwits, einem Social-Media-Netzwerk für Anleger. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Hälfte der Finfluencer schnitt schlechter ab als der Markt. Laut Studie sind nur 28 Prozent der Finfluencer qualifiziert, 16 Prozent gelten als unqualifiziert und 56 Prozent verfügen sogar über eine negative Qualifikation („antiskill“), was bedeutet, dass sie eher schädliche Empfehlungen geben, die mit Verlusten verbunden sind. Allerdings bezog sich die Untersuchung nicht ausschließlich auf den deutschen Markt.

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Die BaFin möchte Finfluencer nicht pauschal verurteilen, spricht sich jedoch für eine strengere Regulierung aus. „Bei Anlagetipps in sozialen Medien rät die BaFin zur Vorsicht. Zwar gibt es in den sozialen Netzwerken auch qualitativ hochwertige Informationsangebote zur Geldanlage und seriöse Ratschläge. Allerdings kursieren dort ebenso zahlreiche falsche oder nur teilweise richtige Darstellungen“, erklärt die Finanzaufsicht.